Ballauf und Schenk ermitteln getrenntIsa Prahl gibt ihr Debüt beim Kölner Tatort

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Isa Prahl in einem Kölner Café und am Set mit den Schauspielern Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt

  • Am Sonntag (17.Mai) wird der neue Kölner Tatort „Gefangen“ im Fernsehen zu sehen sein.
  • Es ist der erste von Regisseurin Isa Prahl und er hat die 42-Jährige vor einige Herausforderungen gestellt.
  • Wir haben mit der Kölnerin über den Respekt vor dem „Tatort“-Erbe, ihre eigenen Vorstellungen und ihr Leben in der Stadt gesprochen.

Köln – Wer sein Regie-Debüt bei der deutschen Fernseh-Institution Tatort feiert, hat eine Bürde zu tragen: Wie kann man Charakteren, die längst ein Eigenleben in den Köpfen der Menschen führen, etwas Neues hinzufügen, das auch zu ihnen passt? Die Kölner Regisseurin Isa Prahl hatte entsprechend Respekt vor dem Erbe, das der Kölner Tatort mit sich bringt. „Gerade dieser Tatort mit Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) läuft schon seit Jahrzehnten. Als ich angetreten bin, hatte ich natürlich auch Ideen visueller Art. Wir haben dieses Format, wollten es aber nicht nur bedienen, sondern auch etwas Eigenes entwickeln“, sagt die 42-Jährige.

Die Arbeit am Set habe ihr viel Freude bereitet, gerade weil die Schauspieler, aber auch der Sender „wahnsinnig offen“ gegenüber ihren Ideen gewesen seien. Dabei hat der neue Tatort „Gefangen“, der die Themen Psychiatrie und seelische Erkrankungen wie Borderline behandelt, sicherlich seine ganz eigenen Tücken. Das eingespielte Team um die Kommissare Schenk und Ballauf wird aufgelöst, die Polizisten ermitteln weitestgehend getrennt voneinander.

Ballauf legt komplettes Seelenleben offen

Der Plot: Der Chefarzt einer psychiatrischen Klinik wird erschossen. Und Kommissar Ballauf muss sein eigenes Trauma verarbeiten. Im Einsatz hatte er seine Kollegin Melanie Sommer (Anna Brüggemann) erschossen – jetzt plagen ihn Alpträume. „Gefangen sein und sich isoliert fühlen ist ein Hauptthema. Hierzu gab es ein sehr klares Kamerakonzept: wir haben sie Ballauf-Einstellung genannt. Sie unterstreicht sein leicht verzögertes, deplatziertes Empfinden“, erzählt Prahl. Der Kommissar legt also sein komplettes Seelenleben offen. Und in der nächsten Folge ist womöglich keine Rede mehr davon?

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Es dürfte ein Balanceakt zwischen dem Tatort als abgeschlossener Einheit und seinem Seriencharakter sein: „Das war sicher auch die besondere Herausforderung hier. Wir haben uns auf einen früheren Tatort bezogen, dazwischen gab es nochmal eine Folge. Klar, das Trauma kommt erst jetzt hoch, aber im Leben passiert das ja auch manchmal deutlich später. Wir haben mit Flashbacks gearbeitet, damit die Zuschauer ihn verstehen können“, sagt Prahl, die aus Münster stammt und sich nach ihrem Regie-Studium an der Kunsthochschule für Medien dauerhaft in Köln niedergelassen hat. Sie entschloss sich damit bewusst gegen eine Abwanderung ins Filmmekka Berlin.

Was Prahl als Regisseurin an Köln schätzt

„Ich schätze Köln als Filmstandort sehr, auch wenn es sicher kleiner ist. Es ist nicht so Konkurrenz getrieben, sondern man kennt sich und spricht miteinander“, so die Regisseurin, die bisher auch viele Werbefilme gedreht hat. 20 Sekunden oder 120 Minuten – eine gute Geschichte erzählt sich unabhängig von ihrer Länge, findet sie. Gerade die Kürze des Werbedrehs schule ungemein. „Aber der Langfilm macht mir mehr Spaß, weil man tiefer in die Charaktere eindringen kann“. Ihr Credo: „Die Figuren müssen nachvollziehbar bleiben“.

Der Tatort „Gefangen“ wird am Sonntag, 17. Mai um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

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