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Spurensuche in KölnAls die „Elektrische“ noch durch Porz-Wahn fuhr

Lesezeit 3 Minuten

Das Depot der Wahner Straßenbahn an der Heidestraße. Heute befindet sich hier ein Reifenhandel.

Köln – Ein kurzes, etwa zwei Meter langes Stück Straßenbahngleis glänzt am Linder Mauspfad in der Sonne. Es kommt aus dem mit wildem Gestrüpp bewachsenen Grundstück, das sich hinter einem verrosteten Gitter auf dem Gelände der Bundeswehr ausbreitet, und führt ins Nichts.

Das Gleis gehörte einmal zu der Bahntrasse, die von der Munitionsfabrik in Lind bis zur Kaserne führte. Dort, wo heute die Reste der Gleise vor sich hin rosten, trafen einst zwei wichtige Bahnlinien aufeinander: Zum einen eine Stichlinie zur Kleinbahn, die von Siegburg (Rhein-Sieg-Kreis) bis nach Köln-Zündorf führte – und die nur wenige Kilometer lange Strecke, auf der von 1917 bis 1961 Straßenbahnen zwischen dem Bahnhof Wahn, dem Ortszentrum und den Militäreinrichtungen am Rande der Wahner Heide verkehrten.

Benno Krix, Hobby-Historiker aus Wahn, ist den Spuren dieser Straßenbahn, der „Elektrischen“ wie sie genannt wurde, nachgegangen: Die damalige Gemeinde Wahn hatte den Bau einer elektrisch betriebenen Straßenbahn im Juli 1916 mit dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE) vertraglich beschlossen. Der Betrieb der Bahn wurde für die Dauer von 60 Jahren an das RWE verpachtet.

Jungfernfahrt 1917

Am 6. Mai 1917 startete die Elektrische zu ihrer Jungfernfahrt. Doch die Glocke, mit der er die Abfahrt signalisierte, zog Straßenbahnführer Heinrich Bender bereits am 1. Oktober 1961 zum letzten Mal.

Nach nur 44 Jahren war Schluss mit dem Betrieb der Straßenbahn. Sie hatte nämlich statt Gewinne zu erwirtschaften ständig Verluste eingefahren. „Das hatte das RWE wohl schließlich dazu gebracht, den Vertrag mit der Gemeinde Wahn – inzwischen in der Stadt Porz aufgegangen – vorzeitig aufzulösen“, sagt Krix.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Beförderungsleistungen der Bahn – allein im Jahr 1938 hatten insgesamt elf Mitarbeiter in vier Triebwagen und vier Beiwagen immerhin 489.525 Menschen transportiert – deutlich zurückgegangen.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Was von der Elektrischen noch übrig ist.

Heute erinnert nur noch wenig an die Straßenbahn: Die Schienen im Grünzug, der sich am Rande des Linder Mauspfads bis Spich windet, sind verschwunden. „Ab 1961 wurden die Gleise Stück für Stück entfernt“, sagt Krix.

Zuletzt wurde im vergangenen Jahr „Kurth’s Büdchen“ – ein Kiosk, der nach dem ehemaligen Porzer Stadtdirektor Melchior Kurth benannt war – abgerissen. Es stand dort, wo heute das letzte Stück Gleis im Nirgendwo verschwindet.

Das Büdchen war die Endhaltestelle der elektrischen Bahn. Einzig das Straßenbahndepot an der Heidestraße existiert heute noch.

Mitte der 60er Jahr ist ein Reifenhändler in das Gebäude eingezogen. Unter den Regalen mit Winter- und Sommerreifen sind auch noch Gleise und Gruben für die Wartungsarbeiten sichtbar, ein Foto im Büro des Reifenhandels zeigt das ehemalige Depot. Außer der Außenfarbe hat sich an dem Gebäude kaum etwas geändert.

„Die Gemeindeväter von Wahn hatten ursprünglich die Vorstellung, dass der Weg der Bahn vom Bahnhof über die Burgallee nach Lind führen sollte“, sagt Bahn-Experte Benno Krix. Aber der damalige Burgherr, Freiherr Kuno von Eltz, habe zum Glück sein Gelände nicht für die Bahn zur Verfügung gestellt. „Sonst wäre sie ja mitten durch Schloss Wahn gefahren“.

Stattdessen führte die Strecke zunächst über das heutige Ruppert-Gelände. Als 1938 die Heidestraße gebaut wurde, habe man die Strecke dorthin verlegt.

Der Verkehr vom Bahnhof Wahn bis in den Ort wird seit 1961 mit Bussen durchgeführt. Sie halten sich weitgehend an die Strecke, auf der auch die Straßenbahn fuhr – und haben auch an Kurth’s Büdchen eine Haltestelle. Am Bahnhof selbst ist nach zahlreichen Umbauten nichts mehr von der Wahner Straßenbahn zu erahnen.