Für KStA-Leserinnen und -LeserFührung im Schnütgen mit Barbara Schock-Werner zu Mariä Lichtmess

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Darstellung Jesu im Tempel, Figurengruppe aus dem späten 15. Jahrhundert im Museum Schnütgen

Darstellung Jesu im Tempel, Figurengruppe aus dem späten 15. Jahrhundert im Museum Schnütgen, Köln

Die Kölner Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner nimmt das (vergessene) Fest Mariä Lichtmess zum Anlass für Sonderführungen im Museum Schnütgen.

Siebenbrüdertag, Fest der Kreuzauffindung, Gedächtnis Mariä vom Loskauf der Gefangenen. Das sagt Ihnen wenig bis überhaupt nichts? Kein Wunder! Es handelt sich allesamt um längst vergessene oder abgeschaffte Feiertage der katholischen Kirche. Weitgehend aus dem Sinn geraten ist heute auch das Fest Mariä Lichtmess, obwohl es bis heute am 2. Februar gefeiert wird. In der Kölner Basilika Sankt Aposteln zum Beispiel werden nach alter Tradition in der Abendmesse die Kerzen gesegnet. Auch im Dom findet ein festlicher Gottesdienst statt, als dessen besonderes Merkmal mir die Eiseskälte in Erinnerung ist: Zu keiner anderen Zeit im Jahr haben sich die winterlichen Temperaturen so sehr im Innenraum der Kathedrale festgesetzt.

Noch in meiner Jugend endete mit Mariä Lichtmess am 40. Tag nach Heiligabend die weihnachtliche Festzeit. Erst dann verschwanden Krippe und Christbaum aus den Kirchen und den Wohnungen. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) hat die Weihnachtszeit dann deutlich verkürzt. Jetzt ist schon am Sonntag nach Dreikönig offiziell Schluss mit „O du fröhliche“ und „Es ist ein Ros‘ entsprungen“.

Eigens Kunstwerke aus dem Depot geholt

Wie sich der Gehalt des Fests Mariä Lichtmess auch in bedeutenden Werken der christlichen Kunst niedergeschlagen hat, das möchte ich Ihnen anhand von Exponaten aus dem Museum Schnütgen nahebringen. Dafür hat das Museum eigens eine Holzschnitzerei des späten 15. Jahrhunderts aus dem Depot geholt. Der erhaltene rechte Teil der Figurengruppe aus dem Westfälischen zeigt eine prächtig gekleidete Maria in der Begleitung von Dienerinnen, wie sie ihren Erstgeborenen zum Tempel bringt, um ihn – gemäß den religiösen Vorschriften der Juden – symbolisch dem Herrn zu weihen.

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Figurengruppe im Depot des Museums Schnütgen mit Maria und Dienerinnen bei der Darstellung Jesu im Tempel (rechts) und weiteren Exponaten

Figurengruppe im Depot des Kölner Museums Schnütgen mit Maria und Dienerinnen bei der Darstellung Jesu im Tempel (rechts) und weiteren Exponaten

Damit verbunden war auch die Wiedererlangung der kultischen Reinheit, wofür die Mutter ein Tieropfer darzubringen hatte. Für ärmere Leute waren hier zwei Tauben vorgesehen. Sie gehören fest zum Figurenensemble der „Darstellung des Herrn“, wie das Fest heute heißt. Im Namen „Mariä Lichtmess“ klingt noch der Brauch einer Lichterprozession mit Kerzenweihe nach.

Symboldatum für das Ende des tiefsten Winters

Traditionell gilt Mariä Lichtmess auch als Symboldatum für das Ende des tiefsten Winters. Nach einem alten Spruch („Maria Lichtmess, bei Tag z’Nacht gess“) konnte man von diesem Datum an – die Nächte werden bereits kürzer – wieder bei natürlichem Licht zu Abend essen.

In ausführlichen Bilderzyklen des Marienlebens gehört „Mariä Reinigung“ oder eben die Darstellung ihres Sohnes im Tempel zum festen Repertoire. Das Museum Schnütgen bewahrt auch wunderbar gearbeitete Marmorstatuen aus dem frühen 14. Jahrhundert vom Hochaltar des Domes mit dieser Szenerie auf, die es sich anzuschauen lohnt.

Darstellung des Herrn, Figurengruppe vom Hochaltar des Kölner Doms, um 1310, im Museum Schnütgen

Darstellung des Herrn, Figurengruppe vom Hochaltar des Kölner Doms, um 1310, im Museum Schnütgen, Köln

Ausgehend von den biblischen Erzählungen und zusätzlichen außerbiblischen Überlieferungen hat die christliche Kunst mit überbordender Fantasie die Geschichten aus dem Leben Marias illustriert. Die breite kultische Verehrung setzt mit dem Konzil von Ephesos 431 ein, das die Lehre von Maria als „Gottesgebärerin“ zum Dogma erhob.

Die „schöne Madonna“ wurde zu einer eigenen Gattung

Natürlich nehmen im Rahmen der Passion Jesu die Bilder der mitleidenden, trauernden Muttergottes – berühmtester Typus ist hier die Pietà – breiten Raum ein. Weil es gerade in unseren Tagen wieder so viel Schreckliches zu beklagen gibt, setze ich gelegentlich ganz gern einmal einen Gegenakzent und erfreue mich an den Bildern der schönen Madonna, von denen das Schnütgen glücklicherweise eine ganze Reihe hervorragender Exemplare besitzt.

Barbara Schock-Werner im Kölner Museum Schnütgen

Barbara Schock-Werner im Kölner Museum Schnütgen

Diese Art der Darstellung war in der Zeit um 1400 so populär, dass die „schöne Madonna“ als eine eigene Gattung von Marienbildern in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Typisch sind nicht nur die besonders zarten, weichen Gesichtszüge, sondern auch der weite S-Schwung ihres Körpers. Auf ihrer ausgestellten linken Hüfte präsentiert sie das Jesuskind, häufig nackt und mit Segensgeste dargestellt, wie auf einem Thron sitzend.

Wenn Sie in Kürze einmal ins Museum kommen, werden sie dort auch eine spektakuläre Neuerwerbung bewundern können, über die ich aber an dieser Stelle noch nicht mehr verraten darf.

Weitaus strenger bis hinein in den Faltenwurf der Gewänder sind Mariendarstellungen der Romanik. Exemplarisch dafür steht die „Siegburger Madonna“, für Kunsthistoriker fast so sprichwörtlich wie die Mona Lisa, um einmal einen ganz großen Vergleich zu bemühen.


Sonderführungen an Mariä Lichtmess

Für Leserinnen und Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bietet Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner am Freitag, 2. Februar (Fest Mariä Lichtmess bzw. Darstellung des Herrn), zwei Sonderführungen im Museum Schnütgen an. Der Akzent liegt auf Marienbildern. Gezeigt werden dabei auch Werke aus den Beständen des Museums, die für die Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind.

Die Führungen für jeweils bis zu 20 Personen finden um 14 Uhr und um 15.30 Uhr statt. Interessierte bewerben sich bitte bis einschließlich Freitag, 19. Januar, mit Angabe der gewünschten Uhrzeit und der Teilnehmerzahl (maximal 2 Personen) per Mail an gewinner-koeln@kstamedien.de. Übersteigt die Anzahl der Interessierten die angegebene Obergrenze, entscheidet das Los. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden dann per Mail benachrichtigt. Bitte bringen Sie einen Ausdruck der Mail mit zum Museum. Nur sie berechtigt zur Teilnahme an der Führung.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer zahlen lediglich den Eintrittspreis für das Museum in Höhe von 3,50 Euro (ermäßigter Gruppenpreis). Die Führung selbst ist kostenlos. Museum Schnütgen, Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln.

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