„Poller Wiesen“-Veranstalter im Gespräch„Der Kölner Jugendpark ist von seiner Lage her unschlagbar“

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Die „Poller Wiesen“ ziehen jährlich tausende Besucher an. (Archivbild)

Die „Poller Wiesen“ ziehen jährlich tausende Besucher an. (Archivbild)

„Poller Wiesen“-Mitveranstalter Michael Kastens spricht über Herausforderungen, Open-Air-Flächen in Köln und die Zukunft des Festivals.

Die „Poller Wiesen“ ziehen jährlich tausende Fans der Elektro-Musik an. 1993 wurde die Party zum ersten Mal veranstaltet, damals noch illegal. Mittlerweile ist das Festival eine feste Größe in Köln, das Opening und auch das Closing finden im Jugendpark statt. Aber auch in Dortmund gibt es jährlich ein großes „Poller Wiesen“-Festival. Michael Kastens ist einer der Mitveranstalter, seit 2009 ist der 40-Jährige dabei. 2015 haben die Gründer die Leitung des Festivals komplett an die neue Generation, damit auch an Kastens, abgegeben. Seitdem werden die „Poller Wiesen“ von Dionysos Events durchgeführt.

Im Interview spricht Kastens über die Herausforderungen der letzten Jahre, das Jubiläum und die Zukunft der „Poller Wiesen“.

Michael "Mitch" Kastens ist einer der Gesellschafter von Dionysos Events GmbH, die die Poller Wiesen Partys ausrichten. Foto in den Büroräumen in der Lindenstrasse 17.

Michael Kastens ist Mitveranstalter der „Poller Wiesen“.

Das Opening der „Poller Wiesen“ wäre eigentlich diesen Sonntag gewesen, muss aber um eine Woche verschoben werden.

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Michael Kastens: Aufgrund des wechselhaften Wetters im April planen wir im Vorhinein mehrere mögliche Termine ein, damit wir bei möglichst frühlingshaftem Wetter ein Open-Air-Festival im Jugendpark feiern können. Für den 16. April können wir jetzt noch nichts sagen. Aber es ist so noch nie vorgekommen, dass wir das Opening gar nicht machen konnten.

Viele Veranstalterinnen und Veranstalter klagen über einen schleppenden Ticketverkauf. Wie läuft es bei den „Poller Wiesen“?

Der Ticketverkauf läuft stabil. Die Leute scheinen durch die Corona-Pandemie insgesamt ein geändertes Kaufverhalten entwickelt zu haben. Ich kann mir vorstellen, dass viele noch Tickets von verschobenen Konzerten und Festivals am Kühlschrank hängen haben und deshalb zurückhaltender dabei sind, sich für eine Veranstaltung zu committen, die von vornherein vier mögliche Termine hat. Denn beim Festival in Dortmund und bei unserer „30 Years“-Party in Köln, beides fixe Termine, sieht es ganz anders aus. Momentan sind noch Tickets für das Opening verfügbar, aber wenn wir den Termin dann bestätigen, sollte man nicht zögern. Denn dann gehen die Tickets erfahrungsgemäß sehr schnell weg.

Welche Rolle spielen die Corona-Pause und die Preiserhöhung durch den Krieg in der Ukraine?

Die Preissteigerungen waren im vergangenen Jahr eine große Herausforderung. Viele hatten ja noch Tickets aus den Vorjahren und mit den alten Ticketpreisen konnte man nicht kalkulieren. Die Preissteigerungen von teilweise 25 Prozent konnte man nicht abfedern. Dazu kam, dass wir erst Mitte März wussten, dass wir im April veranstalten können. Aber Förderprogramme wie „Neustart Kultur“ haben uns da sehr geholfen. In diesem Jahr konnten wir deutlich besser kalkulieren.

Sie setzen beim Opening das erste Mal sogenannte Awareness-Teams ein. Was kann man sich darunter vorstellen?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, eine vermittelnde Position zu haben zwischen den Sicherheitskräften sowie dem Sanitätsdienst und den Besucherinnen und Besuchern. Sei es, wenn es darum geht, wie sich Menschen gerade auf der Veranstaltung fühlen, oder wie sie sich durch das Verhalten anderer Menschen fühlen. Dafür müssen wir stark sensibilisieren und dafür haben wir das Awareness-Team eingeführt.

Die „Poller Wiesen“ feiern dieses Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. 1993 wurde die Party, die damals noch nicht „Poller Wiesen“ hieß, das erste Mal veranstaltet. Offiziell angemeldet wurde sie aber nicht, zehn Jahre lang wurden die Partygäste jedes Mal erst kurzfristig über den Veranstaltungsort informiert. Seitdem hat sich viel verändert.

Der Schritt in den Jugendpark 2003 war schon sehr eng mit der Stadtverwaltung, dem Grünflächenamt und dem Ordnungsamt abgestimmt. Die Veranstaltung hatte irgendwann eine Größe erreicht, die die Sicherheit im öffentlichen Raum hätte beeinflussen können. Deshalb musste es in geregelte Bahnen gebracht werden. Mittlerweile arbeiten wir schon seit Jahren eng mit der Stadt zusammen.

Die „Poller Wiesen“ fanden schon in verschiedensten Städten, auf verschiedenen Veranstaltungsflächen statt. Es gibt etwa jedes Jahr neben dem Kölner Jugendpark noch das Festival in Dortmund. Was ist denn Ihr Lieblingsveranstaltungsort?

Der Jugendpark in Köln ist natürlich von seiner Lage her unschlagbar. Direkt am Rhein, Zugang zum Strand, so zentral in einer Großstadt – und dann noch in der Heimatstadt Köln. Dafür sind wir aber vom Platz her begrenzt. In Dortmund, im Revierpark Wischlingen, haben wir wesentlich mehr Platz und können so fünf Bühnen aufbauen. Jede Location hat was Eigenes und wir schauen dann, was alles geht. Das hat immer ein bisschen was von spielerischem Bauen, das macht dann den Spirit auch so authentisch.

In Köln gibt es keine vergleichbare Open-Air-Fläche wie die in Dortmund. Deswegen wird das Thema  hier auch ständig diskutiert.

In Nordrhein-Westfalen ist es durch die dichte Besiedlung sowieso schwieriger als in den neuen Bundesländern. Köln ist dazu noch eine Stadt, die so viele Events hat. Der Karneval an sich ist ja schon ein unglaublich großes Event. Und wenn man sich anschaut, wie sich das in den vergangenen Jahren – etwa an der Zülpicher Straße – entwickelt hat, hat die Stadt wahrscheinlich ganz andere Bedenken. Vielleicht ist es dann nicht der Fokus, noch ein weiteres großes Festival in der Stadt zu etablieren, auch wenn ich das persönlich schade finde.

Am 24. Juni ist in Köln die große Jubiläumsfeier zu 30 Jahren „Poller Wiesen“. Können Sie da schon was zu verraten?

Das Line-up wird bald veröffentlicht. Da es unser Geburtstag ist, kann man sich schon darauf freuen, dass es eine geschmackvolle Mischung aus „Poller Wiesen“-Klassikern und -Newcomern ist.

Was ist jetzt nach 30 erfolgreichen Jahren für die Zukunft geplant? Eine Vergrößerung, neue Projekte oder noch mehr Festivals im Ausland zum Beispiel?

Es gibt viele Überlegungen in diese Richtungen. Wir sind jetzt nach der Pandemie aber an einem Punkt, wo wir erstmal unsere bestehenden Projekte konsolidieren möchten. Und dann widmen wir uns neuen Abenteuern.

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