Laut WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn laufen derzeit interne Tests. Die „Tagesschau“ könnte bald doppelt so lang wie bisher werden.
„Diese Abwägung müssen wir treffen“ARD denkt über „Tagesschau“-Revolution nach

Auf einem Fernseher läuft die 20.Uhr.Hauptausgabe der Tagesschau mit Sprecher Torsten Schröder. (Archivbild)
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Die „Tagesschau“ steht wie kaum eine andere Sendung im deutschen Fernsehen für Kontinuität. Nun aber steht eine durchaus große Veränderung des ARD-Formats im Raum. Demnach experimentiere man intern mit einem längeren Format der 20-Uhr-Ausgabe, wie der Jörg Schönenborn am Mittwoch (14. Mai) im Deutschlandfunk preisgab.
Im Interview mit dem nationalen Hörfunkprogramm des Deutschlandradios bestätigte der für Information zuständige WDR-Programmdirektor die Pläne. Zunächst hatte der Branchendienst „Medieninsider“ darüber berichtet.

Blick aus dem Regieraum auf Romy Hiller, Moderatorin von 'Tagesschau24', während ihrer Moderation im Nachrichten-TV-Studio von ARD-aktuell auf dem NDR-Gelände. (Archivbild)
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Demzufolge gibt es interne Tests, die Hauptausgabe der „Tagesschau“ am Montag doppelt so lang wie gewohnt werden könnte. Laut Schönenborn wolle man mit der Verlängerung des Nachrichtenprogramms von 15 auf 30 Minuten die „Tagesschau“ für den Alltag stärker öffnen. „Es gibt Pflichtthemen, wenn in der Ukraine was passiert, wenn in Berlin im Bundestag etwas passiert. Aber zur Wirklichkeit des Alltags gehört ja auch, was ich in der Pflege erlebe, was ich in der Bahn erlebe“, erklärte er im Interview mit der Deutschlandfunk-Mediensendung „@mediasres“.
ARD: Große Änderung in der Tagesschau wird getestet
Der Vorteil sei, dass mehr Informationen zur Verfügung gestellt würden. „Wenn wir Information ausbauen und Themen in einer Sendung wie der ‚Tagesschau‘ mehr Zeit widmen, dann ist das die Chance, die Klammer zu schaffen: Vom Alltag, den ich erlebe […], und den großen Problemen der Welt. Das ist die Idee, wenn wir Informationsformate größer, breiter, länger machen“, so Schönenborn. So könne sich der Durchschnittszuschauer eher in einer Sendung wiederfinden.
„Der Nachteil ist, dass ich mehr Zeit investieren muss. Und diese Abwägung müssen wir treffen“, sagte er. „Ich glaube, wir werden am Ende beides brauchen: Wir brauchen weiterhin die knappe, kompakte Information, und wir brauchen die Vertiefung. Und wir experimentieren eben ständig und prüfen, an welcher Stelle, wir das machen.“
Die „Tagesschau“ ist die älteste noch bestehende Sendung im deutschen Fernsehen und wird in der Gemeinschaftsredaktion ARD-aktuell produziert, die beim NDR in Hamburg angesiedelt ist. Während die Sprecherinnen und Sprecher über die Jahrzehnte immer wieder gewechselt haben, blieben größere Änderungen am Format eher die Ausnahme. Im Schnitt sehen laut Sender 9,6 Millionen Menschen die 20-Uhr-Ausgabe. (pst)