Tierschützer warnenTote und verletzte Schwäne durch Gefahren im Kölner Stadtgrün

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Schwan mit Verletzung am Hals 

Lindenthal – Junge Schwäne sind Bruchpiloten. Wenn sie anfangen zu fliegen, benötigen sie viel Anlauf – und ein hindernisfreies Übungsfeld. „Kürzlich“, so erzählt Weiherpatin Claudia Scherping, „ist ein Jungschwan vom Aachener Weiher gegen die Kirche am Clarenbachkanal geflogen und war sofort tot. Ein weiterer Jungschwan am Aachener Weiher wurde mit verdrehtem Hals gefunden.“ Ein anderes Jungtier ist gestartet und wird seitdem vermisst.

Schwanen-Eltern verjagen ihre ausgewachsenen Kinder

Scherping hat mit anderen Tierschützern ein Auge auf die Kölner Wasservögel, denn im Kölner Stadtgrün leben sie gefährlich. Für die Flugversuche haben die großen und schweren Schwäne nicht viel Platz, besonders wenn sie an kleinen Gewässern wie den Lindenthaler Kanälen leben. Durch die enge Bebauung gibt es viele Hindernisse und eine gefahrlose Zwischenlandung ist ebenfalls schwer. „Eben einmal weiterfliegen, ist meisten nicht möglich“, so Scherping. „Die verzweifelten oder manchmal auch verletzten Tiere laufen orientierungslos durch die Straßen oder legen sich einfach hin. Momentan geschieht das deswegen so oft, weil bei den Schwanenfamilien „Vertreibungszeit“ ist, das heißt die Eltern verjagen ihre ausgewachsenen Kinder aus ihrem Revier.

Angelschnüre und Angelhaken verschluckt

Die gescheiterten Erstflüge sind aber nur ein Grund für die vielen Verletzungen, die die Tierschützer derzeit bei Schwänen feststellen.

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Die meisten Gefahren gehen für die Tiere von liegen gelassenem Müll aus, beispielsweise Plastikmüll, Verpackungen, Schnüre, vor allem Angelschnüre und Haken, die Angler im Wasser und am Ufer zurücklassen. „Mindestens einmal monatlich melden Menschen Schwäne mit Angelmüllverletzungen“, schildert Scherping.

„Die Wasservögel verschlucken die Angelschnüre und Angelhaken. Sie hängen im Schnabel, wickeln sich um die Beine. Es wurden schon Schwäne gefunden, die fünf Haken im Magen hatten und qualvoll verhungert sind.“

Auch Hunde sind eine Gefahr 

Erst vor vierzehn Tagen meldete eine Frau am Decksteiner Weiher einen Vogel mit einer Schnur und Haken im Schnabel. Am nächsten Tag wurde er tot gefunden. Einem weiteren Schwan, der eine Angelschnur um das Bein gewickelt hatte, konnten die Tierschützer vor einer Woche davon befreien. Doch auch Vierbeiner stellen eine Gefahr für die Wasservögel dar: „Viele Hunde sind nicht angeleint an den Gewässern unterwegs“, so Scherping. „Selbst der harmloseste Hund, der wirklich nur spielen will, schnappt instinktiv zu, wenn ein fauchender Schwan vor ihm steht.“

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Vergangene Woche erst wurde am Rautenstrauchkanal ein Jungschwan gebissen. Die Folge: Das Tier hatte zwei Zentimeter tiefe Löcher im Hals. Mehrere Tierschützer konnten ihn fangen und zu einer Tierärztin bringen, die ihn genäht hat.

Weiherbesucher sollten verletzte Tiere melden

Es gibt viel zu tun für die Tierschützer. Die Schwäne einzufangen und zum Arzt zu bringen, verursacht erhebliche Kosten. Oft müssen sie sie selbst tragen, weil die Spenden, die sie erhalten, meist nicht ausreichen. Scherping bittet daher die Bevölkerung, sich bewusst zu sein, dass von liegen gelassenem Müll oder ihren Hunden eine Gefahr für die Wasservögel ausgehen kann. „Wenn sich beispielsweise beim Angeln ein Haken im Baum verfängt und dort hängenbleibt, können Angler uns das auch melden“, so Scherping. Sie hofft auf eine bessere Kommunikation und ist froh, wenn Weiherbesucher verletzte Tiere melden.

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