Köln – Ellington – ist das ein wilder Pirat, ein Monster oder ein cooler Superheld? Ganz und gar nicht – eine kleine, weiße Ente. Die zwar tatsächlich so etwas wie Superkräfte hat. Doch auf eine ganz zarte, poetische Art. Insofern ist das Junge Buch für die Stadt – „Ellington“ – etwas ganz Besonderes auf dem Kinderbuchmarkt, wo sich – wie so oft im Leben – die lauten, bunten eher durchsetzen als die leisen, tiefgründigen.
Durch einen Zufall kommt die Klavierlehrerin Frau Treuherz an diese Ente als Haustier. Doch schon bald wird klar, dass Ellington nicht in einer Etagenwohnung glücklich werden kann, sondern zu den anderen Enten in einen Teich gehört. Und so bringt das Tier Frau Treuherz bei, dass Liebe auch etwas mit Loslassen zu tun hat. Und hilft ihr gleichzeitig dabei, sich für die Welt jenseits ihrer kleinen Klavierlehrerinnen-Komfortzone zu öffnen.
„Es geht darum, über seinen Schatten zu springen und auch mal etwas Außergewöhnliches zu machen. Künstlerische, sensible Menschen brauchen dafür oft einen Anstoß. Dafür sind Frau Treuherz und die Ente ein Bild“, erzählt die Autorin Marlies Bardeli. „Meine Kinderbücher sind eigentlich alle irgendwie Parabeln. Mit einer tieferen Deutungsebene dahinter. Das Verrätseln der Geschichten macht mir Spaß und das ist bei Ellington auch so.“
Dass Frau Treuherz Ellington nicht einfach so einsperren darf – das wird selbst den kleinsten Lesern sofort klar. Trotzdem wird die Klavierlehrerin nicht dämonisiert. Marlies Bardeli hat ein Herz für alle Sensiblen und Eigenbrötler , die oft als Charaktere in ihren Büchern auftauchen und dann von ihr einen freundlichen literarischen Schubs in Richtung Mut und Selbstvertrauen bekommen.
„Das hängt vielleicht auch mit meiner eigenen Kindheit zusammen“, erzählt sie. „Ich bin auch ziemlich sensibel und unsicher gewesen.“ Für Sie waren Kunst, Musik, Theater und Literatur die Türöffner in eine andere Welt: „Ich habe dann später Musik und Literaturwissenschaften studiert und dann noch eine Ausbildung für Theaterpädagogik gemacht. Meine Eltern als Bauern in so einem kleinen Dorf in der Heide – die fanden das, naja... fremd. Und ich musste das dann für mich durchsetzen.“
Sie fing an, für den NDR Drehbücher zu schreiben – für die damalige Sesamstraße mit Samson und Tiffy. Und ihre beiden Kinder hörten am liebsten selbst erfundene Geschichten. „Mein Mann war Flötist im Hamburger Opernorchester. Und abends, wenn er Dienst hatte und die Kinder im Bett lagen, habe ich mein erstes Kinderbuch geschrieben.“
Veranstaltungen
20. Juni, 10 Uhr: Lesung und Workshop für die erste und zweite Klasse im Literaturhaus Köln. Eintritt 5 Euro.
20. Juni, 16 Uhr: Bilderbuchkino mit Mal- und Bastelaktion für Kinder in der Stadtteilbibliothek Mülheim. Eintritt frei.
21. Juni, 10 Uhr: Bilderbuchkino mit Thomas Pelzer und Marlies Bardeli für die erste und zweite Klasse im Literaturhaus Köln. Eintritt 5 Euro.
22. Juni, 10 Uhr: Bilderbuchkino mit Thomas Perlzer im Literaturhaus Köln. Eintritt 3 Euro.
22. Juni, 16 Uhr: Vorlesestunde mit anschließender Bastelaktion in der Stadtteilbibliothek Chorweiler. Eintritt frei.
23. Juni, 10 Uhr: Bilderbuchkino mit Thomas Pelzer im Literaturhaus Köln. Eintritt 3 Euro.
23. Juni, 16 Uhr: Bilderbuchkino mit anschließender Bastelaktion in der Stadtteilbibliothek Porz. Eintritt frei.
23. Juni, 16 Uhr: Vorlesestunde mit anschließender Bastelaktion in der Stadtteilbibliothek Bocklemünd. Eintritt frei.
23. Juni, 16:30 Uhr: Bilderbuchkino und Kreativzeit Spezial in der Stadtteilbibliothek Nippes. Eintritt frei.
23. Juni, 16:30 Uhr: Bilderbuchkino und anschließende Bastelaktion in der Stadtteilbibliothek Rodenkirchen. Eintritt frei.
24. Juni, 16 Uhr: Bilderbuchkino mit anschließender Bastelaktion in der Zentralbibliothek. Eintritt frei.
24. Juni, 16 Uhr: Eine interaktive Geschichte in der Stadtteilbibliothek Kalk. Eintritt frei.
Die Kölner Online-Buchhandlung Vincent & Voltaire hat die Bildergeschichte „Ellington erobert unsere Stadt“ mit Fragen zur Stadt geschrieben und beteiligt sich mit einem Quiz auf ihrem Instagram-Account.
Musik spielt auch heute noch für sie eine besondere Rolle – sie gibt sogar, wie Frau Treuherz, selbst Klavierstunden. Bei Ellington ist die Musik ein Katalysator für die Freiheit.
Der meistens ernst drein blickende Klavierschüler Herr Straubinger will eigentlich nur die traurige, eingesperrte Ente mit einem Liedchen aufheitern. Doch beim Singen und Tanzen taut er plötzlich selber auf und bringt sogar Frau Treuherz zum Mitmachen. Tags drauf setzen sie Ellington endlich im See aus. Und haben dabei nicht nur die Ente, sondern auch sich selbst ein bisschen befreit.
„Musik ist für mich so etwas wie das fliegende Element der Künste. Und ich mag Vögel sehr gerne, weil sie sich von der Erdenschwere befreien können. So hängen für mich Musik und Vögel irgendwie zusammen. Eine Ente ist zwischen Himmel und Erde. Sie kann nicht so lange fliegen, aber gehört trotzdem zu den fliegenden Wesen.“
Kongeniale Illustrationen
Die Bilder zu Ellington hat die belgische Illustratorin Ingrid Godon gezeichnet – in zarten, pastelligen Farben mit feinem Humor. Wie schon bei zwei früheren Büchern von Marlies Bardeli. „Ich bin sehr glücklich über diese Illustration“, sagt sie, „ich habe mich zum Beispiel sehr gefreut, dass Ingrid Godon – ohne Absprache – die Ente ganz natürlich gelassen hat. Dass sie alleine als Tier stark durch ihre Bewegungen rüberkommt und sie ihr nicht so einen Matrosenanzug oder andere menschliche Utensilien verpasst hat.“
Über die Auszeichnung für Ellington als „Junges Buch für die Stadt“ freut sich die Autorin sehr. Und Ellington selbst auch, wie sie versichert: „Da startet eine kleine Ente zu einem Höhenflug über diese schöne Stadt. Er freut sich sehr, dass er diese Reise machen kann und mal über Köln kreisen. Und er freut sich vor allem schon auf viele Kölner Kinder im Publikum!“