Ein Angeklagter aus den Niederlanden äußerte sich zu seiner Rolle im Komplex „Kölner Drogenkrieg“.
Geiselnahme in Hürther Lagerhalle„Da wurde keiner zwei oder drei Stunden misshandelt“

Die drei Angeklagten mit Verteidigern, Dolmetscherin und Wachtmeister beim Prozess im Kölner Landgericht.
Copyright: Hendrik Pusch
Der nächste Strafprozess zum Komplex „Kölner Drogenkrieg“ steht vor dem Abschluss. Angeklagt sind drei Niederländer, die mutmaßliche Mitglieder einer Kalker Drogenbande in einer Lagerhalle in Hürth festgehalten und misshandelt haben sollen. Ziel war laut Anklage, Informationen zu einem Raub von 350 Kilogramm Marihuana zu erlangen. Einer der Beschuldigten äußerte sich nun ausführlich.
Köln: Niederländer äußert sich zu den Tatvorwürfen
Ein „Freund“ habe ihn in den Niederlanden angesprochen und ihm 2000 Euro geboten, berichtete Sudnyson B. im Kölner Landgericht. Er sollte nach Deutschland fahren und Informationen beschaffen, „da sei etwas gestohlen worden“. Dass es um Drogen ging, will der Angeklagte nicht gewusst haben. Mit den beiden Mitangeklagten habe er sich auf den Weg gemacht, mit dem Ziel Hürth.
In der Halle seien die Opfer bereits versammelt gewesen. Einem Mann habe er „physische Gewalt“ angetan, so der Angeklagte. „Ich habe ihm mit einem Stock auf den Rücken geschlagen und mit den Händen ins Gesicht“, erklärte Sudnyson B., „die anderen habe ich nicht angerührt“. Er habe keine Pistole dabeigehabt und auch niemandem gedroht, dass er ihm die Zehnägel herausziehen werde.
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Köln: Polizei nahm flüchtendes Trio im Gebüsch fest
Auf Nachfrage des Richters erklärte B., den Geiseln auch nicht gedroht zu haben, sie mit heißem Wasser zu übergießen. Ein Wasserkocher habe sich zwar in der Lagerhalle befunden, sei aber nicht verwendet worden. „Da wurde auch keiner zwei oder drei Stunden misshandelt, dann hätten die ja schwerste Verletzungen gehabt.“ Vielleicht 15 Minuten habe sein Tatbeitrag gedauert.
Zu den Tatbeiträgen der Mitangeklagten in der Lagerhalle schwieg der 24-Jährige. Sie hätten sich ab einem bestimmten Zeitpunkt der Szenarien aber entziehen wollen – offenbar wurde ihnen die Angelegenheit „zu heiß“. Nachdem sie vergeblich nach ihrem Auto geschaut hätten, sei auch schon die Polizei aufgetaucht. Das Trio wurde in einem Gebüsch aufgefunden und festgenommen.
Köln: Weitere Geiselnahme in Rodenkirchener Villa
Als Drahtzieher der Geiselnahme in der Lagerhalle gilt der mutmaßliche Kölner Bandenboss Sermet A. Der soll einen Verrat innerhalb seiner Gruppierung gewittert und die Niederländer auf seine eigenen Leute angesetzt haben. In einem Parallelprozess muss sich ein mutmaßlicher „Verräter“ und Beteiligter am Drogenraub verantworten. Diese Vorwürfe stritt der Beschuldigte jedoch ab.
Im Fall einer weiteren Geiselnahme – ein Paar aus Bochum wurde in einer Rodenkirchener Villa festgehalten und gefoltert – hat das Landgericht einen 30-Jährigen bereits wegen Beihilfe zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Ob diese etwas mit dem Drogenraub im Juni vergangenen Jahres zu tun hatten, ist laut Richter bis heute ungeklärt. Weitere Prozesse sollen am Landgericht bald starten.