Vor der Premiere im Filmpalast Köln haben wir mit den Schauspielern Svenja Jung und Noah Saaveedra im Hotel Savoy gesprochen.
Köln-Premiere von neuer Serie „naked“So erlebten Svenja Jung und Noah Saavedra die Sexszenen

Am Mittwochabend (2. Oktober) fand die Köln-Premiere der ARD/WDR-Serie „Naked“ im Filmpalast Köln statt: Noah Saavedra und Svenja Jung sind die Hauptdarsteller. Die Serie ist in der Mediathek verfügbar.
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Auf einer Karnevalsparty seiner Werbeagentur fängt alles an. Marie und Luis lernen sich beim Feiern kennen. Sie ziehen weiter in eine Kneipe, kostümierte Menschen strömen an ihnen vorbei, am Rudolfplatz trägt er sie über die Straße. Danach landen sie im Bett. Es ist der Beginn einer Liebe, bei der sich schon ziemlich bald Abgründe auftun: Denn Luis ist süchtig nach Sex und Marie gerät in eine Co-Abhängigkeit. Köln-Premiere feierte „Naked“ (Regie: Bettina Oberli) am Mittwochabend nicht weit vom filmischen Schauplatz entfernt, im Filmpalast auf den Ringen. Auf dem roten Teppich tummelten sich neben den Hauptdarstellern Svenja Jung („Fall for me“) und Noah Saavedra („Das zweite Attentat“) auch die Schauspieler Jochen Schopp, Aurel Mertz, Malaya Stern Takeda und Marco Gianni.
Wenige Stunden zuvor treffen wir Jung und Saavedra im Hotel Savoy. Aufgeregt sind die beiden aber nicht, eher voller Vorfreude. Die eigentliche Premiere fand auf dem Filmfest in München statt. Für Jung ist Köln eine Art Heimspiel: Die 32-jährige Schauspielerin hat ein Jahr in der Stadt gelebt und Schauspielunterricht hier genommen, eigentlich kommt sie aus Montabaur. „Ich sage immer, ich komme aus der Nähe von Köln, ich könnte auch sagen, aus der Nähe von Frankfurt, aber Köln finde ich sympathischer“, so die Schauspielerin, die derzeit auch in der Hauptrolle des deutschen Netflix-Hits und Erotik-Thrillers „Fall For Me“ zu sehen ist.

Interview mit den „Naked“-Hauptdarstellern Noah Saavedra und Svenja Jung im Kölner Hotel Savoy
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Svenja Jung hat mal ein Jahr in Köln gewohnt
Der Wiener Saavedra war zuletzt Teil des Ensembles am Residenz-Theater in München und hat Köln im Rahmen der Dreharbeiten zur Serie besser kennengelernt. „Es ist eine wahnsinnig nette Stadt. Nach Wien hatte ich zuerst das Vergnügen mit Berlin, das ja nicht für Gastfreundlichkeit bekannt ist, und dann kam ich nach Köln. Und ich war erstmal total skeptisch, als der Mensch, den ich nach dem Weg gefragt habe, mich direkt begleitet hat zu dem Ort“, sagt der 34-Jährige.
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Anders als Jung hat Saavedra in bisherigen Filmen noch kaum Sexszenen gespielt. Dass er hier gleich in so vielen vorkommt – er zählt 33 von insgesamt 36 – und derart die Hüllen fallen lassen muss, habe ihm schon imponiert. Doch das Drehbuch von Silke Eggert und Sven Ladwig habe ihn direkt überzeugt, so der Schauspieler. „Natürlich war ich nervös und hatte Respekt vor der vielen Nacktheit, aber beim Lesen habe ich empfunden, dass das eine sehr menschliche Liebesgeschichte ist, in die jeder seinen Rucksack, seine Muster hineinbringt“, so Saavedra.
Über das Thema Sexsucht habe er sich zuvor keine Gedanken gemacht; nicht verwunderlich, erst seit 2019 erkennt die WHO sie als Erkrankung an. Und geredet wird darüber so gut wie gar nicht. Im deutschen Fernsehen wird die Krankheit erstmals aufgegriffen. An das Gefühl dahinter, das Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung, könne er anknüpfen, so Saavedra. „Ich suche in den Figuren immer nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Das Gefühl, nicht gesehen zu werden und der Versuch, deshalb diese Leere mit etwas anderem zu füllen – das habe ich gut verstanden.“

Die Schauspieler Jochen Schopp (Julian, l-r), Aurel Mertz (David), Malaya Stern Takeda (Lilith), Noah Saavedra (Luis), Thore Anker (vorn), Marco Gianni (Johann) und Svenja Jung (Marie) stehen vor der Premiere der ARD/WDR-Serie „Naked“ auf dem roten Teppich.
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Auch Jung war ganz angetan vom Drehbuch: „Ich konnte es nicht mehr weglegen. Ich fand es so roh und mutig und habe gedacht: Genauso muss man es verfilmen und darf es nicht weichspülen.“ Auch die sinnliche und zugleich zerstörerische Dynamik, in der sich die alleinerziehende Kunstlehrerin Marie und der Werber Luis begeben, fand sie gut. In ihrer Beziehung gibt es kein offensichtliches „Täter-Opfer“-Muster, das wird beim Schauen allmählich klar. Beide werden übergriffig – Luis sexuell – und Marie ebenfalls, indem sie ihn immer mehr zu kontrollieren versucht.
„naked“: Seit MeToo gibt es öfter Intimitätskoordinatoren
Gut an der Geschichte findet sie auch, dass jede einzelne Sexszene eine genaue Funktion in der Erzählung habe und nicht nur dazu diene, voyeuristische Bedürfnisse zu befriedigen, so Jung. Den beiden Darstellern stand eine sogenannte Intimitätskoordinatorin an der Seite, ein Posten auf Filmsets, der seit der MeToo-Debatte existiert. „Da ist die ganze Zeit jemand bei dir und fragt: Was ist dir unangenehm? Was möchtest du nicht? Das weiß diese Person über jeden einzelnen und auch über uns beide zusammen. Wir waren wie ein Trio, das sowas wie eine Tanz- oder Kampfchoreographie – wenn auch ohne Kleider – eingeübt hat“, sagt Saavedra.
Einen so sicheren und vertrauensvollen Rahmen gibt es aber nicht immer. „Ich habe vor zehn Jahren ‚Fucking Berlin‘ gedreht, da spiele ich eine Prostituierte. Da gab es keine Intimitätskoordinatorin. Früher waren alle noch sehr unsicher, schambehaftet, wenn es hieß, wir drehen jetzt eine intime Szene. Dadurch wurde auch nicht detailliert darüber gesprochen“, so Jung. Was man aber nicht vergessen dürfe: Kameramann und Regisseurin sind auch immer dabei. „Wir haben auch einfach so viel gelacht bei diesen Szenen. Einmal musste ich den Kameramann sogar festhalten. Dann gibt es auch so Mikro-Kameras, die einem über die Haut fahren.“
„naked“, eine ARD/WDR-Serie, die ab dem 2. Oktober in der ARD-Mediathek zu sehen ist. Im Ersten läuft Folge 1 am Freitag, 3. Oktober um 23.45 Uhr, Folge 2/3 am 4. Oktober ab 00.35 Uhr, Folgen 4-6 am Sonntag, 5. Oktober ab 0.55 Uhr.