Strittige EntscheidungDas Stadt-Logo ohne Kölner Dom – der Designer erklärt die Idee

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Auf neue Broschüren der Stadt ist der Dom in den Ecken von roten Textflächen weiterhin zu finden.

  • Christian Boros ist Kunstsammler und Gründer der gleichnamigen Agentur
  • Sein Entwurf eines Logos der Stadtverwaltung ohne Dom hat einen Proteststurm ausgelöst
  • Im Interview erklärt Boros, warum der Dom Im Verwaltungslogo nichts zu suchen hat

Köln – Herr Boros, haben Sie etwas gegen den Kölner Dom? Boros: Ich liebe den Dom. Er steht für die größte emotionale Kraft, die Köln ausstrahlt. Auch international.

Hat es Sie dann Überwindung gekostet, den Dom aus dem neuen Logo der Stadtverwaltung zu streichen?

Das losgelöste Hoheitszeichen ohne Dom, über das jetzt debattiert wird, ist nur das eine. An anderer Stelle ist der Dom in den Kommunikationsmitteln ja noch da. Wir haben ihn in eine neue Form gebracht und ihn stärker mit inhaltlichen Aussagen aus der Stadt Köln verknüpft. Wenn die Stadt zum Beispiel einen Social-Media-Post macht, dann ist oben als Absender das neue Logo der Verwaltung als Hoheitszeichen mit dem doppelköpfigen Adler und ohne Dom abgebildet. Unten steht aber der weiß ausgeklinkte Dom in der roten Textfläche. Damit ist der Dom mehr Teil des Inhalts. Er ist nicht verschwunden, sondern hat seine Position verändert.

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Warum ist denn nun das alte Logo besser als das neue?

Das bisherige Logo ist überfrachtet. Es war zu viel Wunsch drin, alles in ein Zeichen zu bringen: Den Dom, den Adler, die Farbe Rot und dann noch links eine Linie, die gar keine Bedeutung hat. Das kann man in den digitalen Medien nicht vernünftig darstellen. Man musste es nach gut 20 Jahren also auch alleine schon aus technischen Gründen anfassen, weil sich die Kommunikation grundsätzlich verändert hat. Wir haben die Elemente deshalb insgesamt neu verteilt, aber keines von ihnen gestrichen. Das Logo der Stadtverwaltung ist kein neues, sondern ein modifiziertes Logo. Wir haben ja nicht aus dem Adler eine Friedenstaube gemacht.

Zur Person

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Agenturchef Christian Boros

Christian Boros (57) ist Kunstsammler und Inhaber der Kommunikationsagentur Boros mit Sitz in Berlin, Köln und Wuppertal. Die Agentur hat unter anderem für viele namhafte Kultureinrichtungen, für Wirtschaftskonzerne, Medienunternehmen, politische Parteien und Städte, darunter auch Köln, gearbeitet. Auch die Kampagne von Henriette Reker bei OB-Wahlkampf 2020 stammt aus Boros’ Feder. Am neuen Auftritt der Stadtverwaltung Kölns habe ein Team aus ausschließlich Kölnern gearbeitet, sagt Boros. Er wuchs in Köln auf und lebt in Berlin. (og)

Auf Knöllchen oder Amtsschreiben ist künftig aber nur das Logo ohne Dom zu sehen. Kann das noch identitätsstiftend für Kölnerinnen und Kölner sein?

Das Hoheitszeichen ist seit 500 Jahren der doppelköpfige Adler mit dem Stadtwappen, den drei Kronen, den elf Tränen für die Jungfrauen. Nicht der Dom. Der Dom wird doch von jeder Kölsch-Brauerei bis zum Handwerksbetrieb beliebig eingesetzt. Deswegen haben wir das Hoheitszeichen wieder zurückgedreht, wie es seit hunderten Jahren war, nur in einer modernen Form. Den Dom haben wir als Marketingelement eingesetzt und an anderer Stelle erhalten. Aber eben nicht als Hoheitszeichen der Stadtverwaltung.

Haben Sie mit der heftigen Kritik aus der Stadtgesellschaft gerechnet?

Veränderungen irritieren immer, das ist ganz menschlich. Es melden sich auf Social-Media auch meist diejenigen zu Wort, denen etwas nicht gefällt. Es äußern sich vor allem die Besitzstandswahrenden. Aber ich nehme die Kritik wahnsinnig ernst. Den Menschen, die sich jetzt aufregen, war nicht bewusst, dass der Dom gar nicht vollständig verschwindet, sondern nur an einer anderen Stelle auftaucht.

Haben Sie die Telefonnummer von Fritz Schramma? Er ist einer Ihrer schärfsten Kritiker…

Herr Schramma saß als Oberbürgermeister im Aufsichtsrat der Köln-Messe, als die 2002 den Dom aus ihrem Logo entfernt hat. Das hat ihn damals offenbar nicht gestört. Noch einmal: Beim jetzigen Verwaltungslogo ist der Dom nicht verloren gegangen. Er hat nur eine Funktion an anderer Stelle bekommen. Und natürlich muss der Dom in der Außendarstellung über die Stadtgrenzen hinaus erhalten bleiben. Das ist auch die Aufgabe von Köln-Tourismus. Aber nicht die der Stadtverwaltung Kölns.

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Künftig soll es auch eine neue Dachmarke geben, also ein weiteres Logo, das Köln als Marketingmittel repräsentiert. Was wird da aus dem Dom?

Hier muss zwingend nur der Dom auftauchen, ohne den doppelköpfigen Adler. Der Adler ist das Zeichen der Stadtverwaltung, aber vollkommen unnötig, wenn man die ganze Welt nach Köln holen möchte. Dafür braucht man den Dom.

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