„Seither kein Corona-Fall“Erste Kölner Schule steigt auf Wechselunterricht um

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Köln – Die steigenden Infektionszahlen haben Schulleiter Martin Süsterhenn nervös gemacht. Nach dem 25. Corona-Fall an der Katharina-Henoth-Gesamtschule seit den Ferien sprach er bei der Bezirksregierung vor und bat um ein befristetes Umsteigen auf Wechselunterricht in der Oberstufe, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen.

„Fast alle Infektionsfälle betrafen die Jahrgangsstufen 12 und 13.“ Also die Jahrgänge, wo das Virus aufgrund des Kurssystems und der vielen Kontakte besonders schwer zu kontrollieren ist und gleichzeitig viele Quarantänefälle nach sich zieht. Dem hat die Bezirksregierung stattgegeben. Als erste Kölner Schule gab es die Ausnahmegenehmigung, in den beiden Jahrgangsstufen befristet auf einen Wechsel von analog und digital umzustellen.

Die jeweils in Gruppe A und B geteilten Kurse kommen im täglichen Wechsel in die Schule. Ein Modell, das sich viele Kölner Schulleiterinnen und Schulleiter sehnlich wünschen, um mehr Ruhe in die vielerorts angespannte Situation zu bekommen. Zuletzt hatte die Gesamtschule Holweide sich vergeblich bemüht und eine Absage kassiert.

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Bereits zwei Wochen läuft der Wechselunterricht und wird nun nach Bedarf wochenweise verlängert. Der Effekt: „Seither gab es an unserer Schule keinen einzigen weiteren Corona-Fall“, sagt Süsterhenn. Er ist dankbar, dass der für seine Schule zuständige Dezernent sich darauf eingelassen hat.

Für den Rektor ist das nach den Erfahren der letzten Wochen keineswegs eine Einschränkung der Qualität von Schule. Im Gegenteil. Die zeitweise Halbierung der Lerngruppen findet er bereichernd: „Mit einem Kurs von 13 Schülerinnen und Schülern arbeiten wir plötzlich viel intensiver und auf einem ganz anderen Niveau. Da gibt es auch zurückhaltende Schülerinnen und Schüler, die im Schutz der kleineren Gruppe plötzlich großartig mitarbeiten.“ Inhaltlich gehe nichts verloren.

Süsterhenn wünscht sich das Vertrauen von Bezirksregierung und Schulministerium, dass die Schulen das schon richtig machen und selber einschätzen können, wann der Zeitpunkt für solche Maßnahmen gekommen ist.

Köln hält an 14-tägiger Quarantäne fest

An vielen Schulen ist problematisch, dass viele Schüler und teilweise auch zahlreiche Lehrer durch Quarantäneanordnungen des Gesundheitsamtes ausfallen und eine Verkürzung der Quarantäne in Köln weiter nicht möglich ist. Zwar hat Gesundheitsminister Jens Spahn Mittwoch eine neue Verordnung in Kraft gesetzt, die das ermöglichen würde. Der Kern: Mehr Schüler in Quarantäne, aber dafür kürzer.

Die Verordnung sieht vor, dass bei einem Corona-Fall nun grundsätzlich die ganze Klasse oder der ganze Kurs für allerdings nur fünf Tage in Quarantäne gehen. Am letzten Tag wird dann bei allen Schülern ein Schnelltest gemacht. Fällt der negativ aus, können die Kinder wieder in die Schule. Nur: In Köln wird diese Verordnung noch nicht umgesetzt.

„Wir halten an unserer bisherigen erfolgreichen Strategie fest und befinden uns diesbezüglich in enger Abstimmung mit dem NRW-Gesundheitsministerium“, erklärte Professor Gerhard Wiesmüller, Leiter der Abteilung Infektionshygiene beim Kölner Gesundheitsamt. Will sagen: 14 Tage nicht verkürzbare Quarantäne für Schüler, die das Gesundheitsamt als Kontaktpersonen 1. Grades identifiziert.

Versetzter Unterrichtsbeginn mit großen Effekt

Bei der Entzerrung des Unterrichtsbeginns zur Minderung des Infektionsrisikos im Öffentlichen Nahverkehr gibt es inzwischen vier Kölner Schulen, denen dies bewilligt wurde. Neben der Katharina-Henoth-Gesamtschule sind dies die Lise-Meitner-Gesamtschule, das Herder-Gymnasium und die Max-Ernst-Gesamtschule in Bocklemünd. Dort kommen drei Viertel der 1100 Schülerinnen und Schüler mit Bus und Bahn zur Schule.

„Uns ist es gelungen, mit minimalem Aufwand einen sehr großen Effekt zu erzielen“, freut sich Schulleiter Ralf Emmermann . Seit einer Woche beginnen ausgewählte Klassen aus der 6. bis 9. Jahrgangsstufe nun 15 Minuten später. Die Entzerrung mache sich morgens vor dem Schultor sehr positiv bemerkbar, resümiert der Schulleiter. Die 15 Minuten weniger Unterricht werden kompensiert durch Aufgaben, die zu Hause bearbeitet und im Unterricht besprochen werden.

Kurios: Ein vergleichbares Modell, das Kaiserin-Augusta-Schule und Friedrich-Wilhelm-Gymnasium beantragt hatten, wurde in dieser Woche von der Bezirksregierung abgeschmettert mit dem Hinweis auf die Erlasslage. Dass der dort um 20 Minuten spätere Beginn durch Distanzunterricht kompensiert werden solle, vertrage sich nicht mit der vom Schulministerium gesetzten Priorität auf Präsenzunterricht, hieß es dort zur Begründung.

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