Schon gewusst?Zehn spannende und skurrile Fakten über den Rhein

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Menschen sitzen bei Sonnenuntergang auf dem neuen Rheinboulevard mit Blick auf den Dom.

Menschen sitzen bei Sonnenuntergang auf dem neuen Rheinboulevard mit Blick auf den Dom.

Köln – Egal ob Eis essen an der Promenade, Sonne tanken am Rheinboulevard oder Feuerwerk unterm Sternenhimmel. Die Kölner schätzen und lieben ihren Rhein. Aus diesem Grund präsentiert der Kölner Stadt-Anzeiger zehn Fakten über den zweitlängsten Fluss Deutschlands.

1. „Moby Dick“ sorgt für bundesweite Aufregung

Am 18. Mai 1966 ging ein merkwürdiger Anruf bei der Duisburger Wasserschutzpolizei ein. Zwei Schiffer meldeten die Sichtung eines Wals - mitten im Rhein. Die Beamten reagierten und führten einen Alkoholtest durch. Ohne Erfolg. Erst im Laufe des Tages verdichteten sich die Beweise, dass 300 Kilometer landeinwärts tatsächlich ein weißer Belugawal schwamm.

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

„Moby Dick“, wie die Presse das Tier taufte, sollte ursprünglich von einem Transportschiff in einen englischen Zoo verfrachtet werden. Nach einem Orkan befreite sich der Beluga und gelangte anschließend auf Irrwegen in den Rhein. „Moby Dick“ versetzte tagelang Politiker und Umweltschützer in Alarmbereitschaft, ehe er am 16. Juni zum letzten Mal beim Erreichen des offenen Meeres gesichtet wurde.

2. Der „Rheinfall“ - zweitgrößter Wasserfall Europas

Der „Rheinfall“ ist mit einer Höhe von 23 Metern und einer Breite von 150 Metern eine der größten Attraktionen, die der Fluss zu bieten hat. Jährlich pilgern tausende Besucher nach Schaffhausen (Schweiz), um das Naturschauspiel zu besichtigen. Vom einem höher gelegenen Schloss bietet sich den Touristen ein europaweit einmaliges Bild.

3. Hochwasser verwüstet Köln

Das Hochwasser im Frühjahr 1784 verursachte den bis heute unerreichten Rekordpegel von 13,55 Metern. Normalerweise liegt die Wassertiefe bei unter vier Metern. Die Fluten zerstörten den Stadtteil Mühlheim am Rhein und forderten allein in Köln 65 Menschenleben.

Zum Vergleich: Beim zweithöchsten Wasserpegel vor knapp 20 Jahren wurden 10,69 Meter gemessen. Seitdem wird die Kölner Altstadt dank neuer Schutzmaßnahmen erst bei 11,30 Metern überschwemmt.

4. Fast 100 Kilometer kürzer als gedacht

Bis vor fünf Jahren konnte man in vielen deutschen Lexika lesen, der Rhein habe eine Länge von 1320 Kilometern. Ein Trugschluss, wie Bruno Kremer im Sommer 2010 herausfand. Bei einer Recherche über den Rhein viel dem Kölner Biologen durch Zufall auf, dass sich in den Sechzigerjahren ein einfacher Zahlendreher eingeschlichen hatte.

Statt ursprünglich 1230 Kilometer gaben ab 1960 immer mehr Verlage 1320 Kilometer an. Bruno Kremer packte die Neugier und maß selber nach. Sein Ergebnis: 1228 bis 1238 Kilometer, je nach Ausgangspunkt. Messungen anderer Forscher bestätigten Kremers Ergebnis.

5. Wasserreichster Fluss Deutschlands

Obwohl die Donau mit 2857 Kilometern mehr als doppelt so lang ist, befördert kein anderer Fluss bundesweit pro Sekunde so viel Kubikmeter Wasser wie der Rhein - durchschnittlich 2330 m³/s. Auch deshalb zählt der Rhein zu den wirtschaftlich wichtigsten Flüssen Europas.

6. Feuer in Chemiefabrik färbt den Rhein blutrot

Am 1. November 1986 gelangten nach einem Großbrand in einer Lagerhalle nahe Brüssel mehr als 20 Tonnen hochgiftiger Pestizide in den Rhein. Die Chemikalien, darunter ein Farbstoff, der das Wasser auf mehrere Kilometer rot färbte, lösten ein großes Fischsterben aus.

Die „Sandoz-Katastrophe“ ist bis heute eine der größten Umweltkatastrophen Deutschlands und förderte die Gründung zahlreicher Umweltorganisationen.

7. Längste Hängebrücke Deutschlands

Bei ihrer Freigabe am 20. September 1941 unter dem Namen „Adolf-Hitler-Brücke“ galt die Rheinbrücke Köln-Rodenkirchen als längste Hängebrücke Deutschlands. Heute trägt eine andere Brücke diesen Titel: die Rheinbrücke Emmerich mit 803 Metern Länge.

Autofahrer, die von Köln in Richtung Leverkusen möchten, nutzen hingegen die Rheinbrücke Leverkusen. Pro Tag fahren mehr als 100.000 PKWs über diese Strecke. Insgesamt führen allein in Köln acht Brücken über den Rhein.

8. Rheinbegradigung ermöglicht zunehmenden Schiffsverkehr

Dass der Rhein heutzutage nahezu komplett von Schiffen befahren werden kann, liegt vor allem an Johann Gottfried Tulla. Der deutsche Ingenieur leitete ab 1817 die Begradigung des Rheins, um dem steigenden Schiffsverkehr während der Industrialisierung gerecht zu werden.

Das Projekt wurde 1876 fertiggestellt. Im Laufe der Arbeiten wurden rund 2200 Rheininseln entfernt und die Breite des Flusses erheblich verkürzt.

9. Eislaufen auf dem Rhein

Kaum vorstellbar, aber wahr: Am 4. März 1929 war der Rhein deutschlandweit komplett zugefroren. In Köln und anderen Städten wanderten so viele Menschen über den Fluss, dass sich lange Zeit das Gerücht hielt, im Februar 1929 habe sogar ein Karussell auf dem Rhein gestanden.

Heutzutage gilt ein solches Szenario jedoch als eher unrealistisch. Durch die Rheinbegradigung fließt der Rhein schneller als früher und aufgrund des Klimawandels sind Winter mit bis zu 40 Grad Minus nahezu ausgeschlossen. Zudem tragen Kraftwerke rund um den Fluss zu einer Erwärmung des Wassers bei.

10. Viele Großstädte linksrheinisch

Ob Köln, Bonn, Straßburg, Nimwegen oder Utrecht - ein Großteil der am Rhein angesiedelten Gemeinden liegt am linken Ufer. Diese Besonderheit geht auf das Römische Reich zurück, das den Rhein als natürliche Grenze gegen östlich gelegene Feinde nutzte.

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