Nach fast 20 Jahren wurde dem Pächter des Kiosks am Neumarkt gekündigt. Die Stadt Köln will das Gebäude für andere Zwecke nutzen.
Aus für Kiosk am NeumarktPächter muss nach fast 20 Jahren weichen – Stadt hat neue Pläne

Paulo Santos (52), Pächter des Kiosks am Neumarkt, hat die Kündigung erhalten.
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Für viele Kölnerinnen und Kölner ist der Kiosk am Neumarkt eine feste Anlaufstelle. Doch damit ist bald Schluss. Pächter Paulo Santos (52), der den Kiosk seit Juli 2008 betreibt, muss nach fast 20 Jahren schließen. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben ihm zum Ende des Jahres 2025 gekündigt.
„Mir ist die Kinnlade runtergefallen“, berichtet Santos gegenüber Express.de. „Die Kündigung kam wie aus heiterem Himmel.“ Sein Vermieter habe ihn angerufen und für den nächsten Morgen zum Kiosk bestellt. Die Nachricht habe er ihm nicht am Telefon überbringen wollen. Auch seine Kundinnen und Kunden seien fassungslos. „Ältere Damen fragen mich verzweifelt, wo sie jetzt ihre Bahnfahrkarten kaufen sollen“, so der 52-Jährige.
Pächter startet Petition für Erhalt des Kiosks
Um seinen Kiosk zu retten, hat Santos eine Online-Petition gestartet. Darin fordert er den sofortigen Stopp der geplanten Verdrängung und den dauerhaften Erhalt des Kiosks am jetzigen Standort. Außerdem verlangt er den Respekt vor funktionierenden, gewachsenen Strukturen im Stadtteil und eine transparente, bürgernahe Planung unter Einbeziehung aller Betroffenen, einschließlich der Gewerbetreibenden. Rund 700 Unterschriften wurden bereits gesammelt.
Stadt plant Anlaufstelle am Drogen-Hotspot
Hintergrund der Kündigung sind Pläne der Stadt Köln für den Neumarkt, der als Drogen-Hotspot gilt. Robert Baumanns vom Presseamt der Stadt erklärte auf Anfrage, dass in dem Gebäude zukünftig die „Kümmerinnen/Kümmerer einziehen sollen, die aktuell in einem Container auf der Platzfläche untergebracht sind“.
Bei den „Kümmerern“ handelt es sich um Ansprechpersonen für Meldungen oder Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern, Anwohnenden sowie Gewerbetreibenden. Zudem soll das Kioskgebäude laut Baumanns als Anlaufstelle für die kooperative Streife von Ordnungsamt, Polizei und KVB dienen.
„Es ist ein weiterer Baustein zur Verbesserung der Situation auf dem Neumarkt“, so Baumanns. Dies betreffe auch den Bereich hinter dem Kiosk, wo offen mit Drogen gehandelt werde.
Pächter zeigt Verständnis, kritisiert aber Vorgehen
Kiosk-Pächter Santos zeigt grundsätzlich Verständnis für Maßnahmen am Neumarkt. „Wenn die am 1. Januar 2026 da mit einem Bagger stehen und den kompletten Neumarkt aufreißen würden – da hätte ich Verständnis für. Denn es ist klar, dass da was passieren muss“, sagt er. Er kritisiert jedoch die Art und Weise des Vorgehens. Sein Kiosk misst nur 14 Quadratmeter.
Die Stadt spricht von einer „Nachnutzung“ des Kiosks. Wann die Umbaumaßnahmen beginnen sollen, sei laut Baumanns noch nicht klar.
Für Paulo Santos bedeutet die Kündigung einen schweren Schlag. Sein Traum, der nun zu zerbrechen droht, begann schon früh. „Schon als 16-Jähriger war mir klar, dass ich den Kiosk mal selbst führen muss“, erzählt er. Damals habe er als Aushilfe bei einem Tabakwaren-Großhändler gearbeitet und den Kiosk beliefert. Viele Jahre später wurde sein Traum Wirklichkeit.
(red)