Das Ordnungsamt verhängte plötzlich an der kleinen Wohnstraße in Lindenthal ein absolutes Halteverbot. Anwohner wehren sich dagegen.
ParkverbotIn der Sielsdorfer Straße in Lindenthal darf kein Auto mehr stehen

Wenn Autos – jetzt illegal – auf der Sielsdorfer Straße stehen, ist es eng. Der Gehweg bietet Rettungsfahrzeugen und Müllautos eine Ausweichfläche.
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Vor zwei Monaten verteilte das Ordnungsamt plötzlich Zettel an den Windschutzschreiben. Künftig dürften die Bewohnerinnen und Bewohner der Sielsdorfer Straße ihre Fahrzeuge dort nicht mehr abstellen, war darauf zu lesen. Die Fahrbahn sei zu eng. Bei Verstößen gegen das Verbot würde ein Verwarnungsgeld verhängt.
Was dann auch geschah. Es hagelte Knöllchen auf Scheiben aufsässiger Anwohnender. In ihrer Heimatstraße ist Parken jetzt verboten, obwohl es jahrzehntelang erlaubt war. 28 Stellplätze fallen weg – trotz der Parkplatznot in den anliegenden Straßen, wo auch gerne Menschen aus den Kölner Vororten, die in der Stadt arbeiten, ihre Fahrzeuge abstellen und mit anderen Verkehrsmitteln weiterfahren. Denn in Lindenthal westlich des Gürtels ist noch kein Anwohnerparken eingerichtet. Das Parken ist kostenfrei – und lockt zahlreiche Pendler an.

Die Anwohner und Anwohnerinnen der Sielsdorfer Straße setzen sich gegen das neue Parkverbot zur Wehr.
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Anwohner halten die Straße für breit genug
Durch das neue Parkverbot ist auf der Straße nun mehr Platz, wird es aber in anderer Hinsicht eng, aus Sicht der Anwohner, ohne dass es überhaupt nötig ist: „Als Grund für das Verbot wurde angegeben, dass Rettungsfahrzeuge, die Feuerwehr und Autos nicht problemlos passieren können“, erzählt ein Anwohner. Er möchte, wie seine Nachbarinnen und Nachbarn aus beruflichen Gründen, nicht namentlich genannt werden.
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Die erforderliche Straßenbreite von 3,05 Meter sei aber vorhanden, selbst wenn Autos auf einer Straßenseite stehen, und zwar deswegen, weil die Stadt den Gehweg, der auf der den parkenden Autos gegenüberliegenden Seite liegt, selbst so konzipiert habe, dass er befahrbar sei. „Der Bordstein ist abgesenkt“, so der Anwohner, „und es wurden Betonpflastersteine verwendet, die acht Zentimeter dick und damit für schwere Fahrzeuge befahrbar sind.“
So würden Müllautos regelmäßig ein Stückchen über den Gehweg fahren, was für die Bewohnerinnen und Bewohner der Häuser dahinter kein Problem sei, weil zwischen Hauseingängen und Gehweg ein breiter Vorgartenstreifen liegt. Fußgängerinnen und Fußgänger würden den gegenüberliegenden Bürgersteig benutzen.

An der Einmündung zur Frechener Straße ist Parken untersagt.
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Poller sollen Einmündungen schützen
Nur an den Einmündungen der Straße auf die Gleueler und die Frechener Straße hätte die Müllabfuhr beim Einbiegen manchmal Probleme, wenn Autos dort verbotswidrig abgestellt seien. Dafür haben die Anwohnerinnen und Anwohner aber eine Lösung parat: Die Stadt könnte dort Poller aufstellen, die per Dreikantschlüssel von der Müllabfuhr oder von Rettungsdiensten umgelegt werden könnten, wenn nötig.
Parkende Autos sorgen für Verkehrsberuhigung
Die Anwohnerschaft sieht nun eine andere Gefahr: „Die in der Straße parkenden Autos sorgen für eine Verkehrsberuhigung“, schildert eine Frau. Wenn sie wegfiele, sei der Autoverkehr dort viel schneller unterwegs. Auf der Wohnstraße würden aber oft Kinder spielen. Sie würde dann auch als Ausweichroute vom Durchgangsverkehr genutzt, von den Autofahrern, die von der Gleueler auf die Mommsenstraße abbiegen möchten und keine Lust hätten, an der Ampel vor der Kreuzung zu warten.
Die SPD-Fraktion der Bezirksvertretung Lindenthal ist den Anwohnenden beiseite gesprungen und hat eine Anfrage an die Stadtverwaltung formuliert: ob sie bereit sei, das Parkverbot auszusetzen, wenn sich herausstelle, dass die Anfahrtswege für die Feuerwehr und für Rettungsfahrzeuge gesichert sind und durch das Verbot die genannten neuen Probleme entstehen.
Stadtverwaltung pocht auf das Verbot
Eine solche Möglichkeit sieht die Stadtverwaltung allerdings nicht: Sie sei durch Beschwerden darauf aufmerksam geworden, dass die vorgesehene gesetzliche Restfahrbahnbreite von 3,05 Meter auf der Sielsdorfer Straße massiv unterschritten werde, schreibt Stadtsprecher Robert Baumanns. Die Fahrbahn sei nur noch 2,06 Meter breit, wenn Autos dort parken. Das sei ordnungswidrig und könne, insbesondere, weil auch Rettungswege beeinträchtigt würden, nicht toleriert werden. Ein Befahren des Gehwegs sei nicht zulässig.
Poller dürften nur zur Durchsetzung eines Halteverbots nicht aufgestellt werden. Sie erst entfernen zu müssen, würde für Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes einen Zeitverzug beim Erreichen der Einsatzstelle bedeuten. Die Anwohnenden halten das wiederum nicht für nachvollziehbar und möchten sich nun mit einer Bürgereingabe wehren.