Üble Gerüche in Köln-KalkKamin in Wohnanlage der GAG empört Mieter

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Gürhan Demirbilek, Lars Kasten, Dirk Maaßen, Martina Huth-Maaßen und Peter Schwöbel (v.l.) am Abluftkamin  

Kalk – Seine Kinder hätten keine Lust mehr auf den Spielplatz vor der Haustür, erzählt Gürhan Demirbilek und zeigt auf den etwa 2,50 Meter hohen Kamin neben Rutsche und Sandkasten: „Die finden den Geruch eklig. Wir möchten sie hier auch nicht mehr spielen lassen. Es kann ja sein, dass gefährliche Schadstoffe aus dem Kamin kommen. Das muss zuerst geklärt sein.“ Seine Nachbarin Hanane Ghazouani betont, dass auch Erwachsene die Gerüche als Belästigung empfinden: „Als ich schwanger war, ist mir oft schlecht davon geworden.“

Wohnkomplex im ehemaligen Kaufhof-Gebäude

Seit sie 2019 in den Wohnkomplex Kalkhof an der Kalker Hauptstraße einzogen, der aus dem umgebauten Kaufhof-Gebäude hinter der denkmalgeschützten Fassade sowie zwei viergeschossigen Häuserzeilen um einen höher gelegten Innenhof besteht, ist der Kamin das Hauptärgernis für viele Bewohner der 106 durchweg frei finanzierten Wohnungen und Apartments. Mittlerweile hat er zu einem Streit mit dem Wohnungsunternehmen GAG geführt, das den Kalkhof schlüsselfertig von einem Projektentwickler übernommen hatte – und der wird teils mit harten Bandagen geführt. 

Denn aus dem Kamin kommt die Abluft eines Döner-Imbisses im Erdgeschoss. „Wir hatten aber nie Kontakt zu den betroffenen Bewohnern“, sagt Mustafa Izler, der den Laden führt. „Das ist alles über die GAG gelaufen.“ An die hatten sich einige Kalkhof-Mieter schon früh gewandt: „Am Anfang kamen schwarze Rauchwolken aus dem Kamin, das hat sich nach den ersten Beschwerden in der Zwischenzeit gebessert“, berichtet Lars Kasten. „Aber die Gerüche ziehen immer noch durch die Wohnungen, und das oft bis 3 oder 4 Uhr nachts.“ Sogar von einem Fettfilm auf den Fenstern berichten einige Mieter. Deshalb seien immer wieder Klagen bei der GAG eingegangen. „Die Reaktionen waren zum Teil erbärmlich“, schimpft Peter Schwöbel. „Der Chef des Kundencenters Süd-Ost, Bernd Gräber, hat mir wörtlich gesagt: „Sie sind nach Kalk gezogen, Sie wussten was Sie tun.“ Bei anderer Gelegenheit habe Gräber schlicht bestritten, dass überhaupt ein unangenehmer Geruch bemerkbar sei.

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Umgang mit Beschwerden empört Mieter

Dirk Maaßen berichtet von ähnlichen Erfahrungen: „Mir hat Herr Gräber erzählt, der Geruch komme von der Kalker Hauptstraße. Das muss man sich vorstellen: Der Gestank müsste über vier Stockwerke hinweg irgendwie in den Innenhof strömen. Das ist physikalisch gar nicht möglich. Da habe ich Herrn Gräber rausgeschmissen.“ Es sei dieser Umgang einiger GAG-Mitarbeiter – es gebe daneben auch positive Beispiele – mit Beschwerden, der die Betroffenen am meisten empöre, sagt Schwöbel. „Dann wird versichert, der Kamin werde überprüft und gereinigt, aber es ändert sich nichts.“

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Schwöbel hat sich inzwischen bereits an die Kalker Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer und den Landtagsabgeordneten Jochen Ott (SPD) gewandt und hofft, dass „ein vernünftiges Gespräch“ mit der GAG möglich wird, bei dem die Anliegen der Mieter ernst genommen werden. Gemeinsam seien sie aber noch nicht vorgegangen: „Viele klagen, aber es ist ja derzeit nicht leicht, eine andere Wohnung zu finden. Das macht einige doch sehr vorsichtig“, meint Martina Huth-Maaßen.

 „Das grenzt an üble Nachrede“

Jörg Fleischer verwahrt sich „aufs Energischste“ gegen das „Sie wussten, was Sie tun“-Zitat: „Das grenzt an üble Nachrede“, sagt der Pressesprecher der GAG. Berechtigt seien die anfänglichen Beschwerden über die Geruchsbelästigungen durch den „Abluftturm“ aber gewesen. Diese Gerüche seien jedoch „in Kooperation mit dem Imbiss-Betreiber durch technische Umbauten minimiert“ worden, und zwar „ in dem Sinne, dass Geruchsbelästigungen nur noch temporär auftraten“. Danach seien ähnliche Klagen „seitens einiger weniger Mieterinnen und Mieter nur vereinzelt, mitunter monatelang gar nicht“ aufgetreten.

Um den Jahreswechsel hätten sich die Klagen aber wieder verstärkt, deshalb habe die GAG ein Ingenieurbüro beauftragt, das nach Ostern mit einer erneuten Prüfung der Anlage begonnen habe. Weitere technische Änderungen, eventuell sogar eine Erhöhung oder Versetzung des Kamins werde die GAG bei entsprechendem Prüfungsergebnis angehen. „In zwei, drei Wochen wissen wir vielleicht schon mehr“, sagt Fleischer. Die Berichte von einem Fettfilm auf den Fenstern hält er für übertrieben, eine Gesundheitsgefährdung durch die Döner-Dämpfe „für mehr als unwahrscheinlich.“

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