Öffentlicher Muezzinruf in KölnPremiere am Freitag rückt näher

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Die Zentralmoschee in Ehrenfeld.

Köln – Ob der Muezzin an diesem Freitag an der Ehrenfelder Zentralmoschee zum ersten Mal öffentlich zum Gebet ruft, soll sich am Donnerstag entscheiden. Das hat die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) am Dienstag mitgeteilt.

Murat Sahinarslan, Direktor des Moscheeforums, sagte: „Derzeit sind wir dabei die Abnahmemessung durchführen zu lassen. Sobald uns der Bericht vorliegt und dieser seitens der Stadt Köln bewilligt wird, steht dem Gebetsruf am Freitag nichts mehr im Wege.“

Dem Vernehmen nach wird kurzfristig erwartet, dass die Messergebnisse bei der Stadt vorliegen. Damit rückt die Premiere des öffentlichen Muezzinrufs an der Zentralmoschee näher. Es geht um fünf Minuten zwischen 12 und 15 Uhr, aktuell ist 13.30 Uhr geplant.

Am Donnerstagnachmittag ist laut Sahinarslan eine Infoveranstaltung für die Anwohner geplant. Sie ist eine der Voraussetzungen, die Moscheegemeinden erfüllen müssen, wenn sie öffentlich zum Freitagsgebet rufen lassen wollen. Weitere Auflagen sind ein Ansprechpartner bei Beschwerden oder ein Schallgutachten, dazu zählen die von der Ditib angesprochenen Abnahmemessungen.

Ditib und Stadt Köln müssen Vertrag unterzeichnen 

Vorher müssen Ditib und die Stadt aber noch den sogenannten öffentlich-rechtlichen-Vertrag über die Bedingungen unterzeichnen, das soll dem Vernehmen nach aber relativ schnell möglich sein. Dann läuft das Pilotprojekt für zwei Jahre, danach wird analysiert, wie die Erfahrungen sind und ob es fortgesetzt wird.

Laut der Stadt Köln darf an der Zentralmoschee der Ruf nicht lauter als 60 Dezibel sein. Das ist laut des NRW-Umweltamtes in etwa so laut wie ein Gespräch zwischen zwei Personen.

Minarette werden nicht für Muezzinruf in Köln genutzt

Die Stadt Köln geht davon aus, dass der Ruf nur bis zum Fußweg an der Moschee zu hören ist. Auch aktuell ruft der Muezzin schon aus dem Gebetssaal zum Freitagsgebet, zukünftig macht er es etwas lauter, aber über dieselben zwei Lautsprecher wie bisher. Die beiden 55 Meter hohen Minarette haben an der Moschee eine rein städtebauliche Funktion und werden nicht für den Gebetsruf genutzt.

Die Stadtverwaltung hatte die Idee des Muezzinrufs vor einem Jahr überraschend präsentiert und auf die vom Grundgesetz garantierte freie Religionsausübung verwiesen, in Düren beispielsweise gibt es den Ruf seit Jahrzehnten.

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Für die Kölner Ankündigung gab es viel Lob, aber auch Kritik. Voriges Jahr hatten daraufhin kleinere Demonstrationen an der Moschee stattgefunden. Laut Polizei ist bislang nichts angemeldet, die Behörde kann sich aber vorstellen, dass sich wieder Demonstranten versammeln. Zudem haben zehn weitere Moscheegemeinden ihr Interesse bekundet, es liegen aber keine konkreten Pläne vor.

Die Moschee an der Inneren Kanalstraße/Venloer Straße ist mit 1200 Plätzen im Gebetssaal die größte in Köln – und steht am stärksten im Fokus, unter anderem, weil der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Moschee 2018 aufgrund massiver Verstimmungen ohne Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) oder Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) offiziell eröffnete.

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