Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Katastrophe für uns“Kitas des Kölner Studierendenwerks sollen schließen – Eltern verzweifelt

Lesezeit 4 Minuten
Das Studierendenwerk Köln betreibt derzeit noch zwei von ursprünglich mal vier Kitas. Auch diese Einrichtungen sollen geschlossen werden. (Symbolfoto)

Das Studierendenwerk Köln betreibt derzeit noch zwei von ursprünglich mal vier Kitas. Auch diese Einrichtungen sollen geschlossen werden. (Symbolfoto)

Das Kölner Studierendenwerk betreibt derzeit zwei Kitas mit 40 Plätzen. Wo die Kinder ab August 2026 aufgenommen werden, ist  noch unklar. 

Das Studierendenwerk Köln wird zum Sommer 2026 die Kitas Campuszwerge am Südstadt-Campus der Technischen Hochschule (TH) Köln und Stoppersöckchen in Uninähe am Weyertal schließen. Dann enden auch die Mietverhältnisse zwischen dem Studierendenwerk und der TH sowie mit der Universität zu Köln. Für die Eltern, Studierende mit Kind, bedeutet das ein schmerzhafter Einschnitt. Sie sind verunsichert und haben noch keine Informationen darüber, wie es konkret für ihre Kinder weitergeht. Betroffene haben sich an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ gewandt.

Eltern und Erzieher wurden vergangene Woche über die bevorstehende Einstellung der Betriebe informiert. „Studieren mit Kind ist bereits ein sehr herausfordernder und belastender Weg – insbesondere für Alleinerziehende. Die Kitas des Studierendenwerks stellen für viele von uns eine der wenigen verlässlichen Entlastungen dar, da sie gezielt auf die Bedürfnisse von Studierenden mit Kindern zugeschnitten sind“, sagt Tiana Wagner, Elternbeirätin der Campuszwerge.

Studierendenwerk-Kitas: Zwei von vier mussten bereits schließen

Die 33-Jährige studiert Anglistik und Germanistik, ihr Sohn ist drei Jahre alt und soll diesen Sommer von den Campuszwergen, die zehn Plätze für unter Dreijährige anbietet, zu den Stoppersöckchen wechseln. Diese hat Platz für 30 Kinder. „Der Wegfall dieser ohnehin viel zu knappen Plätze wäre für zahlreiche Familien eine absolute Katastrophe“, sagt Wagner.

An den Studierendenwerk-Kitas schätzt die Mutter, dass sie ihre Schließzeiten im Sommer nach den Prüfungsphasen von Studierenden richten und nicht nach den Schulferien. Diesen Sommer macht die Kita beispielsweise von Mitte August bis Anfang September zu. Weiterhin kritisieren die Eltern den Zeitpunkt der Kommunikation: Das diesjährige Verfahren zur Vergabe der Kitaplätze in Köln ist bereits abgeschlossen – der ein oder andere hätte sich bereits wegbewerben können, so Wagner. Die Eltern fürchten auch, dass sich das Personal nun umorientiert und die Betreuung nun auch für das verbleibende Kitajahr gefährdet ist.

Die Eltern und Kinder der städtischen Kita Weyertal demonstrieren vor dem Bezirksrathaus Lindenthal.

2022 demonstrierten Eltern und Kinder der städtischen Kita Weyertal vor dem Bezirksrathaus Lindenthal. Auch ihre Kita, die dem Studierendenwerk gehört, sollte geschlossen werden. Durch den Protest konnte die Schließung abgewendet werden.

Auch dass das Studierendenwerk eine Option zur Verlängerung des Mietverhältnisses bis zum Jahr 2028 ausgeschlagen hat, stößt bei den Eltern auf Unverständnis. Doch was sind die Gründe? Auf Anfrage sagt Studierendenwerk-Sprecher Klaus Wilsberg: „Wir wollen in Zukunft weiter Kitaplätze, aber sogenannte Belegplätze.“ Das bedeutet: Das Studierendenwerk verhandelt derzeit mit anderen Trägern, wie zum Beispiel der AWO, über vertraglich zugesicherte Kontingente in bestehenden Kitas. Das Studierendenwerk werde weiterhin Ansprechpartner für Studierende mit Kind bleiben, so Wilsberg, es würde nur keine eigenen Räume mehr betreiben, stattdessen die Kinder auf verschiedene Kitas verteilen.

„Wir sind dadurch örtlich flexibler und können in Zukunft auch wachsen. Eine Erweiterung ist nach dem jetzigen Konzept nicht möglich.“ Geeignete Liegenschaften zu finden, die sowohl hochschulnah sind als auch den gesetzlichen Auflagen für Kita-Gebäude genügen, sei schwierig – ebenso wie Grundstücke für Neubauten zu finden. In den vergangenen Jahren mussten aufgrund von baulichen Mängeln die Anzahl der Studierendenwerk-Kitas bereits von vier auf zwei reduziert werden: Die Kita Purzelbaum im Turm am Müngersdorf etwa musste schließen, das eingehüllte Studierendenwohnheim ist sanierungsbedürftig und wird wohl vor 2027 nicht fertig, sagt Wilsberg.

Studierendenwerk Köln: 40 Kita-Plätze sollen erhalten bleiben und auf andere Kitas verteilt werden

„Wir sind uns bewusst, dass das ein emotional schwerer Prozess ist. Aber wir haben die Kommunikation transparent gemacht.“ Eine Verlängerung der Mieterverträge bis 2028, wie von den Eltern gefordert, hätte das Problem nur verlagert, so Wilsberg. „Das hätte dann zum Teil einfach andere Eltern getroffen. Wenn man die Kita auslaufen lässt, dann bleiben nur ganz wenige Kinder übrig und die Beschäftigten suchen sich möglicherweise was anderes.“

Ziel des Studierendenwerks sei es, den Übergang für die Erzieherinnen und die Kinder so gut wie möglich zu gestalten, die 40 Plätze alle zu erhalten und zukünftig auch auszuweiten. Konkretes gebe es jedoch noch nicht. Die verunsicherten Eltern fordern nun, dass ihnen rechtsverbindlich ein Platz zugesichert und das pädagogische Konzept der Einrichtung fortgeführt wird, dass die Mitarbeitenden woanders nicht schlechter verdienen und die gleiche Anzahl an Kitaplätzen wie bisher für Studierende angeboten werden.

Auch wollen Eltern und Personalvertreter in Gespräche mit möglichen Trägern miteinbezogen werden. „Die Entscheidung über die Zukunft der Einrichtung darf nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen werden.“ Sollte jemand leer ausgehen, drohen die Eltern mit Schadensersatzklage für entstehende Babysitterkosten.