Rodenkirchen – Hochwasser ist derzeit nicht in Sicht – auch wenn sich die Pegelstände manchmal sehr schnell ändern können. Und hohe Pegelstände haben außerdem ihren Schrecken weitgehend verloren, seit im Jahr 2008 der 430 Millionen Euro teure Hochwasserschutz fertig gestellt wurde. Sollte man meinen.
Doch die Hochwasserexperten warnen: Wenn der Rhein viel Wasser führt, steigt auch das Grundwasser an. Und das gefährde vor allem tiefliegende Stadtteile, selbst wenn sie weit vom Rhein entfernt sind. Diese Gefahr werde meist unterschätzt. Die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) und die Bürgerinitiative Hochwasser (BI) der Altgemeinde Rodenkirchen hatten zu einer Bürgerveranstaltung in die Aula des Gymnasiums Rodenkirchen eingeladen, bei der sich knapp 100 Bürger über die speziellen Gefahren von Grundhochwasser und über vorbeugendes Verhalten informierten.
Im Notfall den Keller fluten
Gerald Fuchs von den Steb erläuterte, dass bei hohem Rheinpegel das Grundwasser nur noch schlecht und langsam in Richtung Rhein abfließen könne. Somit komme es zum Stau, und es baue sich Druck im Untergrund auf, der im schlimmsten Fall so groß werden könne, dass Kellerböden und -seitenwände aufbrechen könnten. In der Regel würden die Versicherungen solche Schäden durch Grundhochwasser nicht ersetzen, darauf wies Gerald Fuchs eindringlich hin. Um die Auswirkungen möglichst gering zu halten, sollten Keller speziell abgedichtet und verstärkt werden durch „weiße oder schwarze Wannen“ – diese Bezeichnung benennt die Farbe des Baumaterials. Ein nachträglicher Einbau einer solchen stabilen Wanne sei aber sehr teuer und oftmals nicht mehr möglich, meinte Thomas Kahlix von der BI.
Die Hochwasserexperten empfahlen deshalb, nicht zu versuchen, der ungeheueren Kraft des Grundwassers zu widerstehen, sondern im Notfall Keller vollständig zu fluten. „Geben Sie dem Grundwasser nach“, sagte der Chef der Kölner Hochwasserschutzzentrale, Reinhard Vogt. Mitunter sei es sogar sinnvoll, Löcher in den Estrich zu bohren. So könne Wasser austreten und der Druck verringere sich. Thomas Kahlix berichtete, wie die Tiefgarage unter dem Maternusplatz zuletzt im Januar 2011 gezielt geflutet worden war. Grundwasser wurde durch Rohrleitungen in die Tiefgarage eingeleitet. Dadurch konnten Aufbrüche verhindert werden.
Hochwasser-Infos im Internet
Besonders gefährdet seien jene Bewohner, die bei den Extrem-Hochwässern in den Jahren 1993 und 1995 „nasse Füße“ bekommen hätten, erläuterte Kahlix. Das Auenviertel, die Weißer Hauptstraße, der Pflasterhofweg, die Karl-, Augusta- und Grüngürtelstraße seien hauptsächlich betroffen, aber auch Bereiche in Hochkirchen, Rondorf und Immendorf. Sie lägen zum Teil fünf Meter unter dem Rheinniveau. Allerdings sei das Grundhochwasser sauber und hinterlasse im Gegensatz zum Rheinhochwasser nach dem Abfließen kaum Spuren, sagten die Experten. Vor dem Bau des ober- und unterirdischen Hochwasserschutzes sei das Grundwasser auch schon angestiegen, hieß es. Aber es habe sich mit dem schmutzigen Hochwasser vermischt und sei nicht sichtbar gewesen. Einen „Vorteil“ hatte das Hochwasser immerhin: Es bildete einen ausgleichenden Gegendruck zum Grundwasseranstieg. Dadurch sei die Gefahr von Auftrieb und Kelleraufbrüchen deutlich geringer gewesen.
Die Experten rieten den Bürgern, sich rechtzeitig und vorausschauend über Hochwassergefahren auf den Internetseiten der Hochwasserschutzzentrale, der Steb und der Bürgerinitiative zu informieren. Reinhard Vogt wies darauf hin, dass ab Ende 2013 auch Vorhersagekarten für Grundhochwasser abrufbar seien. Entsprechende Prognosekarten für Hochwasser gibt es bereits. Telefonische Auskünfte erteilt die Hochwasserschutzzentrale Köln unter den Rufnummern 221-261 61 und 221-243 95.
www.hochwasserinfo-koeln.de
www.hochwasser.de
www.steb-koeln.de