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Grüner Radeln in der „Weststadt“Die „Low Line“ soll eines Tages Müngersdorf mit Ehrenfeld verbinden

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Ein Mann schiebt sein Fahrrad über eine Brücke, die mit zwei Pollern abgesperrt ist für motorisierten Verkehr.

Harald Schäfer hat die Planung der Low Line von Anfang an begleitet. Die neue Brücke über die Weinsbergstraße ist Teil des Radwegs zwischen Müngersdorf und Ehrenfeld.

Durch Müngersdorf, Braunsfeld und Ehrenfeld soll künftig die Low Line führen, eine begrünte Fuß- und Radroute durch die entstehende „Weststadt“.

New York hat es vorgemacht und die „High Line“, einen Park auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse in Manhattan geschaffen. Davon inspiriert möchte Köln jetzt eine „Low Line“, einen drei Kilometer langen begrünten möglichst 20 Meter breiten Rad- und Fußweg auf der ehemaligen Ost-West-Trasse der Häfen- und Güterverkehr Köln (HGK) durch die künftige „Weststadt“ führen, durch ein Areal im Wandel: In dem ehemaligen Gewerbestandort zwischen Venloer- sowie Aachener Straße, Melatengürtel und Militärring entwickeln Investoren gerade etliche Wohn- und Bürogroßprojekte.

Gerade hat die Bezirksvertretung Lindenthal einem Bebauungsplan zwischen Oskar-Jäger-Straße und Widdersdorfer Straße zugestimmt, mit dem auch ein Stück Low Line festgelegt werden soll. Das Problem: die HGK-Trasse, auf der sie entstehen soll, existiert gar nicht mehr. Ilsetraut Popke und Harald Schäfer, Mitglieder des Rahmenplanungsbeirats und der Lindenthaler Bezirksvertretung sowie Verkehrsspezialist Roland Schüler haben vor Ort den geplanten Verlauf gezeigt, und die Schwierigkeiten, die sich bei der Umsetzung der Pläne stellen.

Der Startpunkt der Low Line wird noch diskutiert

Die Low Line soll in Müngersdorf beginnen. An der Stolberger Straße 374 soll sie in nördliche Richtung abzweigen, um dann wenig später in östliche Richtung zu verlaufen. Der dort vorhandene Gehweg zwischen den Gebäuden ist allerdings zugleich Feuerwehrzufahrt. Daher wird diskutiert, ob die Low Line nicht besser westlich der neuen Zentrale des Verbandes Islamischer Kulturzentren (VIKZ) startet, der dort einen breiten Weg plant. Dann soll sie hinter dem VIKZ-Gebäude verlaufen über die Josef-Lammerting-Allee und dort zwischen den Gebäuden des Bundesverwaltungsamtes und der Versicherung Swiss Life zur Eupener Straße. Hier gibt es bereits das erste rechtliche Hindernis: Das dortige Grundstück gehört der Stadt nicht. Sie müsste mit der Eigentümerin, der Swiss Life über ein Wegerecht verhandeln. Wenn das gelingt, würde die Low Line nun die Eupener Straße queren - in direkter Linie zum Tor der Benzinraffinerie der Firma CBR. Über ihr Grundstück wird sie nicht verlaufen können.

Zwei Männer mit Fahrrädern und eine Frau mit einem Klemmbrett in der Hand stehen auf einer Brachfläche.

Roland Schüler, Harald Schäfer und Ilsetraut Popke (v.l) stehen auf dem Gelände des ehemaligen Gleisdreiecks, wo ein Park entstehen soll.

Ein Stück weiter südlich wäre es möglich, einen Weg zu schaffen, über das Grundstück des ehemaligen belgischen Supermarktes, dessen Gebäude derzeit an das Technische Hilfswerk vermietet sind. Von dort würde die Low Line weiter in Richtung ehemaliges „Gleisdreieck“ führen, muss nun allerdings die Schienentrasse der HGK queren, die dort in nordsüdlicher Richtung noch vorhanden ist und auch noch von Güterverkehr befahren wird. „Die Lösung dafür zu finden, ist nicht so einfach“, sagt Roland Schüler.“ Sollte das gelingen, erreicht die Low Line den künftigen „Hybridpark“ im Herzen der Weststadt. Das Gelände befindet sich im Besitz der Stadt Köln und soll in einen Park umgestaltet werden, von wo aus auch grüne Fuß- und Radwege in Richtung Clarenbachplatz und Norden abzweigen sollen.

Investor plant Wohnungen zwischen Alsdorfer, Widdersdorfer und Oskar-Jäger-Straße

Von dort findet die Low Line bis zum Maarweg problemlos ihren Weg. Das Areal gehört Stadt Köln. Jenseits des Maarweges wird sie sich zunächst den Platz mit der Zufahrt zur Tiefgarage des neuen Wohnquartiers „Pandion Cosy“ teilen und dann nördlich des Wohngebiets durch die Bauwagensiedlung „Osterinsel“ verlaufen. Ihre Bewohner protestieren gegen die Pläne. Weiter in Richtung Osten soll die Low Line über das Areal zwischen zwischen Alsdorfer, Widdersdorfer und Oskar-Jäger-Straße 125-143 a-h, führen, wo Art-Invest Real Estate mit der „Wohnkompanie NRW“ der Zech Gruppe hunderte Wohnungen und Büros plant, wofür nun der Bebauungsplan aufgestellt werden soll. Auch hier existiert noch kein Weg, sondern muss erst noch geplant, teilweise auch rechtlich gesichert werden.

Ein Sackgassenschild steht am Beginn eines Weges, der durch Wohnblocks führt.

Der Rad-und-Fußweg am Grünen Weg verbindet bereits die Vogelsanger mit der Oskar-Jäger-Straße, auch wenn das Sackgassenschild aus Richtung Ehrenfeld noch irreführend ist.

Jenseits der Oskar-Jäger-Straße führt allerdings bereits ein kaum begrünter Fuß- und Radweg in Richtung Ehrenfeld, der dank der neuen Brücke über die Weinsbergstraße über den Grünen Weg an den Wohnungen der GAG vorbei zur Vogelsanger Straße verläuft. Die Low Line soll dann noch über die Helios Straße den Bahnhof Ehrenfeld anbinden. Dieser wird der Endpunkt der drei Kilometer langen grünen Schneise durch die Baufelder der „Weststadt“.


Die Idee einer Rad- und Fußwegeverbindung durch die Viertel zu schaffen, ist bereits 2004 im Rahmenplan für Ehrenfeld, Braunsfeld und Müngersdorf entstanden und wurde wenige Jahre später von Sabine Voggenreiter, Kulturmanagerin und Chefin des damals an der Heliosstraße ansässigen Design Quartiers Ehrenfeld (DQE), zur Idee eines „Low Line Linear Park“ ausgebaut, in Anlehnung an die New Yorker „High Line“, eine rund sieben Meter über dem Boden liegende frühere Zugtrasse in Manhattan. „ Die Kölner Low Line soll nach dem Konzept des planenden „Studio Weststadt“ nicht nur durch Bäume und Pflanzen begrünt sein, sondern auch Freizeitaktivitäten aller Art ermöglichen und – wo möglich – 20 Meter breit sein.