BSC Saturn KölnRückblick in die 80er Jahre im Kölner Basketball

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Rechts Stefan Brunnert vom BSC Saturn Köln.

Köln – Wenn Manfred Germar an Basketball denkt, fällt ihm nicht sofort die Europameisterschaft ein, die Köln in den vergangenen Tagen ein Spätsommermärchen beschert hat. Es sind die glanzvollen Jahre des BSC Saturn 77 Köln, die ihn noch heute fesseln. Der Verein sorgte in den 1980er Jahren für eine ganze Märchenserie und wurde Deutscher Meister 1981, 1982, 1987, 1988 und DBB-Pokalsieger 1980, 1981 und 1983. Kein anderes deutsches Team brachte damals mehr Titel nach Hause als der BSC und sein umtriebiger Mäzen. „Das war eine wunderschöne Sache mit den Basketballern“, sagt Germar in seinem Haus in Bergisch Gladbach. Klaus Zander spricht gar von einer „geilen Zeit“.

Bis zum bitteren Ende spielte der 2,10-Meter-Mann für den BSC. Der Sport sei damals noch nicht so professionalisiert gewesen wie heute: „Wir haben viel trainiert, aber wir haben alle nebenher uns darum bemüht, beruflich abgesichert zu sein und wir hatten auch noch unsere Freizeit“, sagt der damalige Spielerstar. Dem Ehrgeiz der Truppe tat dies keinen Abbruch. Die kleine ASV-Sporthalle in Müngersdorf verwandelte sich zum Hexenkessel, wenn die Riesen vom BSC aufliefen. Ihren Gegnern schenkten sie nichts. Immer im Publikum: Fritz Waffenschmidt und seine Frau Anni.

Kölner Basketballteam brachte in den 80ern die meisten Titel nach Hause

Manfred Germar stellte zusammen mit dem Unternehmer einst die Weichen für die große Zukunft des BSC. Kurioserweise waren es finanzielle Engpässe, die zur Gründung des Top-Vereins führten. Die Basketball-Abteilung des ASV Köln, für den sich Germar lange Zeit als Vorstandsmitglied und Präsident engagierte, war zwischen 1969 und 1975 zwar erfolgreich und spielte in der ersten Bundesliga mit. Gleichzeitig wurde sie zu kostspielig für den Athletik-Sport-Verein. „Am Anfang war das eine reine Amateurabteilung, aber dann wurde der Basketball immer teurer, die haben immer wieder Athleten aus Amerika oder Australien dazu gekauft“, sagt Manfred Germar. Man habe unbedingt mithalten wollen mit dem großen Rivalen aus Leverkusen – allerdings ohne ein ähnliches Finanzpolster im Hintergrund zu haben.

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Manfred Germar, von 1955 bis 1962 als Leichtathlet selbst ein Star, hatte schon Jahre zuvor Fritz Waffenschmidt kennengelernt. Als der ASV 1968 eine Reise zu den Olympischen Spielen in Mexiko organisierte, saß der Gründer von „Hansa-Foto“ und der Elektronik-Kette Saturn mit seiner Frau Anni auf der Tribüne hinter ihm: „Und irgendwie interessierten sie sich für Basketball“, erzählt der 87-Jährige. Immer wieder traf Germar den vermögenden Geschäftsmann in den folgenden Jahren. Schließlich gestand Germar ihm: „Die Basketballer, das kriegen wir nicht mehr gestemmt.“ Und er sagte: „Wenn Sie 500 000 D-Mark da reinstecken, dann werden Sie Deutscher Meister.“

Geschichte des Kölner Clubs endete mit den 80er Jahren

Erfolgshungrig und voller Ideen sei der 2017 verstorbene Unternehmer gewesen, ein bisschen verrückt wohl auch: „Er hat eine Erdnussfarm gekauft und so weiter“, erzählt Manfred Germar. Und er stieg tatsächlich als Sponsor ein. Als BSC Saturn 77 Köln spaltete sich die Basketball-Mannschaft 1977 vom ASV ab, mit Waffenschmidts Geld im Rücken. Als es mit dem Meistertitel im ersten Jahr nicht klappte, machte Waffenschmidt einfach weiter.

Dass später die Erfolge wie am Fließband kamen, war auch der ausgeprägten Harmonie unter den Spielern zu verdanken: „Die Bande innerhalb der Mannschaft waren so eng, dass einige Spieler in der Sommerpause Urlaube miteinander verbrachten, sich an trainingsfreien Abenden in der Stadt auf ein Bier trafen und natürlich auch beim Training und Spiel sich immer wieder gegenseitig anspornten“, erinnert sich Bernd Steffen, Teammitglied von 1975 bis 1984. Nach dem ersten Pokalsieg habe Fritz Waffenschmidt nicht etwa finanzielle Prämien an die Spieler gezahlt, sondern eine einwöchige gemeinsame Urlaubsreise für Team, Trainer und Betreuer nach Gran Canaria spendiert. Und seine Frau habe die Spieler nach den Begegnungen selbst mit Getränken versorgt. Als der Mäzen 1984 Saturn an den Kaufhauskonzern Kaufhof veräußerte, habe er ausgehandelt, dass Kaufhof fünf Jahre lang eine Million D-Mark pro Jahr in den BSC investieren muss, sagt Germar. Den Vertrag erfüllte der neue Eigentümer zwar, in der Spielzeit 88/89 war aber Schluss. Der Sieg über den TSV Bayer 04 Leverkusen am 27. April 1988 bedeutete die letzte Meisterschaft für den BSC und die letzte große Party vor 7000 Fans in der Deutzer Sporthalle.

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Kein Geld für „Galatasaray Köln“

Als sich der türkische Verein Galatasaray Istanbul als Sponsor anbot, gab es 1989 für kurze Zeit Hoffnung, dass das Märchen weitergeht. Doch versprochene Gelder blieben aus. Der Verein, der zum Schluss für kurze Zeit „Galatasaray Köln“ hieß, war genauso am Ende wie die ruhmreichen 1980er Jahre.

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