Blessem – NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser hat Konsequenzen aus dem fatalen Einsturz der Kiesgrube in Erfstadt-Blessem bei der verheerenden Juli-Flut angekündigt. „Selbstverständlich müssen in Kenntnis des katastrophalen Hochwasserereignisses Abbaugebiete untersucht werden“, sagte die CDU-Politikerin dem "Kölner Stadt-Anzeiger“. Dies geschehe zurzeit.
„Die Betreiber der Abbauvorhaben, die in überschwemmungsgefährdeten Bereichen liegen, müssen eine Gefährdungsbeurteilung für den Hochwasserfall vorlegen“, fügte die Umweltministerin hinzu. Die erforderlichen Abläufe dazu würden derzeit abgestimmt. „Sollte sich bei einzelnen Vorhaben herausstellen, dass eine konkrete Gefahr vorliegt oder eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit zu erwarten ist, sind entsprechend geeignete Maßnahmen zu regeln und zu treffen", kündigte Heinen-Esser an.
Widerstand gegen Kiesgrube in Blessem wächst
Beim Einsturz der Kiesgrube waren auch mehrere Häuser in Blessem mit in die Tiefe gerissen worden. Weite Teile des Ortes durften danach tagelang nicht betreten werden, weil die Einsturzgefahr der Häuser im Umfeld der Grube geprüft werden musste. In dem Ort gibt es seitdem einen breiten Widerstand gegen die Abbaustätte. „Keine Kiesgrube mehr in Blessem“, steht auf gelben Bannern, die an vielen Häusern befestigt sind.
Am Freitag will sich der Untersuchungsausschuss des Landtag vor Ort einen Eindruck über das Ausmaß der Zerstörungen machen. Das Gremium will aufklären, ob die Folgen der Flut zu verhindern waren. Dabei geht es auch um die Frage, ob die Kiesgrube in Blessem hätte genehmigt werden dürfen. Derzeit läuft dazu bei der Kölner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt. War der mangelhafte Hochwasserschutz eine Ursache für die massiven Schäden?
Die Ausschussmitglieder wollen bei dem Ortstermin auch mit den Anwohnern ins Gespräch kommen. „In Düsseldorf schlagen wir uns mit Aktenbergen herum. Doch uns ist besonders der Blick der Menschen vor Ort wichtig: ihr Leid, ihre Verluste, ihre Erwartungen“, sagte der Landtagsabgeordnete Stefan Kämmerling (SPD) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Noch vor Weihnachten wird Wüst vernommen
Man müsse auch der Frage nachgehen, welche Rolle die späten Warnungen in der Hochwasserkatastrophe gespielt hätten. „Aus den Eindrücken vor Ort wollen wir Schlüsse für die weitere Arbeit des PUA ziehen“, so der Politiker.
Der Untersuchungsausschuss hat nicht viel Zeit, um seine Ermittlungen durchzuführen. Mit Ende der Legislaturperiode im Mai 2022 endet seine Arbeit. Deswegen werden gehen die Termine auch in der sitzungsfreien Zeit weiter. In der nächsten Woche sollen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski (beide CDU) vernommen werden.