„Nicht ignorieren“Kölner Student ist nach Infektion dankbar für die Corona-Warnapp

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Die Warn-App gibt es seit dem 16. Juni.

  • In Köln sind bisher 17 Kontaktpersonen, die über die Corona-App gewarnt wurden, im Gesundheitsamt und im Infektionsschutzzentrum getestet worden.
  • Der Student Johannes S. ist einer von ihnen.
  • Wir haben mit dem 23-Jährigen über Corona, den Verlauf und seine Erfahrungen mit der App gesprochen.

Köln – Es war ein schöner Freitagabend vor gut zwei Wochen. Student Johannes S. (23, Name geändert) war mit sieben Mitstudenten erst im Brauhaus, dort saß man draußen. Anschließend gingen alle gemeinsam noch in die Wohnung einer Kommilitonin. „Vielleicht war das der Fehler, dass wir alle in einem geschlossenen Raum waren“, sagt er.

Eine der Bekannten verspürte danach Corona-Symptome. Am Mittwoch darauf informierte sie die Runde schon vorab mit einer Whatsapp-Nachricht über ihren Verdacht und ließ sich dann am nächsten Tag testen. Das Ergebnis: positiv. Sie gab den Code, den man in solchen Fällen bekommt, in ihre Corona-App ein. Alle ihre Kontaktpersonen erhielten daraufhin die offizielle Warnung, dass sie sich angesteckt haben könnten – weil sie über längere Zeit nah mit einem Infizierten zusammen waren. In diesem Fall taucht eine entsprechende Nachricht auf dem Handy-Display auf.

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„Ich bin schon gleich nach der Whatsapp-Nachricht zum Gesundheitsamt gegangen und habe mich testen lassen, das ging sofort“, sagt Johannes S. Das Ergebnis: positiv. Er sei also nicht ein idealtypischer Fall, der direkt von der Corona-App benachrichtigt wurde, aber er habe doch gemerkt, wie wichtig das Instrument sei, um alle Betroffenen zu informieren und die Infektionskette so zu unterbrechen. Whatsapp-Nachrichten auf dem Smartphone kann nun einmal nur ein begrenzter Kreis erhalten.

Kölner Student hatte Angst vor Kurzatmigkeit

Nachdem er das positive Ergebnis bekommen hatte, rief er die in der Warn-App angegebene Hotline an und bekam ebenfalls einen Code, den er eingab – mit dem wiederum seine Kontaktpersonen gewarnt wurden. Auch alle anderen aus der Freitagabend-Gruppe hatten sich testen lassen und auch bei ihnen war das Ergebnis positiv. Alle gingen in Quarantäne.

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Seine Lebensgefährtin, die nicht in der Runde mit dabei war, hat er angesteckt. „Klar, wir waren viel zusammen.“ Seine Angehörigen sind gesund. Am Anfang habe er sich schon sehr erschrocken über das Ergebnis. „Aber dann habe ich immer bis zum nächsten Tag hingelebt. Das Wichtigste für mich war, dass ich nicht kurzatmig wurde. Dann ging die Angst langsam.“

Bei Johannes S. – und auch bei den anderen aus der Gruppe – hat die Krankheit glücklicherweise einen milden Verlauf genommen. „Mir geht es eigentlich ganz gut.“ Sein Geruchssinn war leicht eingeschränkt und er hatte von Zeit zu Zeit Husten. Das Gesundheitsamt betreut ihn telefonisch. Die Corona-App kontrolliert nicht, ob Quarantäne-Maßnahmen und Kontaktverbote eingehalten werden. Die Tage des Alleinseins empfindet S. zwar als etwas zäh, aber durchaus aushaltbar. „Das Studium läuft ohnehin online, so dass das keine große Umstellung war. Ich komme gut zum Lernen.“ Bekannte versorgen ihn mit Lebensmitteln.

Lob für das Kölner Gesundheitsamt

Die App zu nutzen, würde er jedem empfehlen. „Es bringt einem nichts, wenn man Symptome ignoriert und damit andere in Gefahr bringt. Es ist für einen selbst beruhigend, wenn man mit dem Gesundheitsamt in Kontakt steht. Die machen das sehr gut.“

Die App beruht auf Anonymität. Weder das federführende Robert-Koch-Institut noch irgendjemand sonst, heißt es, können auf die Identität, den Gesundheitsstatus oder den Standort eines Nutzers schließen – etwa, ob man sich in einem Restaurant oder einem Supermarkt zu einer bestimmten Zeit angesteckt hat.

Wenn der sogenannte Superspreader aber nun einmal zum eigenen Freundeskreis gehört – gibt es da Schuldzuweisungen? Nein, sagt Johannes S. Denn niemand wisse, wer genau die Infektion eingeschleppt hat. Das müsse ja nicht die Bekannte gewesen sein, die als erste Symptome verspürte.

Die Quarantäne des Studenten endet regulär an diesem Mittwoch – wenn er in den letzten 48 Stunden keine Symptome mehr hat. „Es sieht gut aus. Nur der Geruchssinn ist noch nicht ganz wieder da.“ An diesem Mittwoch wird er noch einmal mit dem Gesundheitsamt sprechen. Einen erneuten Test muss er nicht machen.

„Ich gehe dann aber nicht in die Welt hinaus und sage: Ich bin immun.“ Dazu sei der Stand der Wissenschaft noch zu unsicher. Geschlossene Räume mit vielen Menschen wird er erstmal meiden. Beunruhigend findet er Berichte über mögliche Spätfolgen von Corona. „Aber da sage ich mir: Die Forschung bringt fast jeden Tag neue Ergebnisse.“ Die Corona-Warnapp bleibt installiert. Seinen Warn-Status muss Johannes S. selbst wieder herausnehmen. Die Gruppe hat sich schon ausgetauscht, wie das funktioniert. 

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