Ehrung für früheren DompropstNeues Gitter an Nordfassade des Kölner Doms aufgestellt

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Segnung des Gitters an der Dom-Nordfassade mit Robert Kleine (l.) und Gerd Bachner

Segnung des Gitters an der Dom-Nordfassade mit Robert Kleine (l.) und Gerd Bachner

Köln – Es kommt eher selten vor, dass jemand eine Darstellung seiner selbst enthüllt. Gerd Bachner, von 2015 bis zum April diesen Jahres Dompropst, wurde diese Ehre zuteil. Auf dem neuen Gitter an der Dom-Nordseite zum Bahnhof hin, das am Montag gesegnet wurde, steht eine kleine Figur auf einer stilisierten Kreuzblume, mit einem Helm auf dem Kopf.

Es soll daran erinnern, dass Bachner zu seinem Amtsantritt – natürlich in vorgeschriebener Sicherheitsmontur – den Nordturm bis zur Spitze erklommen hatte. Er war der erste Dompropst, der es auf 157 Meter Höhe schaffte. „Das war fantastisch, das werde ich nie vergessen, das war am 26. August, weiß ich noch genau.“

Gitter soll Schutz vor Sprayern und Wildpinklern bieten

Und wie ist das, sich selbst am Dom zu sehen? „Es rührt mich. Das ist eine nette Geste, die haben mir ja vorher nichts verraten“, so Bachner. „Aber ich freue mich erst einmal über das schöne Gitter. Es wirkt nicht wie ein Fremdkörper, sondern als habe es schon immer an diese Stelle gehört. Das ist einfach stimmig.“

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Am neu aufgestellten Gitter an der Nordfassade des Doms erinnert eine Figur an Gerd Bachner.

Das Südportal zum Roncalliplatz ist schon seit 1996 durch eine Gitter geschützt – vor allem, weil dort immer wieder Sprayer und Wildpinkler ihre Spuren hinterließen. Doch auch die Nordfassade wurde durch ihrer unmittelbare Nähe zum Hauptbahnhof immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. „Aller nur erdenklichen Hinterlassenschaften mussten hier jeden Morgen entfernt werden“, so Dombaumeister Peter Füssenich. Rotweinflecken zählen da noch zu den harmloseren Spuren. Auch versuchten Touristen, mit den Spitzen ihrer Regenschirme die kleinen Baldachine unter den Figuren im Eingangsportal abzuschlagen.

Nordfassade keine „Schauseite“ der Kathedrale

Geschaffen wurde das Gitter wie auch das an der Südseite von der Kunstschmiede Nagel in Wesseling. Sohn Johannes setzte die Vorarbeiten seines 2016 verstorbenen Vaters Paul fort. Das drei Meter hohe und 47 Meter lange Gitter ist schlichter gestaltet als das an der Südseite, da hier der Dom auch etwas weniger ornamentreich ist – es ist keine „Schauseite“ der Kathedrale.

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Blumen, Blüten und Ranken schmücken die Gitterstäbe, ein Rabe erinnert symbolisch an Paul Nagel. Ein Tanzender Tod weist auf die Vergänglichkeit, aber auch die Hoffnung auf Auferstehung hin. „Meine Aufgabe habe ich darin gesehen, einerseits einen schützenden Schleier vor den Dom zu stellen, den man im besten Fall nicht sieht, und den mit dem Bau der Domgarage verlorenen Zwischenbereich beim Übergang vom öffentlichen zum liturgischen Raum wiederherzustellen“, so Johannes Nagel. Die Gittertüren bleiben (nach Abschluss der letzten Arbeiten) tagsüber geöffnet, sie werden nur nachts geschlossen.

Würdiger Eingang der Domschatzkammer

„Der Zaun soll keine Barriere sein, sondern sozusagen eine Vorbereitungszone für den Eintritt in den Dom“, sagt Füssenich. Zugleich bildet er einen würdigen Eingang der Domschatzkammer. Und er schützt die unmittelbar vor dem Eingang verlegten Sterne der Stifter der Kulturstiftung Kölner Dom, die das Schmiedeeisenkunstwerk mit 250.000 Euro maßgeblich mitfinanziert haben.

Vor der Zeremonie waren einige Vertreterinnen der Initiative „Maria 2.0“ vor das Portal gezogen und forderten „Segnet Menschen, nicht Gitter“. Altpropst Bachner sagte: „Wir segnen natürlich die Menschen, die an der Schaffung des Gitters beteiligt waren und alle Besucher des Doms.“ Dann verteilte er Weihwasser wie angekündigt über die Umstehenden – und erst dann über das Gitter.

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