„Wir sind alle Konsumopfer“So lief der Black Friday in der Kölner Innenstadt

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Dichtgedrängte Menschenmengen am Black Friday in der Kölner Innenstadt.

Köln – Für die einen ist es der schlimmste Ausdruck von blindem Konsumrausch, für die anderen eine gute Gelegenheit, um günstig an eine neue Winterjacke zu kommen – auch in diesem Jahr spaltet der Black Friday die Gemüter.

Zumindest aber für die Einzelhändler in Köln ist er eine Wohltat. Denn trotz steigender Infektionszahlen zogen große Menschenmengen dichtgedrängt durch die Fußgängerzonen der Innenstadt und ließen sich dabei von Rabattaktionen und blinkenden Reklamen in die Geschäfte locken.

Andrang laut Verkäufern nicht so groß wie vor Corona

„Der Black Friday ist sehr wichtig für uns geworden“, erzählt ein Verkäufer aus dem Media Markt auf der Hohe Straße „und dieses Jahr sieht es sehr gut aus.“ Ähnlich äußern sich seine Kolleginnen und Kollegen auf der Schildergasse, auch wenn im Vergleich mit den letzten Jahren der Andrang nicht ganz so groß zu sein scheint.

Alles zum Thema Schildergasse

„Einen eher ruhigen Black Friday“ erlebt ein Verkäufer im Snipes, eine H&M Verkäuferin auf der Schildergasse bestätigt diesen Eindruck. Genauso sei auch im New Yorker auf der Hohe Straße der Andrang nicht so groß wie noch vor der Corona-Pandemie. Die Leute seien angesichts der steigenden Infektionszahlen wieder vorsichtiger geworden, vermutet ein Verkäufer.

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Mit Plakaten versucht die Stadt auf die Maskenpflicht auf der Schildergasse hinzuweisen.

Vorsicht, das war auch das Zeichen, dass die Stadt Köln kurz vor dem Black Friday noch aussenden wollte: Kurzfristig erließ die Stadt ab Freitag eine Maskenpflicht auf Weihnachtsmärkten, aber auch in den Einkaufspassagen auf der Hohe Straße und auf der Schildergasse. Entsprechende Plakate ermahnten die Passanten an ihre Pflicht.

Zwar hielten sich die meisten auch an die Regel, trotzdem waren immer wieder unbedeckte Gesichter in der Menschenmenge zu finden. Kontrollen des Ordnungsamtes waren nicht zu beobachten.

Gemischte Stimmung bei Schnäppchenjägern

Auch wenn der Riesenansturm ausblieb - Straßen und Geschäfte waren trotzdem prall gefüllt. Die Stimmung bei den Schnäppchenjägern war allerdings gemischt. „Für den Einzelhandel ist Corona eine Existenzfrage“, sagt Julian (Name geändert). Deswegen sei es wichtig die Geschäfte vor Ort zu unterstützen.

Richtig wohl fühlen er und seine zwei Begleiterinnen sich angesichts der Menschenmengen aber nicht. Zum Weihnachtsmarkt wollen die drei nun nicht mehr gehen. „Die Stadt kann hier am Black Friday noch nicht mal die Maskenpflicht kontrollieren. Wie soll das dann mit 2G auf den Weihnachtsmärkten klappen?“, fragt sich Anna.

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Herbert Küppers protestiert gegen den Kaufrausch am Black Friday.

Herbert Küppers hält von dem Konsumfest auf der Schildergasse gar nichts. Mit einem bedruckten Schild mit der Botschaft „weniger“ läuft er durch die Einkaufsstraßen um mit „Spaß und Provokation“ gegen den Konsumrauch zu protestieren. „Die Menschen müssen begreifen: es geht so nicht weiter“. Angesichts des Klimawandels müssten die Menschen Verzicht lernen.

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Christopher ist mit zwei Freundinnen auf Shoppingtour. Die drei sehen die späte Ankündigung der Maskenpflicht und die großen Menschenmengen kritisch, aber „wie sind genauso große Konsumopfer wie alle anderen auch. Das muss man nicht schönreden“, sagt Christopher lachend.

Immerhin sei eine Shoppingtour aber auch ein soziales Event. Nachdem sie ihre Einkäufe beisammenhaben, wollen die drei noch Cocktails trinken gehen. So habe das Ganze auch sein Gutes, findet er.  

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