Köln – Nach rund einjähriger, fast durchgängiger Unterbrechung wegen der Pandemie sei derzeit viel Aufbauarbeit nötig, sagt Joachim Geibel, Chorleiter des Kölner Kinderuni-Chors. „Es ist gerade schwierig Nachwuchs zu finden“. Seit kurzem erst dürfen Chöre wieder ein Stück zur Normalität zurückkehren und in Präsenz proben. Die Bedingung: Ein negativer Corona-Schnelltest und zwei Meter Abstand zwischen den Personen.
Vor Corona: Doppelt so viele Kinder im Kölner Kinderuni-Chor
Vor der Pandemie seien rund 40 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren im Chor gewesen, etwa die Hälfte habe durchgehalten. Der große Motivator: Das Online-Musical „Dampflok-Story“, das der Chor in dieser Zeit rein digital auf die Beine gestellt hat und das am Sonntag, 27. Juni, Online-Premiere feiert. „Viele waren froh zu singen, sie haben sich mit dem Online-Singspiel verpflichtet gefühlt. Wir haben ihnen gesagt, dass wir sie und ihre Videos brauchen“, erzählt Geibel, der bisher noch auf kein vergleichbares digitales Chor-Projekt gestoßen sei.
Die Geschichte: Drei alte Lokomotiven, die in Holland an einem alten Bahnhof auf ihre Verschrottung warten, machen sich an einem Sommertag alleine auf eine Reise. Das Singspiel (Musik: Raimund Hess, Texte: James Krüss) ist aufwendig produziert und verflechtet drei Bildebenen ineinander: Videos der singenden Kinder, animierten Zeichnungen der Dampflok (Miriam de Stefano) und Filmaufnahmen eines kürzlich erst stattgefundenen Ausflugs ins Eisenbahnmuseum Dieringhausen.
Die 12-Jährige Rosa muss auch nicht lange überlegen, was ihr besonders gut an dem Musical gefallen hat: „Der Ausflug!“ „Klar, eine so historische Dampflok haptisch und live zu erleben, war schon sehr besonders für die Kinder“, bestätigt Geibel. Rosa habe den Übergang von der Präsenz- zur Online-Probe als schwierig empfunden. „Gut war, dass wir für unsere Sing-Aufnahmen Einzelrückmeldungen erhalten haben“, so die 12-Jährige. Sie habe es jedoch als unangenehm empfunden, zuhause zu singen, wo ihre Familie mithören konnte.
Dies hat auch Chorleiter Geibel beobachtet: „Im Chor, wenn man normalerweise Schulter an Schulter steht, traut man sich innerhalb der Gemeinschaft mehr. Zuhause haben die Kinder häufig leiser gesungen“. Für die 12-Jährige Salma war das jedoch kein Problem. „Ich persönlich habe mich zuhause mehr getraut bei der Aufnahme,“ weil sie sich unbeobachtet gefühlt habe, so die 12-Jährige.
Chorarbeit auch im kommenden Winter unter Corona-Auflagen
Musikerinnen und Musiker des Collegium musicum der Universität Köln begleiten das ursprünglich als Bühnenstück gedachte Online-Musical. Ein Erzähler (Stimme: Moses Fendel) führt durch das Geschehen.
Der Chorleiter stellt sich nun darauf ein, dass Chorarbeit auch im kommenden Winter unter Corona-Auflagen stattfinden wird. Positiv sei, dass man nun das Modell der hybriden Probe entdeckt habe. Manche Kinder schalteten sich weiterhin digital zu. Das könne er sich auch für die Zukunft vorstellen. „Wenn man im Urlaub ist oder sonst nicht vor Ort, kann man dann trotzdem digital an der Probe teilnehmen“, so Geibel.
Das Online-Musical wird am 27. Juni hier veröffentlicht.