Fotomotive für Influencer„Zuckertraum“ wird wahr – diese Läden beleben die Kölner City

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Karolina in ihrem „Zuckertraum“ in der Kettengasse

Karolina in ihrem „Zuckertraum“ in der Kettengasse

Trotz Krise: In der Innenstadt gibt es immer mehr kleine, individuelle Läden. Ihre Waren beziehen sie oft über große Internetplattformen. 

Pleitewellen, Rezession, Kaufunlust? In der Kölner Innenstadt scheint das Gegenteil vorzuherrschen: Immer mehr kleine Einzelhändler, die vor allem sehr individuelle Artikel anbieten, machen auf. So bringt „Karolinas Zuckertraum“ seit kurzem eine rosarote Note in die Kettengasse. Ein Traum aus bunten Fondant-Torten, Zuckerrosen, Royal-Tassen, Kuchendeko – und als Gag eine rosafarbene britische Telefonzelle. „Es ist toll, wie viele Leute vor dem Schaufenster stehen bleiben und fotografieren. Ein Mann meinte: Bis gerade hatte ich schlechte Laune, jetzt geht es mir gut“, sagt Gründerin Karolina.

Kölner Einzelhändler bestellen bei Internetplattformen

Sie ist Patissière, hat bei der Luxusmarke Maxim‘s  in Paris gelernt und bietet seit gut fünf Jahren bereits Torten-Kurse in einem Studio am Rudolfplatz an. „Und da haben mich die Kunden immer gefragt: Warum verkaufst du nicht all die schönen Sachen, mit denen wir hier arbeiten?“ Bedenken hatte sie nicht. „Ich weiß ja, was ich tue.“ Zudem hat sie gute Verbindungen, der größte Teil ihrer Familie lebt in England und Irland. Ein Schwager arbeitet bei der berühmten Keksfirma Walkers – deshalb ergattert sie Artikel, die sonst kein Einzelhändler bekommen würde.

Geschirr, exklusive Artikel und liebevoll gestaltete Kekse

Geschirr, exklusive Artikel und liebevoll gestaltete Kekse

Doch ganz allein schafft sie es nicht, all die speziellen Dinge zu beschaffen. Denn oft bestehen die Hersteller auf der Abnahme sehr großer Mengen. „Die bunten Deko-Streusel aus Spanien etwas gibt es eigentlich nur palettenweise.“ Hier kommt Ankorstore ins Spiel, eine von mehreren Internetplattformen, die die ausgefallensten Artikel anbieten und die Abwicklung von Bestellungen, Abrechnungen, Lieferungen und Verhandlungen mit den Herstellern weitgehend übernehmen. „Das ist natürlich eine große Erleichterung“, sagt Karolina. So hat sie auch es auch geschafft, die französischen Chips mit den ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen wie Trüffel oder Rosenwasser zu bekommen.

Kettengasse wird zur Winkelgasse

Nach Angaben des Start-ups Ankorstore, das 2019 in Frankreich gegründet wurde, beziehen in Köln 750 Einzelhändler Teile ihres Sortiments über das Unternehmen. Köln läge damit auf Platz vier bundesweit. Die meisten Kunden, nämlich 2400, gibt es in Berlin, es folgen Hamburg und München. „Mit Ankorstore verfolgen wir das Ziel, Einzelhandel und E-Commerce gezielt miteinander zu verbinden und den lokalen Handel damit in vollem Umfang zu unterstützen“, erklärt Nicolas Loeuillet, General Manager bei Ankorstore. Geld verdienen möchte man aber natürlich auch: Die Hersteller müssen Abschläge hinnehmen, die Händler dafür leichte Aufschläge.

Inga Berentzen führt den Concept Store Wohlsign in der Kettengasse.

Inga Berentzen führt den Concept Store Wohlsign in der Kettengasse.

Nur wenige Meter neben dem „Zuckertraum“ befindet sich das „Wohlsign“. Inga Berentzen gründete das Geschäft im Februar 2022, mitten in der Corona-Krise. Hier gibt es alles zum Wohlfühlen wie Lavendel-Kissen, Kerzen, Ingweressenzen, Kräuter-Räucherbündel, aber auch Yoga-Matten und Postkarten – alles von kleinen Manufakturen. „Am Anfang dachte ich, dass ich auf ganz viele Messen fahren müsste, um die Produkte zu finden. Ich habe auch viel auf Instagram und Pinterest geschaut.“

Fotomotive für Influencer

Doch dann entdeckte sie Ankorstore und die ebenso aufgebauten Unternehmen Orderchamp aus den Niederlanden und Faire aus den USA. „Die sind in der Corona-Zeit explodiert, am Anfang habe ich etwa 60 Prozent meiner Ware dort bezogen.“ Wie auch Kollegin Karolina empfindet sie es als große Erleichterung, dass diese Firmen vor allem die bürokratischen und abrechnungstechnischen Schritte übernehmen und in der Gründungszeit als Berater fungieren. Und außerdem hätte sie so spezielle Dinge wie den Lavendellikör eines Stuttgarter Herstellers nicht gefunden. „Das ist jetzt eines meiner Lieblingsprodukte.“

So wird die Mischung in der kleinen Kettengasse immer bunter – unter anderem gibt es hier auch noch die Patisserie Isabelle und den nostalgischen Hutladen Diefenthal 1905. „Ich finde, das ist hier ein bisschen wie die Winkelgasse aus den Harry-Potter-Filmen.“ Und an der Ecke zur Ehrenstraße sei ja auch noch das bei Influencern beliebte „Café de Paris“. Für die gäbe es in der kleinen Straße viel zu fotografieren. 

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