Ihre Bilanz stellen die Stadtwerke-Chefs nicht mehr persönlich vor. Diese Art der Kommunikation ist auch bei einigen Dezernenten zu beobachten.
Keine TransparenzKommunikation der Kölner Stadtwerke-Führung ist ein Armutszeugnis


Die Zentrale der Rhein-Energie und der Stadtwerke am Parkgürtel.
Copyright: Uwe Weiser
Es ist ein Armutszeugnis, dass die vier Kölner Stadtwerke-Chefs (SWK) anders als in den Vorjahren darauf verzichten, ihre Bilanzen in einer Pressekonferenz vorzustellen. Es seien viele trockene Zahlen, es kämen immer weniger Journalisten, heißt es. Das mag sein, ist aber keine ausreichende Begründung.
Damit sind direkte Nachfragen an die Verantwortlichen, auch kritische, nicht möglich. Stattdessen sollen Journalisten die Fragen an die Pressestelle richten. So kann das Führungsquartett sich in aller Ruhe mit seinen Öffentlichkeitsabteilungen beraten. Und das in Zeiten, in denen es viel mehr Transparenz und viel mehr Kommunikation braucht – und nicht weniger.
Es braucht mehr Mut und Klarheit
Die vier SWK-Geschäftsführer haben im Vorjahr insgesamt knapp 1,5 Millionen Euro Gehalt erhalten – aber sich den Fragen der Presse ohne Netz und doppelten Boden stellen wollen sie nicht. Das ist peinlich. Sie verantworten den Öffentlichen Personennahverkehr sowie weite Teile der Energie und Kommunikation in der Stadt sowie die Finanzen der Stadtwerke. Diese Stadt braucht mehr Klarheit und Mut und weniger Verzagtheit.
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Was auf den ersten Blick wie eine rein medieninterne Debatte wirken mag, steht für eine grundsätzliche Haltung in einigen städtischen Unternehmen, aber auch bei einzelnen städtischen Dezernenten: Sie reden nicht gerne in der Öffentlichkeit – und wenn, dann nur, wenn sie es möglichst bequem haben.
Seltene Pressekonferenzen
Im Stadtvorstand gibt es Dezernenten, die ungefähr so oft Pressekonferenzen geben wie das sagenumwobene Seeungeheuer Nessie in Loch Ness auftaucht. Sie versenden lieber lange Pressemitteilungen, statt ihre Themen mit Überzeugung zu präsentieren.
Es gibt Dezernenten, die nachträglich nahezu komplette Interviews umschreiben wollen. Und es gibt Dezernenten, die in Interviews tatsächlich vorbereitete Antworten vom iPad ablesen, anstatt frei über ihr Fachgebiet zu sprechen.
Reker stellt sich Fragen
Von Dezernenten wird erwartet, dass sie große Dezernate mit teils mehr als tausend Mitarbeitern führen. Dass sie die Stadt voranbringen. Zurecht, dafür erhalten sie gutes Geld. Aber wie soll das gehen, wenn sie sich nicht mal trauen, regelmäßig für ihre Themen öffentlich einzustehen und unbequeme Fragen zu beantworten?
Man muss kein Fan von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sein: Sie hat in zwei Amtszeiten zu wenig erreicht. Aber Reker hat häufig klare und unbequeme Sätze ausgesprochen, oft zum Missfallen ihres Umfeldes. Bei aller berechtigter Kritik: Reker konnte Lust am verbalen Schlagabtausch entwickeln, sie konnte und wollte kämpfen.
Liest man im aktuellen Wahlkampf der OB-Kandidaten einige Aussagen, klingen sie teils wie Sätze aus dem Baukasten der Belanglosigkeit. Aber Köln stehen finanziell schwierige Jahre bevor, wenn die Konjunktur nicht anzieht und die Steuereinnahmen unverhofft steigen.
Es stehen noch härtere Verteilungskämpfe als zuletzt an, zumal die Stadt bei ihren Großbauprojekten wie der Mülheimer Brücke regelmäßig unfähig ist, eine verlässliche Kosten- und Terminplanung zu gewährleisten. Um all diese Aufgaben zu lösen, braucht es von den Verantwortlichen Mut – und kein belangloses Gerede oder Abtauchen.