Kölner Dom-GeheimnisseDie Domtürme werden für ganz kurze Zeit ohne Gerüst sein

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Gerüste werden noch sehr viele Jahre den Dom prägen.

Gerüste werden noch sehr viele Jahre den Dom prägen.

  • Den Dom kennt jeder. Aber wie gut kennen sich die Kölnerinnen und Kölner wirklich aus in „ihrer“ Kathedrale?
  • Jede Woche haben wir für Sie eine neue Geschichte vom Dom – erzählt von einer, für die er eine Art zweites Zuhause ist: Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner.
  • In dieser Folge beantwortet sie eine Leserfrage von Hans-Joachim Vogel: „Was sind die größten dringlichen Bauvorhaben am Dom?“

Köln – Der Dom ist bekanntlich eine ewige Baustelle. Generell gilt: Die wichtigsten Projekte erkennen Sie meist an den größten Gerüsten. Und auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, sage ich: Der Dom ohne Gerüst wäre eine Horror-Vorstellung! Denn repariert und restauriert werden muss bei einem Bauwerk dieses Alters und dieser Größe unentwegt etwas. Um die Frage ganz präzise beantworten zu können, habe ich wieder mit meinem Nachfolger, Dombaumeister Peter Füssenich, Rücksprache genommen.

„Unser Auftraggeber ist der Dom“, sagt Peter Füssenich. Der Zustand des Baus selbst gibt der Dombauhütte gewissermaßen vor, was die wichtigsten Aufgaben sind. Erste Priorität hat der Chor. Füssenichs Leute haben dort ein erstes Gerüst für Voruntersuchungen am Original-Gestein aufgebaut, dem Drachenfelser Trachyt, der im Mittelalter verbaut worden ist. Naturgemäß ist hier besondere denkmalpflegerische Vorsicht geboten.

Die Domtürme für kurze Zeit ohne Gerüst

Die Sanierung des Nordturms, schon aus der Ferne an dem großen Hängegerüst zu sehen, schreitet voran. Es ist das dritte in Folge. „Wenn alles gut läuft“, sagt Füssenich, „werden wir es im nächsten Jahr abnehmen können.“ Für alle Fotografen: Aufgepasst! Nach langer Zeit werden dann nämlich wieder einmal beide Domtürme ohne Gerüst sein.

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Aber nur kurz: Ein viertes Gerüst für den Nordturm ist nämlich schon in Planung. Irgendwann wird sich die Hütte dann sicher auch den Südturm vornehmen müssen. Das wird mit Sicherheit eine Generationenaufgabe. Aber noch läuft da die Bestandsaufnahme.

„Welter-Zyklus“ im Inneren

Der nächste konkrete Kraftakt der Dombauhütte gilt dem Strebewerk an der Südseite des Doms zum Roncalliplatz hin. Auch diese Restaurierung wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen, weil die einzelnen Strebesysteme nacheinander eingerüstet und saniert werden müssen.

Leserfrage

Haben auch Sie eine Frage zum Dom?

Zuschriften an:

Kölner Stadt-Anzeiger,

z. Hd. Joachim Frank,

Stichwort: Geheimnis Dom,

Neven DuMont Haus, 50590 Köln.

geheimnis-dom@dumont.de

Im Inneren wird die Dombauhütte noch die kommenden zwölf bis 15 Jahre mit der Komplettierung des „Welter-Zyklus“ beschäftigt sein, den großen figürlichen Glasmalereien im Südquerhaus. Nach der Vollendung dieser Arbeit wird das Richter-Fenster dann von den wieder eingebauten Fenstern des 19. Jahrhunderts umgeben sein. Sechs davon stehen noch zur Restaurierung an. Peter Füssenich rechnet pro Fenster eben mit zwei bis drei Jahren Arbeit, weil nicht nur die Gläser konservatorisch behandelt und eingebaut werden, sondern im gleichen Zug auch Sanierungsarbeiten am steinernen Maßwerk erledigt werden.

Acht Millionen Euro Jahresetat

Sicher fragen Sie sich, was das alles kostet. Der Jahresetat der Dombauhütte liegt bei acht Millionen Euro. Den Löwenanteil beanspruchen die Personalkosten für die derzeit 99 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 60 Prozent des Gelds stellt der Zentral-Dombau-Verein bereit.

„Und hier bin ich mit Blick auf die Zukunft guter Dinge“, so Peter Füssenich. Die Mitgliederzahl steigt. 1,4 Millionen Euro im Etat stellt das Erzbistum Köln bereit. 767000 Euro kommen vom Land NRW. Die Stadt Köln steuert etwas mehr als 200000 Euro bei, die allerdings mit den fälligen Abgaben verrechnet werden, so dass da nicht mehr ganz viel übrig bleibt. Hinzu kommen noch Gelder aus Stiftungen.

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In der schon im 19. Jahrhundert vom preußischen Staat als Bauherr der Domvollendung eingerichteten Dombaukommission ist heute das Land NRW als Rechtsnachfolgerin Preußens mit dem amtierenden Bauminister Hendrik Wüst (CDU) vertreten.

Das Land beteiligt sich an den denkmalpflegerischen Maßnahmen – also an allem, was unter die Stichwort „Erhalt“ oder „Konservierung“ fällt. Das muss die Dombauhütte dem Land gegenüber alljährlich exakt nachweisen. Wobei es natürlich nur sehr wenige Arbeiten gibt, die nicht diesen Zwecken zuzuordnen wären. Fast alles am Dom ist Denkmalpflege.

Aufgezeichnet von Joachim Frank

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