Die Verantwortlichen von Museum Ludwig und Philharmonie fordern die Sanierung im Bestand – doch auch die hat einen hohen Preis.
PhilharmonieNach Kostenschock – Taugt München als Vorbild für Köln?
Was passiert mit dem Museum Ludwig und der Philharmonie während der geplanten Generalsanierung? Frühestens 2031 soll die Sanierung des Gebäudekomplexes von 1986 laut Stadt starten. Wie lange sie dauert, ist noch völlig unklar und hängt von der Frage ab: Können die beiden Kultureinrichtungen am Dom während der Bauarbeiten geöffnet bleiben oder müssen sie interimsweise ausziehen?
Es ist eine Frage, die viele Menschen betrifft: Das Museum Ludwig ist das meistbesuchte Kölner Museum, beispielsweise kamen 2019 knapp 315.000 Menschen. Und in die Philharmonie kommen durchschnittlich laut Stadt pro Jahr knapp 515.000 Leute.
Verantwortliche fordern Sanierung im Betrieb
Die Verantwortlichen der beiden Häuser haben sich am Mittwoch für eine Sanierung im Bestand ausgesprochen. Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, sagte: „Aus unserer Sicht ist es nicht vertretbar, dass ein Haus wie das Museum Ludwig über längere Zeit geschlossen wird. Dass ein Interimsquartier in prominenter Lage und mit der Größe unserer aktuellen Ausstellungsfläche gefunden wird, halte ich für sehr unwahrscheinlich. “
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Und Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort sagte: „Die beste Lösung wäre eine Sanierung im laufenden Betrieb, abhängig davon, wie viel wirklich saniert werden muss. Die Arbeiten sollten dann nachts stattfinden.“ Die Stadt hält dem Vernehmen nach grundsätzlich die Sanierung während geöffneter Häuser für „höchst riskant“.
Kosten von bis zu 1,1 Milliarden Euro
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch berichtet hatte, hat die städtische Gebäudewirtschaft 2021 Kostenprognosen für vier Varianten entworfen. Es handelt sich aber nur um erste Schätzungen, eine gründlichere Analyse, was konkret saniert werden muss, soll in den nächsten Monaten folgen. Diese Untersuchung will auch Langevoort erstmal abwarten. Davon hängt ab, wie viel die Sanierung tatsächlich einmal kosten wird.
Die Varianten im Überblick. Variante eins: Generalsanierung beider Häuser im laufenden Betrieb und kleinteilige Bauabschnitte für 960 Millionen Euro. Variante zwei: Generalsanierung beider Häuser im laufenden Betrieb und große Bauabschnitte für 800 Millionen Euro. Variante drei: Sanierung und Umzug in ein Interimsquartier, für die Philharmonie würde sogar ein Übergangs-Konzertsaal für geschätzt 40 Millionen Euro gebaut. Kosten: 780 Millionen Euro. Und Variante vier: Sanierung des Museums und Neubau einer Philharmonie für 120 Millionen Euro, die damit ihren jetzigen Standort verlässt. Kosten: 1,1 Milliarde Euro.
Langevoort sagte zur vierten Variante: „Die Philharmonie an anderer Stelle neu zu bauen, wäre wie den Kölner Dom nach Düsseldorf zu versetzen.“ Der Konzertsaal mit 2200 Plätzen sei weltberühmt.
Falls sich der Stadtrat voraussichtlich nächstes Jahr gegen eine Sanierung im laufenden Betrieb entscheiden würde, braucht es für diesen Fall Ausweichquartiere. Das ist für ein Museum und vor allem für die Philharmonie samt Konzertsaal eine Herausforderung – zumal bei einem Neubau der Philharmonie, unabhängig davon, ob er dauerhaft sein soll oder nur einige Jahre während der Sanierung.
München als Vorbild für Köln?
Zumindest haben Langevoort, Kulturdezernent Stefan Charles und Baudezernent Markus Greitemann sich schon angeschaut, wie die Stadt München das Problem gelöst hat. In München verzögert sich seit Jahren die geplante Sanierung des sogenannten „Gasteig“, laut der Verantwortlichen handelt es sich um das größte Kulturzentrum Europas, es beherbergt auch die Philharmonie.
Vorsorglich ließ die Stadt München deshalb eine Interims-Philharmonie bauen, sie wurde nach dreieinhalb Jahren Planung und Bau im Oktober 2021 eröffnet. Knapp 40 Millionen Euro kostete der „Gasteig HP8“, der Saal bietet Platz für 1900 Besucher. Langevoort hält diese Variante für die zweitbeste Lösung, wenn die Kölner Philharmonie nicht im Betrieb saniert werden kann.
Hallen Kalk sind einsturzgefährdet
Was nach der Sanierung des „Gasteig“ mit der Interimsspielstätte passiert, ist laut einer Sprecherin noch offen. Das Haus ist demnach mit Modulen gebaut worden und kann theoretisch wieder abgebaut werden. Langevoort hielte es in Köln für denkbar, danach dort Tanz oder freie Szene unterzubringen.
Das Museum Ludwig sollte eigentlich eine Ausstellung in der rechtsrheinischen Halle Kalk 76 haben, so sieht es der Vertrag mit den Stiftern Peter und Irene Ludwig vor – doch das Gebäude verfällt seit Jahrzehnten, ist mittlerweile einsturzgefährdet.
Zur Frage des Interims teilte die Verwaltung mit: „Überlegungen zu einem möglichen Interim gab es bislang noch nicht.“ Was es braucht, werde bei der Detail-Analyse erarbeitet und dann dem Stadtrat vorgelegt, wenn das Gremium die Pläne genehmigen soll.