AboAbonnieren

„Optisch scheußlich, aber viel genutzt“Neue Fahrradparkplätze auf umstrittener Trankgasse am Kölner Dom

Lesezeit 4 Minuten
Die neuen Radständer auf der Trankgasse.

Die neuen Radständer auf der Trankgasse.

Erneute Veränderung auf der Trankgasse: Am Kölner Dom gibt es neue Radparkplätze. Die Umgestaltung bleibt weiter umstritten.

Auf der Trankgasse direkt am Kölner Dom stehen seit Dienstag (27. Februar) elf neue Radabstellanlagen mit jeweils vier Bügeln für je zwei Räder. Die neuen Radparkplätze gehören zur Neuaufteilung des rund 200 Meter langen Stücks Straße am Welterbe. Seit Ende April 2023 ist die Trankgasse eine Fahrradstraße, dort gelten zunächst übergangsweise neue Verkehrsregeln. Nur noch in Ausnahmefällen dürfen dort Autos fahren, beispielsweise Gäste des Hotel Excelsior Ernst (siehe Grafik).

Jürgen Blank, stellvertretender Direktor des Hotels, findet die neuen Radständer optisch scheußlich, erkennt aber auch an, dass sie gut genutzt werden. Tatsächlich sind sehr viele Bügel genutzt, 62 Räder sind am Donnerstagmittag angeschlossen. Blank sagt über die provisorische neue Verkehrsführung: „Wir sind nicht richtig glücklich damit, aber es ist schon ruhiger geworden.“

Probleme mit Navigationsgeräten

Unter anderem hadert Blank damit, dass die Navigationsgeräte auch nach zehn Monaten die Gäste, die von der Tunisstraße kommen (siehe Grafik), noch wie früher auf direktem Weg zum Hotel lotsen wollen. Das geht aber nicht mehr, weil es eine Einbahnstraße ist.

Die Grafik zeigt auf einer Karte die provisorischen Verkehrsregeln am Dom.

Die Regeln der provisorischen Verkehrsführung.

Die provisorischen Veränderungen der Verkehrsführung auf der Trankgasse sind eine Blaupause für solche Vorhaben in Köln: Sie sind häufig umstritten, weil sie den Verkehrsraum neu aufteilen. Auf der einen Seite freuen sich Rad- und Fußgängerlobby, auf der anderen Seite ärgert sich etwa der ADAC. Auch im Stadtrat gibt es große Kämpfe um das Thema.

Domsockel soll neu gestaltet werden

Zumindest ähnlich wie auf der Trankgasse verhält es sich beispielsweise auch auf der Venloer Straße oder der Deutzer Freiheit, auch dort wird der Raum neu aufgeteilt. Am Ende musste etwa auf der Deutzer Freiheit ein Gericht entscheiden, dass der Verkehrsversuch rechtswidrig ist. Die Stadt brach ihn ab.

Für die Trankgasse gilt all das in besonderem Maße, weil sie direkt am Dom liegt und damit am Wahrzeichen der Stadt. Und hinzukommt: Ursprünglich war die neue Verkehrsführung an den Umbau des Domsockels gekoppelt, so hatte es die Kölner Politik beschlossen. Während des Baus sollte erprobt werden, ob es möglich ist, dort nur ganz wenig Autoverkehr zuzulassen.

Die Visualisierung zeigt wie der neue Domsockel einmal aussehen soll.

Die Visualisierung zeigt wie der neue Domsockel einmal aussehen soll.

Doch der geplante Umbau des Sockels verzögerte sich, wegen der nahenden Fußball-Europameisterschaft mit vielen Fans im Sommer 2024 verschob die Verwaltung den Umbau — setzte aber die neue Verkehrsführung trotzdem um. Vor allem CDU und FDP kritisierten das, FDP-Fraktionschef Ralph Sterck sagte: „Ich habe schon länger den Eindruck, dass das Verkehrsdezernat macht, was es will.“

Die Stadt begründete ihr Vorgehen unter anderem so: „So kann sich die neue Verkehrsführung ohne den Baustellenverkehr leichter einspielen und das Konzept besser bewertet werden.“

Das Schild erklärt die Regeln auf der Trankgasse.

Das Schild erklärt die Regeln auf der Trankgasse.

Die verkehrspolitische Sprecherin der CDU im Stadtrat, Teresa De Bellis, teilte ein Bild der neuen Radständer bei Facebook und erneuerte ihre Kritik an der Stadt, weil sie die neue Verkehrsführung eben nicht während des Umbaus des Domsockels testete. De Bellis schrieb: „An diesem Beispiel erkennt man, worum es hier eigentlich geht! Sicherlich nicht um die Gestaltung der Domumgebung! Dafür richtet man hässliche Fahrradabstellanlagen ein!“ Und: „Ob das ein würdiges Erscheinungsbild am Kölner Dom ist?“

Ein Stadtsprecher teilte mit, dass die neuen Radabstellanlagen bleiben, bis der Domsockel umgebaut wird. Er sagte: „Nach Beendigung dieser Arbeiten soll eine dauerhafte Lösung für das Fahrradparken geschaffen werden. Die Planungen dafür werden demnächst beginnen.“

Weitere Neuerungen sind auf der Trankgasse nach der Errichtung der Radabstellanlagen nicht angedacht. Zu möglichen Holzmöbeln auf der anschließenden Komödienstraße sagte er: „Es sind keine weiteren Maßnahmen geplant.“

Auf der Trankgasse parken Räder, auf der Komödienstraße Autos und Lieferwagen.

Auf der Trankgasse parken Räder, auf der Komödienstraße Autos und Lieferwagen.

Doch wann der Domsockel tatsächlich umgebaut wird, ist momentan offen. Die Stadt geht von zwei Jahren Bauzeit aus. Der Verwaltung lag vor einem Jahr nur ein Angebot für den Umbau vor, doch die Stadt konnte die Firma wegen „vergaberechtlicher Gründe“ nicht beauftragen. Sie muss die Arbeiten neu ausschreiben.

Die Frage, ob das schon geschehen ist und ob es einen aktualisierten Zeitplan gibt, konnte die Stadt am Donnerstag nicht beantworten. Am Freitag teilte der Sprecher mit: „Zunächst müssen die Ausschreibungsunterlagen vorbereitet werden. Die Stadt Köln befindet sich in der Abstimmung mit dem Planer. Derzeit liegt noch kein Zeitplan für die Ausschreibung vor.“