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Kommentar

Sessionsauftakt
Der Hotspot zieht weiter, das Veedel bleibt

Ein Kommentar von
2 min
11.11.2025
Köln:
Reportage über den Kneipenkarneval zur Sessionseröffnung „Elfter im Elften“ in der Südstadt und dem Belgisches Viertel.
Übersicht auf dem Clodwigplatz von der Severinstorburg aus 
Foto: Martina Goyert

Blick von der Severinstorburg auf den Chlodwigplatz bei der Sessionseröffnung am 11.11. Foto: Martina Goyert....

Das entspannte Treiben zur Sessionseröffnung am Dienstag sollte der Stadtverwaltung Mut machen. Sie scheint auf dem richtigen Weg.

Der Chlodwigplatz hat sich am 11.11. mächtig erschrocken. Sessionseröffnung und plötzlich feiert alles im Schatten der Severinstorburg, das der Käfighaltung auf der Zülpicher Straße überdrüssig geworden ist. Das hatte sich nicht angedeutet. Das konnte keiner vorausahnen.

Die damit verbundenen teilweise ekelerregenden Hinterlassenschaften, das teilweise hemmungslose Gebaren der überwiegend jungen Leute haben die Oase der Südstadt aufgeschreckt: Werden wir jetzt der neue Zülpi?

Das muss nicht sein. Wenn die Stadt aus den leidvollen Erfahrungen, die sie über Jahre den Massen im Kwartier Latäng machen musste, die richtige Schlussfolgerung zieht.

Die kann nur lauten: Stärkt den Karneval im Veedel. Entkoppelt ihn vom Ballermann. Das kann gelingen, wenn es an Weiberfastnacht genügend Ordner, Toiletten und möglichst keine Zäune gibt, und sich eine Karnevalsgesellschaft traut, auf dem Startplatz des Rosenmontagszugs ein kleines Programm auf die Beine zu stellen.

Der Straßenkarneval braucht keine Hotspots. Sie passen nicht in die Veedel. Er braucht Gewusel und Gedrängel, er lebt von dem, was alle suchen. Das Gefühl, dass in Kölle alles etwas anders ist. Etwas heimeliger, etwas näher, etwas ausgelassener. Und auch etwas unorganisierter.

Ein Hotspot ist schnell verbrannt, die Generation Instagram zieht weiter. Wer bleibt, hat verstanden, was den Karneval im Veedel ausmacht. Und wird immer wiederkommen. Und willkommen sein. Auch auf dem Chlodwigplatz.

Der Anfang ist gemacht. Die Sessionseröffnung hat, von ein paar Auswüchsen mal abgesehen, vor allem Spaß gemacht. Am Zülpicher Platz, mit dem Stadtklimperer im Belgischen Viertel, der Tradition auf der Severinstraße und in Nippes auf dem Wilhelmplatz. Dorthin ist die Nippeser Bürgerwehr vor ein paar Jahren ausgewichen, weil es ihr unter der Eigelstein-Torburg zu eng geworden ist. Das Ergebnis: Junge Bands auf der Bühne, ein bunt gemischtes Publikum mit vielen jungen Leuten. Ausreichend Platz zum Schunkeln und der abendliche Fackelzug als Höhepunkt.

Alaaf! Mer dun et för Kölle.