Chorweiler – Es ist ein simples und zunehmend beliebtes System: Carsharing. Wer ein Auto benötigt, kann eines mieten und abholen, entweder an einer festen Station oder auf einem Parkplatz in nächster Nähe.
Die Bürger in Chorweiler können von dem Angebot nur träumen. Es gibt weder feste Stationen, noch ist Chorweiler Teil einer Zone, in der sogenannte Freefloater-Wagen abgeholt oder abgestellt werden können. Sehr zum Ärger von Anwohnern und der Chorweiler Bezirksvertretung.
Keinen Einfluss auf den Standort
Die Grünen fragten bei der Stadt nach, warum Mietautos nicht auch in Chorweiler angeboten werden. Die Antwort war ernüchternd. Zwar müssen Unternehmen ihre gewünschten festen Stationen bei der Verwaltung beantragen – auf den Standort hingegen habe man keinen Einfluss. „Hierbei handelt es sich um souveräne unternehmerische Entscheidungen.“ Derzeit liegen keine Anfragen für einen Standort in Chorweiler vor.
Für die Anbieter lohnen sich feste Stationen im Bezirk nicht – aus wirtschaftlichen Gründen, sagt die Stadt, die dabei wiederum die Unternehmen zitiert. Eine Station sei erst ab mindestens drei Fahrzeugen aufwärts und mit rund 100 festen Kunden sinnvoll. Die Autos müssten an sieben Tagen die Woche gebucht werden. Dies sei nur möglich, wenn 50 Prozent der Kundschaft aus Firmen bestehen, die Autos betrieblich nutzen. Das sei in Chorweiler derzeit nicht der Fall. Und da der Bezirk außerhalb liegt, erschwere „die große Distanz zum bestehenden Carsharing-Netz und die damit verbundenen weiten Wege für Kunden und Betreuungspersonal“ einen Ausbau des Angebots.
„Wir prüfen den Standort Chorweiler und sind prinzipiell nicht dagegen“, sagt Tanya Bullmann von Cambio, das 550 Autos an 100 Stationen anbietet. „Aber derzeit haben andere Stadtteile Priorität.“ Dort seien die Nachfrage höher und die Gegebenheiten besser, sie verfügen unter anderem über gute Bus- und Bahnanbindungen und mehr Radverkehr. „Wir sind eine Ergänzung, wir ersetzen das nicht“, so Bullmann und betont: „Carsharing funktioniert nur in Verbindung mit einem guten Nah- und Radverkehr.“ Sprich: In weniger gut angebundenen Vierteln setzen meist mehr Menschen auf ein eigenes Auto und greifen deshalb seltener auf einen Leihwagen zurück. Außerdem sei es wichtig, eine zentrale und gut sichtbare Stelle zu finden, sagt Bullmann. Ideal sei der Liverpooler Platz: „Aber dort gibt es hauptsächlich öffentliche Parkplätze“, das Unternehmen suche private Stellplätze.
Autos können nur an bestimmten Stellen abgeholt werden
Beim Anbieter Drive Now gibt es keine festen Stationen. Autos können aber nur innerhalb einer bestimmten Zone abgeholt und wieder abgestellt werden. Die äußerte Grenze gen Norden ist Longerich. Man prüfe immer wieder geeignete Flächen, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Ausschlaggebend sei eine ausgeglichene Mischung aus Leben, Arbeiten, Wohnen und Ausgehen im Veedel.
„Was kostet denn die Einrichtung einer solchen Station?“, fragte Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner in der Sitzung der Bezirksvertretung nach. „Und wieso kann man nicht fordern, dass die Stadt Genehmigungen für gute Standorte in der Stadt mit Stationen in Chorweiler koppelt?“ Sprich, die Stadt soll nur Stationen an guten Plätzen bewilligen, wenn die jeweiligen Unternehmen auch eine Station in Chorweiler anbieten.
Beitrag zur Luftreinhaltung
Einer vom Stadtteilparlament 2014 und nun erneut geforderten „Mobilitäts-Beratungsstelle“ im Bezirk erteilte die Stadt – erneut – eine Absage. Die Stadtteilpolitiker wünschen sich einen Servicepunkt in Chorweiler gemeinsam mit den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) und dem Nahverkehr Rheinland (NVR). Dort sollen Bürger Informationen über die Möglichkeiten des Öffentlichen Nahverkehrs und Alternativen zum Auto einholen.
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Das könne mit Carsharing und Fahrradverleih verbunden werden. „Dadurch würden die Bürger im Bezirk einen Beitrag zur Luftreinhaltung durch Vermeidung von unnötigem, weil ersetzbarem Autoverkehr leisten“, finden die Kommunalpolitiker. Chorweiler habe nicht die nötige Infrastruktur. Für einen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs gebe es nicht genug Kunden, heiße es oft von dort – und ohne Ausbau gebe es außer dem Auto kaum Alternativen. Für das Stadtteilparlament ein Schlag ins Gesicht, schließlich fordert es seit Jahren den Ausbau von Bus und Bahn. Wenn das Angebot einmal da sei, werde es auch mehr genutzt, so ihr Argument.
Verschiedene Systeme
Vier Carsharing-Anbieter gibt es derzeit in Köln: Cambio, Flinkster, Drive Now und Car2Go. Während Cambio und Flinkster auf feste Stationen setzen, sind die Wagen von Car2Go und Drive Now sogenannte Freefloater. Sie können innerhalb einer festgelegten Zone in der Stadt gemietet und wieder abgestellt werden, der Wagen steht also dort, wo der letzte Kunde ihn geparkt hat.