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Kölner PhilharmonieStürmischer Applaus für russischen Pianisten

Lesezeit 2 Minuten
Der Pianist trägt lange Haare und Bart. Er spielt auf einem Steinway Flügel, im Hintergrund sind weitere Musiker zu sehen.

Der russische Pianist Daniil Trifonov während eines Auftritts in Moskau

Zusammen mit dem London Philharmonic Orchestra bescherte der Pianist Daniil Trifonov den Gästen der Kölner Philharmonie einen klangvollen Abend.

Die europäische Musikszene trotzt dem Brexit. Alleine in den letzten sechs Wochen waren drei große Londoner Orchester in der Kölner Philharmonie zu Gast: Ende Januar kam das Royal Philharmonic Orchestra; jetzt folgten im Abstand von wenigen Tagen das London Symphony und das London Philharmonic Orchestra.

Im internationalen Ranking liegen die Philharmoniker gegenüber den Sinfonikern eine Nasenlänge zurück; im direkten Vergleich stellte sich das (zumindest diesmal) aber keineswegs so dar. Im Rahmen der Meisterkonzerte bot das LPO ein Orchesterspiel von superber Qualität - hochpräzise, durchsichtig, elastisch im Tutti und brillant in den Höhen.

Daniil Trifonov bedankte sich mit einer Prokofjew-Zugabe beim Kölner Publikum

Für Sergej Prokofjews drittes Klavierkonzert war mit dem Pianisten Daniil Trifonov und der Dirigentin Karina Canellakis ein ideales Team am Start. Beide waren sich völlig einig darin, das Stück weniger von seiner virtuosen Schauseite her zu präsentieren, als es in seiner eigenwilligen Verbindung aus letzter Spätromantik, Impressionismus und kühler Modernität schillern zu lassen. Trifonov erledigte die aberwitzigen Schwierigkeiten der Rahmensätze mit lockerer Geste und klarer Diktion; die Variationen des Mittelsatzes setzte er scharf charakterisierend gegeneinander ab - das wirkte fast wie ein Musterbuch des Komponierens im Jahre 1921.

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Canellakis hatte die Augen mehr beim Solisten als in der Partitur und sorgte auch in den heiklen Unisono-Passagen des Kopfsatzes (die sonst gerne mal auseinanderlaufen) für eine punktgenaue Koordination. Bei aller Sorgfalt im Detail fehlte es dem Finale keineswegs an furiosem Drive; entsprechend stürmisch war der Applaus, für den sich der Pianist mit dem duftig-klassizistischen Mittelsatz aus Prokofjews achter Klaviersonate bedankte.

Für den Auftritt in der Kölner Philharmonie gibt es keinen Tadel

Weit entfernt von dieser Klangwelt war das Rahmenprogramm mit Beethovens „Coriolan“-Ouvertüre und der dritten Sinfonie („Eroica“). Beide stehen für die dramatische, auf Konflikt und Ausbruch gebürstete Seite des Komponisten, was in Karina Canellakis’ Konzeption allerdings eher zurücktrat. Die Dirigentin, derzeit Chefin beim Radio Filharmonisch Orkest in Hilversum, legte bei beiden Stücken ein besonderes Augenmerk auf die metrische Struktur.

Im Kopfsatz der „Eroica“ etwa führte sie den Wechsel von ganztaktig durchschwingenden und kleinteilig ausgezählten Passagen sinnfällig vor - man meinte geradezu die Wirkung eines orchestralen Schaltgetriebes wahrzunehmen. Insgesamt wirkten ihre Beethoven-Interpretationen (als Zugabe gesellte sich noch die Ouvertüre zu den „Geschöpfen des Prometheus“ hinzu) eher konstruiert als spontan, eher gebaut als erzählend - was aber keineswegs ein Tadel ist.

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