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DrogengeschäfteBrutaler Angriff in Köln-Holweide – Zeuge sagt gegen 32-Jährigen aus

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Zu sehen ist der Eingang am Kölner Landgericht an der Luxemburger Straße.

Der Eingang zum Kölner Landgericht. (Symbolfoto)

Der Prozess soll am Freitag fortgesetzt werden.

„Die haben draufgeschlagen wie Unmenschen“, sagte am Dienstag ein 31-jähriger Mann im Kölner Landgericht, als er im Zeugenstand schilderte, wie übel ihm am 8. Dezember des vergangenen Jahres auf einer Straße in Holweide mitgespielt wurde. Fotos, die auf der Projektionswand von Saal 210 gezeigt wurden, illustrierten die Folgen des brutalen Angriffs. Sie reichen vom Bruch eines Handknochens über eine Wunde am Kopf und große Hämatome im Bereich der Kniekehlen bis zum Verlust einer Zahnprothese.

Dass der Zeuge sich im Prozess gegen einen 32 Jahre alten Mann aussagen würde, dem gefährliche Körperverletzung und Bedrohung zur Last gelegt werden und der sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert hat, war alles andere als selbstverständlich. Denn genauso gut hätte er als jemand, der sich wegen des Verdachts des Drogenhandels mit seiner Aussage selber belasten konnte, von seinem Recht zu schweigen Gebrauch machen können. Doch er entschied sich, ausführlich Angaben zur Tat und zum Hintergrund zu machen. Dabei räumte er ein, in Drogengeschäfte verwickelt gewesen zu sein.

Angriff mit Baseballschlägern und Messer

Im vorliegenden Fall habe er auf Anfrage eines Hintermannes, den er mit vollem Namen nannte und als Schwerkriminellen beschrieb, dafür gesorgt, dass rund 1,8 Kilo Marihuana aus der Türkei nach Köln geliefert werden konnten. Dafür habe er einen „Kumpel“ gegen geringes Entgelt dazu gebracht, seine Adresse zur Verfügung zu stellen. Nach der Lieferung habe ihm jener Hintermann vorgeworfen, ein Teil der Menge im Wert einer fünfstelligen Summe sei verschwunden, und ihm mit Drohungen die Hölle heiß gemacht.

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„Zwei bis drei Tage habe ich versucht, mich zu verstecken, aber die Lage wurde nicht besser.“ In der Anklage heißt es, der Angeklagte und zwei gesondert verfolgte Mittäter hätten gegen Geld den Auftrag erhalten, den 31-Jährigen abzustrafen. Nach dessen Darstellung passten ihn die drei Männer auf der Straße ab und gingen mit Baseballschlägern und einem Messer auf ihn los. Alle hätten Helme getragen, sagte er, aber der Angeklagte, den er seit langem kenne, sei anders als die Komplizen nicht vermummt gewesen; deshalb habe er ihn sofort erkannt.

Familie wird weiterhin bedroht

Um sich schützen, sei er in die Knie gegangen und habe die Hände über den Kopf gehalten, sonst wäre noch Schlimmeres passiert und er säße nicht hier, unterstrich der Zeuge. Schließlich sei es ihm gelungen, in einen nahe gelegenen Kiosk zu flüchten. Bald sei der Rettungswagen gekommen. Zwei Tage habe er im Krankenhaus verbracht, wo die Kopfwunde genäht wurde.

Noch immer würden er, sein Bruder und seine Eltern bedroht, sagte er. In welchem Ausmaß, das zeigte sich in der Nacht zum 16. März dieses Jahres, als er sich in der Wohnung seiner Eltern in Bilderstöckchen aufhielt. Unbekannte warfen einen Sprengsatz auf den Balkon. Der Sachschaden hielt sich in Grenzen, verletzt wurde niemand. Seine Eltern, ohnehin gesundheitlich stark angeschlagen, lebten wie auch sein Bruder in ständiger Angst, sagte der Zeuge. „Ich habe sie in eine Riesenscheiße reingezogen, was ich zutiefst bereue.“

Das Bedrohliche wurde auch im Gerichtssaal deutlich. Ein Justizwachmeister, der in der Nähe des Zeugen saß, ließ ihn nicht aus den Augen, und drei weitere hatten sich am Eingang des Saals postiert. Der Prozess soll am Freitag fortgesetzt werden.