„Die Fallzahlen gehen durch die Decke“Weißer Ring und Polizei beraten am Rudolfplatz zu digitaler Gewalt

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Das Foto zeigt Birgit Wunderlich (Opferschutz des Landes NRW) (links) und Anja Kleck (Kriminalprävention / Opferschutz Polizei Köln) im Gespräch mit einem Passanten.

Birgit Wunderlich vom Opferschutz des Landes NRW (l.) und Anja Kleck von der Kriminalprävention der Kölner Polizei im Gespräch mit einem Passanten

Zum europaweiten Aktionstag für Opfer krimineller Gewalt informierten Fachleute über die Gefahr im Netz.

Bequem von zu Hause shoppen, von überall auf der Welt chatten oder flexibel aus dem Homeoffice arbeiten. Für 95 Prozent der Deutschen gehört die tägliche Nutzung des Internets im Alltag dazu. Doch das birgt auch Gefahren. Mehr als jeder vierte Internetnutzer ist bereits Opfer von Cyberkriminalität geworden. Am Freitag standen Vertreterinnen und Vertreter der Hilfsorganisation Weißer Ring und der Polizei Köln vor der Hahnentorburg am Rudolfplatz, um über digitaler Kriminalität aufzuklären. Auch die Landesopferschutzbeauftragte Barbara Havliza war bei Aktion dabei.

Mediales Interesse richtet sich meistens auf die Täter

Seit 1991 ruft der Weiße Ring mit dem europaweiten Aktionstag für Opfer krimineller Gewalt dazu auf, mehr auf die Opfer als auf die Täter zu schauen. „Wann immer kriminelle Machenschaften medial behandelt werden, geht es hauptsächlich um den Täter und dessen Strafe. Das ist sicher nicht verkehrt, lenkt aber auch von denen ab, die nach einem Betrug oder übergriffigem Verhalten mit den Folgen leben müssen. Um den Fokus auf genau diese Menschen lenken, stehen wir jedes Jahr am 22. März auf der Straße und bieten unsere Aufklärung und Hilfe an“, erzählt ein Mitglied der Hilfsorganisation.

Der thematische Schwerpunkt liegt dabei immer anders. Dass es am Freitag vor allem um die digitale Kriminalität gehen sollte, begründet die Organisation mit dem starken Anstieg der Fälle in diesem Bereich. „Die Fallzahlen gehen durch die Decke. Und dagegen müssen wir etwas tun.“

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Die häufigsten Delikte sind Betrug beim Shopping, Virenangriffe und gehackte Accounts

Eine Sprecherin der Polizei sieht die große Problematik der Strafverfolgung im Netz insbesondere in der Weitläufigkeit und der Anonymität. „Früher haben sich die analogen Vorfälle auf dem Schulhof, in der Bahn oder auf der Arbeit abgespielt. Das war auch nicht schön, aber wenn man zu Hause war, konnte man die Tür schließen und Abstand gewinnen. Heute nehmen wir eine deutliche Verlagerung wahr. Jeder kann 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche zum Opfer werden.“ Zu den häufigsten Übergriffen im Internet zählen Betrug beim Online-Shopping, Fremdzugriff auf Accounts und das Einschleusen von Viren. 

Notrufnummer für Opfer von Cyberkriminalität

Der Weiße Ring bietet Informationsmaterial über verschiedene Formen des digitalen Übergriffs an, angefangen bei fingierten Anrufen und Cyberstalking bis hin zu sexuellen Übergriffen im Netz. Außerdem wird den Opfern Mut gemacht, sich an die Polizei zu wenden und Hilfe einzufordern.

Soforthilfe für Menschen gibt es in rund 20 Fremdsprachen kostenfrei über das Opfer-Telefon 116 006. Für Fragen stehen die Opferschutzbeauftragten der Polizei Köln unter der E-Mail-Adresse opferschutz.koeln@polizei.nrw.de zur Verfügung. 

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