Kölner PhilharmonieIntendant Langevoort spricht sich für 2G-Regelung aus

Lesezeit 4 Minuten
Volles Podium, volles Haus: Louwrens Langevoort bei einer Ansprache in der Kölner Philharmonie  2018, vor Corona     

Volles Podium, volles Haus: Louwrens Langevoort bei einer Ansprache in der Kölner Philharmonie  2018, vor Corona     

Köln – „3G“ oder „2G“ – welche Voraussetzungen muss ein Besucher der Kölner Philharmonie demnächst mitbringen? Bleibt es bei den Kriterien „Geimpft“, „Genesen“ oder „Getestet“, oder fällt der Test als Zugangsbedingung weg? „Solange die Landesregierung diese Option nicht vorgibt, werden wir“, führt Intendant Louwrens Langevoort gegenüber dieser Zeitung aus, „nicht auf 2G gehen, selbst wenn ich persönlich das bevorzugen würde. Dann würden wir nämlich auch auf die Maskenpflicht im Haus verzichten, die wir uns und unserem Publikum im Moment noch selbst verordnet haben.“ Man werde aber sehen, was nach dem 10. Oktober passiert – „wenn Antigen-Schnelltests nicht mehr kostenlos sind“.

Die Dinge sind also – für viele ist das verwirrend genug – im Fluss, und was heute Regelstandard ist, kann morgen schon ausgehebelt werden. Insofern markieren Auskünfte von öffentlichen Veranstaltern – an dieser Stelle teilen wir die Antworten auf Anfragen bei Philharmonie und Oper mit, den zentralen Institutionen der musikalischen Hochkultur in Köln – lediglich Zwischenstände.

Das könnte Sie auch interessieren:

Immerhin hat Langevoort wieder die Möglichkeit, Veranstaltungen in seinem Haus „voll zu verkaufen“, das heißt: unter Ausschöpfung der Kapazität. Die Folgen zeigen sich: Es gibt keine Absagen mehr, „und sogar die privaten Veranstalter buchen wieder Termine“. Das Publikum sei „glücklich, begeistert und dankbar – und auch nicht verunsichert dadurch, dass wir wieder ohne Abstand platzieren dürfen“.

Der Saisonstart sei, räumt der Intendant ein, „zögerlich gewesen“, wenngleich Konzerte mit Weltstars wie Andris Nelsons und Simon Rattle ausverkauft gewesen seien. Aber jetzt spüre man vermehrte Nachfrage auf breiter Front: „Die Kölner scheinen sich zu befreien.“ Zu berücksichtigen sei schließlich auch, „dass wir die Kurzfristigkeit der Kaufentscheidung selbst dadurch unterstützen, dass wir die Karten im Moment noch erst einen Monat vorher in den Verkauf geben. Wir arbeiten daran, vom nächsten Monat an wieder längerfristige Buchungen zu ermöglichen“.

Ein Flickenteppich von Bestimmungen

Nicht nur Veranstalter und Publikum, sondern auch die gastierenden Künstler sehen sich mit ständig veränderten Regeln und auch mit einem Flickenteppichs von Corona-Bestimmungen in den einzelnen Ländern und Bundesländern konfrontiert. Keinesfalls zögerten indes, so Langevoort, Künstler aus dem Ausland, die Reise nach Deutschland anzutreten: „Aber wir alle haben unglaublich lange Planungsvorläufe, und für diese Saison wussten wir ja letztlich bis August nicht, wie sie angeboten werden kann, und das betrifft natürlich auch die Anreise aus dem Ausland.“ Der Brexit scheint hingegen – für britische Künstler – kein Hinderungsgrund zu sein: „Es gibt höchstens logistische Probleme, zum Beispiel beim Instrumententransport, und lange Wartezeiten beim Zoll zu bewältigen.“

Die Nachfrage bei der Kölner Oper ergibt einen ähnlichen Befund wie im Fall der Philharmonie. Die Sprecherin verweist auf die einstweilige Beachtung der sogenannten 3G-Regel, „die der aktuellen Corona-Schutzverordnung des Landes NRW entspricht“. Geplante Veranstaltungen, die corona-bedingt ausfallen müssten, gibt es nicht. Der Ticket-Verkauf sei zu Beginn der Saison etwas zögerlich gewesen – wohl auch, „weil es in dieser Saison keine festen Abos gibt und der Vorverkauf dadurch kurzfristiger ist.“ Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nehme man aber eine zunehmende Nachfrage nach Karten wahr. Insgesamt seien die Besucher „froh und dankbar, wieder in die Oper gehen zu können“.

Was ist „Normalität“?

„Die Freude an der Oper“, konstatiert Intendantin Birgit Meyer, sei „mindestens so groß wie vor der Pandemie. Das konnten wir bereits mit unserer ersten Premiere von Korngolds «Die tote Stadt» erleben, die vor zahlreich erschienenem und begeistertem Publikum stattgefunden hat. Für die Neuinszenierung von Humperdincks «Hänsel und Gretel» im Dezember haben wir zudem 1500 Karten gleich am ersten Vorverkaufstag verkauft.“

Kehrt der Musikbetrieb „nach Corona“ also zu einer wie auch immer zu verstehenden „Normalität“ zurück? „Die Frage ist doch“, antwortet Langevoort, „wie man Normalität definiert und ob wir überhaupt wieder zurück wollen zu dem Konzertleben vor der Pandemie. Wir können aus der Krise doch aus Lehren ziehen im Hinblick auf Konzertformate, Nachhaltigkeit, Tourneen.“

Ähnlich äußert sich die Oper: „Die Corona-Pandemie hat die Welt verändert. Wir haben dies aber auch als Chance begriffen, flexibel mit den Situationen umzugehen, neue Formate zu entwickeln, nachhaltiger zu denken und damit auf neue Bedürfnisse eingehen zu können.“

Zuschüsse sind willkommen

Öffentliche Zuschüsse auf dem Weg aus der Krise sind so oder so willkommen – „damit das Angebot für das Publikum wieder auf ein hohes Niveau zurückfinden kann“, bemerkt Langevoort. „Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Herausforderungen der nächsten Monate, zum Beispiel durch Corona-bedingte Einnahmeausfälle, besteht“, heißt es aus der Oper, „die Möglichkeit zur Unterstützung durch den Bund.

KStA abonnieren