Corona in KitasEltern fordern Testpflicht für alle Kölner Kindertagesstätten

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Mit der „Lolli“-Testmethode will Köln alle Bildungseinrichtungen besser vor dem Coronavirus schützen.

Köln – In Kölner Kitas gibt es seit zwei Wochen ein neues Ritual: Im Morgenkreis sitzen die Kinder und lutschen 30 Sekunden auf einem Abstrichtupfer. Der so genannte Lolli-Test ist in den Kölner Kitas gerade der Goldstandard zum Erkennen von asymptomatischen Covid-Infektionen. Alle Proben einer Gruppe werden gemeinsam einem gepoolten PCR-Test unterzogen. Nahezu alle 685 Kitas haben sich inzwischen angemeldet, um das Testangebot zwei Mal wöchentlich zu nutzen, das die Uniklinik in Kooperation mit der Stadt Köln entwickelt hat. Aber während die meisten Kitas schon seit zwei Wochen testen, sind die Lolli-Tests in einigen Kitas immer noch nicht eingetroffen:

„Wir warten in sieben Kitas noch auf die Lieferung“, bestätigte etwa die Leiterin des Evangelischen Kita-Verbands Köln Nord, Constanze Moths. Die Sorge vor Infektionen in den Einrichtungen sei groß, berichtet sie. „Daher warten die noch nicht ausgestatteten Einrichtungen ganz dringend darauf, auch starten zu können. In einer unserer Kitas sind nach zwei positiven Fällen gerade 30 Kinder in Quarantäne“, berichtet sie. „Die Infektionen sind definitiv da.“ Aktuell sind 118 Kölner Kinder in 80 Kitas mit dem Coronavirus infiziert.

Land lieferte keine Tests

Auch wenn es hier und da noch Anlaufschwierigkeiten gibt: Im Großteil der Kitas sind die Lolli-Tests vorhanden und werden als freiwilliges zusätzliches Angebot der Stadt dankbar genutzt. Vielerorts sind sie überdies die einzige Testoption, denn die vom Land NRW und Familienminister Joachim Stamp zugesagten Stäbchentests, die den Eltern für die zweimalige Testung der Kinder für zu Hause zur Verfügung gestellt werden sollten, sind auch Wochen nach der Ankündigung in sehr vielen Kölner Kitas noch nicht eingetroffen. „Keine einzige unserer 14 Kitas hat eine Lieferung bekommen“, bestätigt Moths.

Aber auch da wo die Lolli-Tests vorhanden sind, sind viele Eltern in Sorge vor unerkannten Infektionen, weil nicht alle Kinder mitmachen. Die Tests sind nämlich freiwillig und die Eltern müssen einer Teilnahme der Kinder schriftlich zustimmen. „Es gibt Eltern, die diese Zustimmung verweigern. Ihre Kinder schicken sie trotzdem in die Kita und setzen damit Kinder und Familien, die mitziehen, einem Infektionsrisiko aus“, sagt der Vater eines Kita-Kindes, den das umtreibt. Seinen Namen will er aus Angst vor Ressentiments von Querdenker-Eltern und Test-Verweigerern nicht nennen. Stichprobenartige Umfragen in mehreren Kitas ergaben, dass es derzeit durchschnittlich rund zehn Prozent der Kinder sind, die nicht mitmachen.

Offener Brief an Stamp

Dem sei nur beizukommen, wenn es analog zur Testung an den Schulen eine Testpflicht an den Kitas gibt, meinen Julia Reichert und Annika Scholz. Stellvertretend für viele besorgte Eltern haben sie sich nun in einem offenen Brief an NRW-Familienminister Stamp gewandt, um diese Testpflicht in Kitas analog zur Testpflicht an den Schulen einzufordern. „Wir möchten für unsere Kinder auch wieder einen Kitaalltag, ohne Angst haben zu müssen, dass das Kind Covid nach Hause bringt. Die höhere Sicherheit ergibt sich aber nur dann, wenn alle Eltern bei den Tests mitmachen“, schreiben sie an den Minister. Für sie bleibt unverständlich, warum man beim Frisör einen Test vorweisen muss, aber in der Kita, wo Kinder ohne Abstand und Maske spielen, nicht. Und sie ärgern sich, dass die Chance auf ein bisschen Normalität und Sicherheit durch das verantwortungslose Verhalten einiger Eltern aufs Spiel gesetzt wird.

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„Warum kann die Stadt nicht in Eigenregie eine Testpflicht verhängen?“, fragt der Kita-Vater. Er verweist darauf, dass das Städte wie Tübingen längst machen. Die Stadt erklärte dagegen, dass eine solche Testpflicht derzeit nicht geplant sei. Man setze weiterhin auf Transparenz und Aufklärung, um alle Eltern freiwillig von der Wichtigkeit der Testungen zu überzeugen. „Im Ergebnis führt das dann dazu, dass besorgte Eltern ihre Kinder zuhause lassen, während Verweigerer ihre Kinder einfach weiter schicken“, konstatieren Reichert und Scholz. Voraussichtlich ab kommende Woche wird aufgrund der stark gestiegenen Inzidenz in Köln in den Kitas nur noch eine Notbetreuung erlaubt sein und damit verbunden die Appelle an die Eltern, ihre Kinder erst einmal wieder zu Hause zu betreuen, wieder häufiger und deutlicher werden. 

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