Kölner Bar dreht den Strom abDie Wohngemeinschaft lädt zum klimaneutralen Abend ein

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An vier Abenden schaltet die Kölner Bar den Strom ab.

Köln – Ein paar Gongschläge erklingen. Das Licht geht aus, der Raum wird nur noch von Kerzen beleuchtet. Jemand ruft „Abschalten!“. Kurz ist es ruhig, dann beginnt ein junger Mann auf einem Klavier zu spielen. Nach einem kurzen Moment setzen zahlreiche Stimmen wieder zu Gesprächen an.

Am Dienstagabend fand in der Kölner Bar Die Wohngemeinschaft im Belgischen Viertel das Event „Kollektives Abschalten – Gegen den Strom!“ statt, bei dem die Besucherinnen und Besucher einen klimaneutralen Abend ohne elektrische Geräte verbrachten.

Klimaneutraler Abend in Köln: Pianist statt DJ, Kerzen statt Lampen

Um Punkt 20 Uhr wurde der Strom in der Bar abgeschaltet. Alle Sicherungen wurden rausgedreht, statt eines DJs spielte ein Pianist. Zahlreiche Metallwannen waren hinter der Theke platziert und mit Eiswürfeln und Getränken gefüllt. Die Beleuchtung bestand nur noch aus brennenden Kerzen, welche die Wohngemeinschaft in ein gemütlich-schummriges Licht tauchten. Das Notausgangschild am Eingang war die einzige Lichtquelle, die noch an den Strom angeschlossen war und neben den Kerzen den Raum beleuchtete.

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Im besten Fall haben ab diesem Zeitpunkt auch alle Besucherinnen und Besucher ihre Mobiltelefone ausgeschaltet – denn an dem Abend war nur der direkte Austausch mit den Menschen vor Ort wichtig.

Die Wohngemeinschaft in Köln: Ein Abend im Zeichen des Klimaschutzes

Der Abend stand ganz im Zeichen des Klimaschutzes, fand aber nicht zum ersten Mal statt. Ana vom Team der Wohngemeinschaft erklärte gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger, dass der Abschalten-Abend ursprünglich aus einer Not heraus entstanden sei: „Wir hatten vor vielen Jahren einen Stromausfall an einem Wochenende, wo der Laden voll war – nichts lief mehr, keine Kühlschränke, keine Spülmaschinen, nichts.“

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Ana vom Team Wohngemeinschaft.

Kurzerhand musste damals improvisiert werden: „Alle verfügbaren Kerzen wurden angezündet, die Getränke mit dem letzten Eis gekühlt“, so Ana weiter. Der längere Stromausfall führte so zu der Idee der Abschalten-Abende, die nun nach zwei Jahren Pause wieder stattfinden.

Die Betreiberinnen und Betreiber der Wohngemeinschaft weisen allerdings darauf hin, dass das Event nicht, beziehungsweise nicht vorrangig, aufgrund der derzeitigen Energiekrise wieder aufgenommen wurde: „Es geht uns viel mehr um Nachhaltigkeit in der Klimakrise, die gibt es nämlich nicht erst seit gestern“, sagte Ana.

Abschalten in Kölner Bar: Besucher sind positiv überrascht

Seit vielen Jahren spielen der Umgang mit Ressourcen und der Klimaschutz eine wichtige Rolle in der Bar, heißt es auf deren Instagram-Seite. Das bestätigt Ana: „Seit Jahren schon beziehen wir grünen Strom und haben auf LED-Beleuchtung umgestellt.“ Das Speisen-Angebot sei zudem komplett vegetarisch.

Marko und Mathias, an diesem Abend Besucher der Bar, wussten zunächst nichts von dem stattfindenden Abschalten-Event, sind aber positiv überrascht: „Ich finde die Idee klasse. Derzeit ist Strom sparen in den Medien sehr negativ behaftet, aber hier in der Bar dreht es sich zum Positiven. Wie man mit kleinen Kniffen und gemeinsam Strom sparen kann“, sagte Marko. Ähnlich sieht es auch Mathias: „Gerade für junge Menschen ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Eine nachhaltige Bar zieht womöglich auch mehr Gäste an, das ist doch eine Win-win-Situation.“

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Der Pianist in der Wohngemeinschaft.

Zwei weitere Besucherinnen des Abends, Alexa und Ina, sind über Instagram auf das Event aufmerksam geworden. „Hier geht es um den Klimaschutz, das wollten wir uns mal anschauen“, meinte Alexa. „Ich finde die nur von Kerzen erzeugte Stimmung toll, es hat etwas von einer gemütlichen Wohnzimmeratmosphäre – leider geht in der Geräuschkulisse der Pianist unter, das ist etwas schade“, sage Ina.

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Laut Ana gab es bei einigen Besucherinnen und Besuchern Bedenken zu der Wärme in der Wohngemeinschaft, da Heizungen ebenfalls abgeschaltet wurden: „Draußen sind nicht die gemütlichsten Temperaturen und ja, die Heizungen bei uns sind dann trotzdem aus – durch die Anzahl an Personen und die Kerzen ist es jedoch mehr als warm genug.“

Auf die Frage, ob sich andere Bars ein Vorbild an der Wohngemeinschaft und dem Abschalten-Abend nehmen sollten, antwortete Ana: „Es wäre natürlich schön, aber es war nicht unser Grundgedanke, eine Gastronomie-weite Bewegung loszutreten. Was wir machen wollten, war jedem Einzelnen ein bisschen zu zeigen, dass Abschalten und etwas auf den Stromverbrauch achten, nicht gleich Askese und Entsagung bedeutet – wir wollen nicht belehren, sondern zeigen, dass auch kleine Schritte von jedem immer helfen und einen Unterschied machen.“

Das Event „Kollektives Abschalten - Gegen den Strom!“ findet noch an drei weiteren Dienstagen – 18.10., 25.10. und 01.11. – jeweils ab 20 Uhr in der Wohngemeinschaft im Belgischen Viertel statt.

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