50 Cent in der Lanxess-ArenaIn den Nuller-Jahren hängen geblieben

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50 Cent Konzert 220622

Er ist wieder da: 50 Cent bei seinem Konzert in der Berliner Mercedes-Benz-Arena.

Köln – Und plötzlich ist es, als hätte es die letzten zwanzig Jahre nicht gegeben. Um kurz nach acht stürmt 50 Cent ohne Vorwarnung und Vorband auf die Bühne der Lanxess-Arena, brüllt ein herzliches „G-Unit“ ins Mikrofon und reckt gemeinsam mit tausenden Fans zu „What up Gansta“ von seinem legendären Debütalbum „Get rich or die tryin’“ die linke Hand in die Luft. Nach zwölf Jahren ist 50 Cent zurück auf Europa-Tournee. Am Dienstag machte er Halt in Köln. Warum, das weiß keiner so genau. Aber ist ja auch egal – Nostalgie ist stärker als jede Vernunft.

Zumindest äußerlich hat sich bei 50 Cent auch mit mittlerweile 46 Jahren kaum etwas verändert. Seinen bulligen, durchtrainierten Körper hat er über die Jahre bestens gepflegt. Noch immer strahlt er diese Mischung aus Energie, Aggression und Coolness aus. Nur die Hosen sind etwas enger geworden. Auf seiner Cap steht wie zur Selbstvergewisserung in großen Lettern das Wort „Power“.

Ein Lebenszeichen beim Super-Bowl

In den letzten Jahren ist es allerdings ruhig geworden um ihn. Sein letztes Album „Animal Ambition“ veröffentlichte 50 Cent vor acht Jahren. Es wurde von Kritikern verrissen und von alten Fans mit Schulterzucken zur Kenntnis genommen.

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In den letzten Jahren verdingte er sich auf der Leinwand, doch seine Schauspielkarriere sollte nie so richtig in Gang kommen. Bei der letzten Superbowl-Show dann plötzlich ein Lebenszeichen, als er gemeinsam mit den alten Weggefährten Eminem, Dr. Dre und Snoop Dogg seinen alten Hit „In da Club“ performte.

Nostalgie, so muss Fifty klar geworden sein, ist eine starke Droge. Im Zweifel lässt sich darauf eine ganze Europa-Tournee aufbauen. Denn neue Songs präsentiert 50 Cent am Dienstagabend nicht. Stattdessen lädt er sein Publikum dazu ein, zumindest für kurze Zeit noch einmal in die Nuller Jahre zurückzureisen, zurück zum Gipfel seines Erfolgs.

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Gangster-Rap gab es zwar schon vorher. Doch mit seinem 2003 erschienen Debütalbum „Get rich or die tryin’“ katapultierte 50 Cent das Genre endgültig vom Bordstein bis in die Dauerrotation auf Viva und MTV. Baggy-Pants, weite T-Shirts und Base-Caps wurden auch auf deutschen Straßen zur Uniform einer ganzen Jugend.

So kompromisslos und aggressiv hatte vorher kaum jemand über das Leben auf den Straßen New-Yorks gerappt. Und Curtis Jackson brachte das mit, was als wichtigste Währung im Gangster-Rap gilt: Kredibilität. Schon mit 12 Jahren dealte er mit Drogen, seinen Körper zieren die Narben von neun Einschusslöchern, die er von einer Schießerei davontrug. Sein betont gelangweilter Flow und die breiten Bässe sollten stilprägend werden. Ein Hit nach dem anderen, von „In da Club“ über „P.I.M.P“ bis hin zu „Candy Shop“, flutete damals in die Charts. Musik, um den Ellbogen aus dem Autofenster zu lehnen.

Vor allem seine Videos sollten im Kopf bleiben – etwa die Szene, als er in „In da Club“ von der Decke hängt. Oder die Videos zu „Candy Shop“ und „P.I.M.P“ in denen dicke Autos, große Häuser und leichtbekleidete Frauen die eigene Breitbeinigkeit untermalen.

Während sich 50 Cent auf der Bühne an seiner Diskographie abarbeitet, werden die Videos auf den Bildschirmen im Hintergrund noch einmal vorgeführt. Heute wirkt das alles aus der Zeit gefallen. Damals war 50 Cent damit einer der wichtigsten Protagonisten der MTV-Ära.

Es reicht schon, 50 Cent vor Augen zu haben

Begleitet wird er auf der Bühne nicht nur von zwei Backup-Rappern. Auch einen DJ, einen Gitarristen, einen Drummer und einen Keyboarder hat  50 Cent angekarrt. Doch all das Personal bleibt Beiwerk. Die Instrumentalparts werden leise und schwammig ausgespielt. Im Vordergrund dröhnt die übersteuerte Stimme von 50 Cent, in Windeseile fräst er sich durch die alten Hits. Zeit für einen Plausch mit dem Publikum nimmt er sich nicht.

Das stört dort aber kaum jemanden. Das Publikum feiert jeden der alten Songs mit großer Dankbarkeit. Die Lanxess-Arena ist zwar nicht ganz ausverkauft, doch 50 Cent hat tausende sowohl alte, als auch jüngere Fans mit seinem Legendenstatus ins Rund gelockt. Es reicht schon, 50 Cent nach so langer Zeit noch einmal vor Augen zu haben.

Für eine Stadion-Show zu wenig

Und doch kommt nach knapp einer Stunde, als 50 Cent sich schon von der Bühne verabschiedet Unmut auf. Das soll es schon gewesen sein? Statt Rufe nach einer Zugabe sind zunächst Pfiffe zu hören. Nostalgie, wie gesagt, ist eine starke Droge. Aber für eine Stadion-Show braucht es dann doch ein bisschen mehr – mehr Leidenschaft, mehr Spielfreude, mehr als ein paar Pyro-Elemente hier und dort. All das wirkt wie Dienst nach Vorschrift.

Natürlich kommt Fifty dann doch nochmal für eine Zugabe raus und spult ein paar weitere Klassiker seiner Diskographie ab. Nach knapp eineinhalb Stunden ist das Konzert dann endgültig vorbei. 50 Cent ist wieder verschwunden und die Nuller-Jahre mit ihm. 

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