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Promis zu „Spielplatz“-Diskussion„Herzlichen Glückwunsch, jetzt ist Köln auch offiziell die Hauptstadt der Bekloppten“

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Guido Cantz hat kein Verständnis für die Umbenennung von Spielplätzen in Köln. (Archivbild)

Guido Cantz hat kein Verständnis für die Umbenennung von Spielplätzen in Köln. (Archivbild)

Der Kölner Plan, Spielplätze zu „Spiel- und Aktionsflächen“ umzubenennen, hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Auch Kölner Promis äußern sich. 

Die Pläne zur Umbenennung von Spielplätzen in der Stadt zu „Spiel- und Aktionsflächen“ haben nicht nur in Köln für eine große Debatte um das Thema gesorgt, sondern auch bundesweit Schlagzeilen gemacht. Seit Donnerstag (3. Juli 2025) ist das Thema zwar so gut wie erledigt, trotzdem wird weiterhin diskutiert.

Guido Cantz mit klarer Position: „Herzlichen Glückwunsch“

Den Kölner Moderator und Komiker Guido Cantz hat das zu einer Generalabrechnung mit seiner Heimatstadt veranlasst. „Herzlichen Glückwunsch, jetzt ist Köln auch offiziell die Hauptstadt der Bekloppten“, sagte der 53-Jährige. Viele Menschen in Deutschland würden sich sicherlich fragen, ob schon wieder Karneval sei – oder ob Köln nur das Sommerloch füllen wolle.

„Sowas hätte selbst ich mir als Komiker für mein neues Comedyprogramm ‚Komische Zeiten‘ niemals ausdenken können“, sagte Cantz. Der in Porz geborene Moderator reagierte damit auf die seit Mittwoch (2. Juli) breit geführte Debatte, die nicht nur in Köln mit einer Mischung aus Verwunderung, Ärger und gelegentlich auch Verständnis geführt wird. 

Alles zum Thema Westdeutscher Rundfunk

Bettina Böttinger hat kein Verständnis für Pläne zur Umbenennung der Spielplätze in Köln

Ähnlich sieht es auch die TV-Moderatorin Bettina Böttinger. „Köln blamiert sich also wieder mal, in ganz Deutschland fassen sich viele an den Kopf“, so die WDR-Größe. Sie bezeichnet den Vorschlag als „weltfremd“. „Es wurde nachgedacht. Es wurden Schilder entworfen. Kostenrechnungen aufgestellt. Die Spielplätze werden nicht schöner, nicht besser, aber neue Schilder braucht die Stadt. Wir sind in Köln. Wo die Bearbeitung eines Bauantrages bis zu zwei Jahren dauert. Die Verwaltung hat halt Wichtigeres zu tun. Jetzt wissen wir was“, so die Kölner TV-Moderatorin.

Neben den TV-Größen aus der Region äußerten sich indes auch zahlreiche andere Promis sowie Politikerinnen und Politiker aus ganz Deutschland zu dem Thema.

Kölner OB-Kandidaten kritisieren Verwaltung in Spielplatz-Debatte

Markus Greitemann, OB-Kandidat der CDU – also der Partei, die gemeinsamen mit den Grünen einen entsprechenden Antrag zu der Sache vor zwei Jahren eingebracht hatte – sprach sich gegen eine Umbenennung aus. „Spielplatz bleibt Spielplatz“, lautet ein entsprechendes Statement der CDU Köln, das Greitemann auf Instagram teilte. Der „Schilderwahnsinn“ der Verwaltung müsse gestoppt werden.

Mit Torsten Burmester mischte sich auch der OB-Kandidat der SPD ein. „Selbst bei diesem Thema ist die Stadtverwaltung nicht in der Lage, eine eindeutige Entscheidung zu treffen“, so der Politiker in einem Statement in den sozialen Medien. Den Vorgang bezeichnete er als „Schildbürgerstreich“. Viel wichtiger als Schilder seien gute und funktionierende Spielplätze.

Über die Parteigrenzen hinweg wenig Verständnis für Pläne der Stadt Köln

Neben Lokalpolitikern kommentierten auch Politiker aus ganz Deutschland die Debatte aus Köln. „Der Name Spielplatz müsste sogar ausdrücklich konkretisiert werden auf Kinderspielplatz. Dann ist klar, dass das kein Drogenumschlagsplatz, Menschen-Belästigungsplatz oder Messer-Bedrohungsplatz ist. Mit ‚Spiel- und Aktionsplatz‘ und ‚Öffnung‘ ist doch das Gleis falsch gelegt“, schrieb etwa Hubert Aiwanger, stellvertretender Bayrischer Ministerpräsident, auf X.

„Gehts noch? Es sind solche Absurditäten, die Menschen am Staat (ver)zweifeln lassen“, stieß die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann auf X in ein ähnliches Horn. „Stoff für die nächste Büttenrede im #Karneval wird kostenlos geliefert!“, kommentierte mit Andreas Schwarz ein SPD-Bundestagsabgeordneter auf X die Debatte.

Presseschau: „Man könnte es als Albernheit abtun“

Wenig überraschend griffen auch überregionale Medien das Thema auf. „Man könnte es als Albernheit abtun, doch ist es auch symptomatisch für die Krise der Infrastruktur und der politischen Kultur in Deutschland“, schrieb Gerhard Matzig in der „Süddeutsche Zeitung“.

„Das Problem der Spielplätze sind nicht die Schilder, es ist die Verwahrlosung des öffentlichen Raums“, erklärte derweil der „Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt.

„Dahinter steckt die lebensnahe Erkenntnis, dass Spielplätze nicht nur von Grundschülern genutzt werden, aber wohl weit mehr noch die lebensferne Annahme, dass sich Kinder und Jugendliche bei der Entscheidung, welche Teile des öffentlichen Raums sie zu welchen Zwecken nutzen, von städtischen Hinweisschildern leiten ließen“, befand unterdessen Hubert Spiegel in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

„Wenn die Posse um die Kölner Spielplätze als Beispiel für irgendetwas taugt, dann dafür, wie groß die Angst von Entscheidungsträgern vor rechten Kampagnen inzwischen ist. Spielplatz oder Spielfläche – demnächst behandelt das der Kölner Stadtrat. Irre“, schrieb hingegen der „Zeit“-Autor Christian Bangel.

„Die Einzigen, die davon profitieren, sind Kulturkämpfer (...) von rechtsaußen, welche Social Media fluten mit Attacken auf das angeblich von linken Ideologen dominierte System. Die AfD dankt“, kommentierte unterdessen Joachim Käppner für die „Süddeutsche Zeitung“. (red)