Zwei Löwenbabys im Kölner Zoo wurden eingeschläfert – nun erhebt die Tierschutzorganisation Peta schwere Vorwürfe.
„Wie am Fließband“Löwenbabys im Kölner Zoo eingeschläfert – Tierschützer mit scharfer Kritik

Hier ist Gina mit ihren im Januar 2024 geborenen Jungen zu sehen. Es war die erste Löwengeburt im Kölner Zoo seit 20 Jahren. (Archivbild)
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Nachdem der Kölner Zoo am Montag (14. Juli) berichtet hatte, dass zwei neugeborene Asiatische Löwenbabys eingeschläfert wurden, meldet sich nun auch die Tierschutzorganisation Peta zu Wort – mit deutlicher Kritik an der Zuchtpraxis.
Die beiden Jungtiere, ein Männchen und ein Weibchen, waren offenbar erst vor rund einer Woche zur Welt gekommen. Doch Mutter Gina nahm die Neugeborenen nicht an. Unter anderem auch, weil sie noch älteren Nachwuchs versorgt.
Kölner Zoo: Handaufzucht wurde von Anfang an ausgeschlossen
Letztlich entschied man sich im Zoo nach „sorgfältiger Abwägung aller zuständigen Biologen und auf Empfehlung des Zuchtbuchführers sowie nach tiermedizinischer Indikation“, die stark geschwächten Jungtiere einzuschläfern, um ihnen „unnötiges Leid zu ersparen“. Die Jungtiere von Hand aufzuziehen, war ausgeschlossen worden, um eine Fehlprägung der Tiere auf den Menschen zu verhindern.
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Das Löwenpaar Gina und Navin im Jahr 2019. (Archivbild)
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Doch Peta spricht von systematischem Versagen. Die Tierrechtsorganisation wirft dem Kölner Zoo vor, eine „verantwortungslose Zuchtpolitik“ zu verfolgen. „Ihr 2024 geborener Nachwuchs war noch nicht einmal von der Mutter unabhängig, schon musste Löwin Gina erneut gebären – nur damit die Neugeborenen wenig später getötet werden“, wird Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin bei Peta, in einer Pressemitteilung zitiert. Diese Vorgänge seien „keine Ausrutscher, sondern trauriger Alltag hinter den Mauern von Zoos“.

Dr. Yvonne Würz ist Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei Peta.
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Demnach würden Löwenbabys „wie am Fließband“ gezüchtet. Laut Peta sei die Zucht Asiatischer Löwen in europäischen Zoos nicht nur ethisch fragwürdig, sondern auch wissenschaftlich bedenklich. Die Organisation verweist auf Studien, denen zufolge das Zuchtprogramm stark von Inzucht betroffen sei und damit keinen echten Beitrag zum Artenschutz leiste.
Zoo will weiter züchten – Peta fordert Zuchtstopp
Im Kölner Zoo sieht man die Lage anders. Das Verhalten von Löwin Gina sei „evolutionär bedingt“, da sie sich verständlicherweise auf ihre älteren, noch nicht selbstständigen Jungtiere konzentriere. Sobald diese im Herbst in andere Zoos zur Weiterzucht abgegeben werden, sei eine erneute Trächtigkeit mit besseren Voraussetzungen zu erwarten. Warum bis dahin nicht verhütet wurde? „Ein Eingriff in die Verhütung kann immer zu Schwierigkeiten bei der Fruchtbarkeit führen, das wollten wir nicht riskieren“, sagte ein Zoo-Sprecher. Denn Gina sei „sehr wertvoll für das Zuchtprogramm“.
Peta fordert einen sofortigen Stopp der Nachzucht. Tiere seien nicht dazu da, „uns zu unterhalten oder auf menschliche Bedürfnisse angepasst gezüchtet zu werden“. Für die Organisation ist der Fall ein weiteres Beispiel für das, was sie als „Speziesismus“ bezeichnet – die ungleiche Behandlung und Bewertung von Tieren allein aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. (sbo)