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Nächster Offener BriefKölner Literaturszene fordert Sanierung der Bibliothek

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Das Bild zeigt die Zentralbibliothek von außen, davor stehen zwei Männer.

Die Diskussion um die Zukunft der Zentralbibliothek bleibt: Wird das Gebäude saniert oder doch abgebrochen?

Zwei Vereine aus der Literaturszene fordern vehement die Sanierung der Zentralbibliothek – sonst sehen sie die Wertschätzung gefährdet.

Die Diskussion über Abbruch oder Neubau der Zentralbibliothek am Neumarkt ebbt nicht ab: Am Donnerstag haben sich nun der Verein der Literaturszene Köln und der Verein des Literaturhauses Köln in einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) dafür eingesetzt, das Gebäude von 1979 wie geplant zu sanieren. Zuletzt hatte sich unter anderem die CDU für einen Neubau ausgesprochen, die Fraktion kann sich laut ihres kulturpolitischem Sprechers Ralph Elster sogar einen anderen Standort vorstellen

Einen Abbruch der Bibliothek lehnen die beiden Vereine ab, in ihrem Schreiben heißt es: „Wir sprechen uns ausdrücklich für den raschen Beginn der Sanierung nach den vorliegenden Plänen aus, denn sie ist die einzige ökologisch vertretbare Lösung. Wir sprechen uns deutlich für den Standort Josef-Haubrich-Hof aus. Bildung, Medien und die Literatur gehören in die Mitte der Gesellschaft und an den Neumarkt. Wir fordern ein Ende der unsachgemäßen Diskussion und ein Bekenntnis zur Sanierung der Zentralbibliothek am Josef-Haubrich-Hof.“ Der Josef-Haubrich-Hof ist direkt neben dem Neumarkt.

In der Stadt Heinrich Bölls muss dieser bedeutende Ort der Bücher, Medien und gesellschaftlichen Relevanz mit einer zügigen und passgenauen Sanierung eine angemessene Wertschätzung erfahren.
Offener Brief der Literaturszene

Den Verein der Literaturszene haben 2018 insgesamt 22 Akteure der Kölner Literaturszene gegründet, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Das Literaturhaus gibt es seit 1996, aktuell zählen laut eigener Aussage rund 700 Mitglieder zu dem Verein.

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In dem Brief schreiben sie: „In der Stadt Heinrich Bölls muss dieser bedeutende Ort der Bücher, Medien und gesellschaftlichen Relevanz mit einer zügigen und passgenauen Sanierung eine angemessene Wertschätzung erfahren.“ Laut der beiden Vereine ist die Statik des Hauses gutachterlich geprüft und lässt eine Sanierung zu. Schon am Mittwoch hatte sich der Förderverein  der Bibliothek mit einem Offenen Brief für die Sanierung eingesetzt.

Interim ermöglicht Neubauvariante

Der Stadtrat hatte die Sanierung beschlossen, sie sollte im laufenden Betrieb bis Ende 2024 beendet sein. Das hat sich erledigt, mittlerweile wird ein Geschäftshaus auf der Hohe Straße für die Zeit der Sanierung als Interim umgebaut, vermutlich 2024 soll die Bibliothek dort nur 800 Meter von ihrem Standort eröffnen.

Dieses Interim befeuert nun die Diskussion: Wagt die Stadt eine Sanierung im Bestand, mit der sie in anderen Gebäuden wie der Oper viele Probleme hat, oder bricht sie das Haus ab und baut neu? Dann wären alle bisherigen Pläne hinfällig und das ausgegebene Geld ist weg. Die Sanierung ist bislang mit 81 Millionen Euro angesetzt, die Summe gilt ebenso als überholt wie die Fertigstellung 2026.

Die Verwaltung will eine aktualisierte Übersicht über die beiden Varianten Neubau oder Sanierung in den nächsten Wochen dem Stadtrat vorlegen, der soll vermutlich im Mai entscheiden, ob er das Großbauprojekt komplett neu aufstellt oder die bisherigen Pläne unterstützt.

Doch mit ihrer Position pro Neubau und möglichem neuem Standort steht die CDU bislang alleine da: Nur die FDP will ebenfalls den Neubau, allerdings am derzeitigen Standort. Sowohl die Grünen als Bündnispartner der CDU als auch die oppositionelle SPD wollen weiter die Sanierung, beide halten sich allerdings Hintertüren offen, um ihre Position möglicherweise später zu ändern. Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin sagte am Donnerstag:„Aus aktueller Sicht sehen wir keinen Grund am getroffenen Sanierungsbeschluss für die Zentralbibliothek zu rütteln.“

Die SPD-Fraktion will ebenfalls die Sanierung am Standort  – wenn es keine neuen Erkenntnisse gibt, die dagegen sprechen. Fraktionschef Christian Joisten sagte: „Die Sanierung der Zentralbibliothek am jetzigen Standort wurde demokratisch beschlossen. Dieser Beschluss gilt für uns weiterhin, das hat auch etwas mit Verlässlichkeit von Entscheidungen zu tun.“ Er bezeichnete die Diskussion als Phantomdebatte, die die Kölner CDU befeuert. Die Linken sprechen sich ebenfalls für die Sanierung aus.

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