Jüdisches MuseumSaugbagger entfernt 14.000 Tonnen Sand von Baudenkmälern

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Jeden Tag werden 20 bis 30 Kubikmeter Sand und Schotter aus der Grube abgesaugt.

Jeden Tag werden 20 bis 30 Kubikmeter Sand und Schotter aus der Grube abgesaugt.

Köln – Was im Untergeschoss des Miqua genannten Jüdischen Museums, das neben dem Historischen Rathaus im Archäologischen Quartier entsteht, einmal zu sehen sein wird, darf auf keinen Fall beschädigt werden. Deshalb gilt bei den Arbeiten, bei denen die Bodendenkmäler mit Hilfe eines Saugbaggers wieder freigelegt werden: „Qualität geht vor Quantität.“ Das betonte am Donnerstag Matthias Zoppelt, Bauleiter des Miqua, als der Öffentlichkeit vor Ort die aufwendige Methode vorgestellt wurde.

14.000 Tonnen Sand und Schotter

Am 5. Dezember haben die Arbeiten begonnen, die mit baubedingten Unterbrechungen etwa ein Jahr dauern werden. Sie sind nötig, weil zwischen Oktober 2014 und Oktober 2015 die Bodendenkmäler, die das Kernstück des künftigen Museums bilden, mit rund 14.000 Tonnen Sand und Schotter bedeckt worden waren, um sie während der Betonierarbeiten für die Bodenplatte des Miqua vor dem Druck des rund 200 Tonnen schweren Baugeräts zu schützen, mit dem die Bohrpfahlwand der Grube errichtet wurde.

Jürgen Wilhelm (r.) mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Grundsteinlegung des Jüdischen Museums im Juni.

Jürgen Wilhelm (r.) mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Grundsteinlegung des Jüdischen Museums im Juni.

Für die Phase, die der Erprobung der Methode dient, sind in der Betondecke zwei quadratische „Ausbringöffnungen“ geschaffen worden. Durch sie wird ein ferngesteuerter Rüssel eingeführt, der sich, zeitweise mit Hilfe einer Kamera, vortastet und jeden Tag 20 bis 30 Kubikmeter Sand und Schotter absaugt. Das Material wandert in den Behälter des Baggers; viermal am Tag wird es in einen Container gekippt und weggebracht.

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Einsatz von Melde- und Alarmierungsposten

Der Riesenrüssel darf sich nur langsam fortbewegen, um jegliche Gefahr auszuschließen, sowohl für Befunde als auch für Menschen. Darüber, dass die Bodendenkmäler unversehrt bleiben, wachen Archäologe Gary White, stellvertretender Grabungsleiter, und Kollegen. Abschnittsweise geht es in die zwei bis sechs Meter tiefe Grube, in der die mit Holzplatten eingehausten Befunde „verbuddelt“ worden sind.

Unten dürfen sich maximal acht bis zehn Personen aufhalten. Für sie wird ein Be- und Entlüftungssystem eingebaut, sobald weitere Öffnungen zur Verfügung stehen; zudem gibt es ein Kohlenmonoxid-Warngerät. Während der Absaugung werden mindestens ein Melde- und ein Alarmierungsposten eingesetzt, die allein dafür zuständig sind, die Lage auf mögliche Gefahren hin zu beobachten. Eine Monitor-Warnanlage übermittelt Erschütterungen an die Bauleitung. Auch regelmäßige Rettungsübungen mit der Berufsfeuerwehr sollen die Sicherheit gewährleisten.

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77 Millionen Euro Baukosten

Der logistische Aufwand ist groß, umso größer, als auf der Großbaustelle parallel weitere Arbeiten für die Archäologische Zone laufen. Gerade ist vor der Rathauslaube das fünfte von elf Deckensegmenten gegossen worden, und mit Bohrgeräten werden weitere Pfähle eingerammt.

Da die Betonplatte im ersten Bauabschnitt nun fast fertiggestellt ist, soll im kommenden Frühjahr mit dem Stahlbau für den oberirdischen Teil des Miqua begonnen werden, das nach jetzigem Stand rund 77 Millionen Euro teuer ist und voraussichtlich 2021 samt Archäologischer Zone eröffnet wird. Bauherrin ist die Stadt, betreiben wird es der Landschaftsverband Rheinland.

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