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Hotel Arena OneFlüchtlinge ziehen nach Kalk

Lesezeit 4 Minuten

Der Container auf dem Parkplatz der alten Kfz-Zulassungsstelle an der Herkulesstraße. Das Haus wird für weitere Flüchtlinge umgebaut.

Die Stadt hat zur Unterbringung von 100 Flüchtlingen Zimmer in einem Hotelbetrieb in Kalk angemietet. Es handelt sich um das Hotel Arena One an der Solinger Straße. Dort einziehen sollen die meisten der Flüchtlinge, die derzeit in der Notunterkunft an der Ehrenfelder Herkulesstraße auf dem Flur leben. Bei dem Kalker Hotel handelt es sich um ein Zwei-Sterne-Haus für Standard-Ansprüche. Laut der deutschen Hotelklassifikation muss ein Betrieb ein Frühstücksbuffet, Leselicht am Bett, Badetücher, Wäschefächer sowie Hygieneartikel anbieten, um diese Kategorie zu erreichen. Beim Internetportal hotel.de kommentiert ein Gast in seiner Bewertung: „Bad stark abgenutzt. Frühstücksraum gleicht einer Bahnhofsmission.“ Ein anderer schreibt: „Charme eines Asylbewerberheims.“ Es gibt allerdings auch positive Bewertungen: „sehr gutes Frühstück, freundliches Personal, sehr gute Lage zur Messe.“

Das viergeschossige Hotel mit Fahrstuhl verfügt insgesamt über 64 Zimmer. „Wir sind auch so gut ausgebucht, aber wir probieren das mit den Flüchtlingen jetzt einmal aus“, sagt der Inhaber, der seinen Namen nicht nennen möchte, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Hotel habe er erst vor drei Monaten übernommen. „Besonders während Messen haben wir viel zu tun“, sagt er. Ein Einzelzimmer koste derzeit 45 Euro. Mit der Stadt gebe es jedoch eine eigene Vereinbarung, Zahlen möchte er nicht nennen. „Wir sind auf die Stadt zugegangen und haben uns als Unterkunft für Flüchtlinge angeboten“, sagt er. Die Zimmer seien für „die nächsten Monate“ gebucht worden. Besondere Vorbereitungen zur Aufnahme der Flüchtlinge, die in den nächsten Tagen ankommen sollen, seien nicht getroffen worden. „Wir sind durch unsere Messegäste gut vorbereitet, die Räume sind bereit.“ In den Zimmern gebe es wie von der Stadt verlangt Kochnischen und individuelle Sanitärräume.

In Köln leben nach aktuellen Angaben der Stadt 2463 Flüchtlinge. 1736 sind in Wohnheimen, 580 in Hotels und 150 in Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht. Damit sind sämtliche Kapazitäten erschöpft. Die Stadt verweigert nach wie vor eine Angabe dazu, wie viele Flüchtlinge in den nächsten Wochen und Monaten voraussichtlich hinzukommen werden. Es wird lediglich bestätigt, dass ihre Zahl weiter deutlich ansteigen wird.

Die Flüchtlinge stammen vor allem aus der politisch instabilen Kaukasus-Region in der Russischen Föderation, Georgien und Armenien. Die zweitgrößte Gruppe stammt aus Syrien und dem nordafrikanischen Maghreb (Lybien, Algerien, Tunesien, Marokko und Mauretanien). Erst danach kommen Flüchtlinge aus dem Kosovo, Mazedonien und Serbien sowie aus Afghanistan, Iran und Irak. Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien zählen nicht als Flüchtlinge, da sie EU-Bürger sind.

Stadtweit existieren derzeit 29 zum Teil marode Wohnheime sowie zwei Erstaufnahmeeinrichtungen an der Herkulesstraße und an der Vorgebirgsstraße. Außerdem gibt es elf einfache Hotels, in denen Flüchtlinge leben. Alle weiteren Flüchtlinge, die das Land NRW der Stadt aktuell zuweist, müssen in Wohncontainern untergebracht werden, die vor allem auf dem Gelände der ehemaligen Kfz-Zulassungsstelle an der Herkulesstraße aufgestellt sind.

Die Stadt prüft laut Wohnungsamtsleiter Stefan Ferber derzeit einige Grundstücke auf ihre Eignung, um dort neue Flüchtlingswohnheime zu bauen. Die genaue Anzahl und die Standorte will die Verwaltung derzeit nicht bekannt geben. Ob zusätzlich zu den an der Herkulesstraße vorhandenen Containern weitere aufgestellt werden, bleibt ebenfalls unklar. Die Stadt drückt sich vor einer klare Aussage und teilt mit, dass man weitere Wohncontainer „nicht ausschließen“ könne. Laut Ferber überlege die Verwaltung zudem, ein bestehendes Gewerbegebäude umzubauen, um es künftig als Wohnheim zu nutzen. Zwar wurde kürzlich eine Task Force aus Vertretern der beteiligten Dezernate und Ämter einberufen, die und für „schnelle Entscheidungen“ sorgen soll. Ein klares Konzept kristallisiert sich bislang nicht heraus.

Die Stadt verstößt ganz eindeutig gegen die Leitlinien, die mit dem Runden Tisch für Flüchtlingsfragen vereinbart wurden. Demnach soll es keine Massenunterkünfte mit mehr als 80 Bewohnern geben. In der Erstaufnahmeeinrichtung an der Herkulesstraße leben schon bald mehr als 200 Menschen unter einem Dach, obwohl das Gebäude ursprünglich nur für 70 Bewohner konzipiert war. „Wir werden die Leitlinien nicht mehr einhalten können, obwohl ich mir das wünschen würde“, sagt Sozialdezernentin Henriette Reker.

Kontingentflüchtlinge sind Menschen, die in einer festgelegten Anzahl durch das Bundesinnenministerium aufgenommen werden. Zu ihnen gehören zum Beispiel 5000 Syrer, die vor dem Bürgerkrieg flüchten. Sie werden nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer verteilt. NRW nimmt demnach rund 1000 von ihnen auf, von denen 60 auf die Stadt Köln entfallen. Die Kontingentflüchtlinge durchlaufen kein Asylverfahren und erhalten sofort eine Arbeitserlaubnis.Zugewiesene Flüchtlinge sind Menschen, denen eine Asylberechtigung oder eine Flüchtlingseigenschaft zugesprochen wird und die vom Land ebenfalls nach dem Königsteiner Schlüssel an die Städte verteilt werden.Unerlaubt eingereiste Flüchtlinge sind Menschen, die sich ohne eine Aufenthaltsgenehmigung und ohne eine Asylberechtigung oder Flüchtlingseigenschaft in Deutschland aufhalten. Auch sie werden von den Ländern verteilt.

Neben dem Hotel Arena One gibt es nach Angaben der Stadt elf weitere Hotels, in denen Flüchtlinge leben. Pro Tag und Person kosten die Plätze im Schnitt 23 Euro. Bei insgesamt 680 Flüchtlingen in Hotels liegen die täglichen Kosten aktuell also bei etwa 15.640 Euro.