Ein Anwohner nahe des KunstRasens in Bonn klagte wiederholt gegen die dortigen Konzerte. Jan Delay fand deutliche Worte.
Konzert in BonnLärmschutz beim KunstRasen: Jan Delay hat „beschissene Mauer“ satt

Jan Delay hat einen Anwohner des Bonner Konzertgeländes ins verbale Kreuzfeuer genommen. (Archivfoto)
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Der Musiker Jan Delay ist am Donnerstagabend (14. August 2025) bereits zum fünften Mal auf dem KunstRasen in Bonn aufgetreten. Vor 8000 Fans spielte er mit seiner Band Disko No. 1, äußerte sich während des Konzerts aber auch mehrfach deutlich zur Debatte um den Lärmschutz.
Hintergrund ist ein schwelender Streit um die Lautstärke bei den Open-Air-Veranstaltungen. Kurz vor dem Ende der diesjährigen Saison hat die Stadt Bonn ein Zwangsgeld in Höhe von 20.000 Euro gegen die Veranstalter festgesetzt. Grund dafür war eine Überschreitung der erlaubten Lautstärke beim Auftritt von Lynyrd Skynyrd Anfang Juli.
Ein Anwohner klagt – jetzt gibt es Schallschutz und Messpegel
Seit Jahren gibt es Klagen eines Anwohners aus Beuel. Auf diesen bezog sich Jan Delay auf der Bühne. Er und seine Band, so Delay, spielten „genauso lange, bis die Polizei hier den Stecker zieht“. Anschließend, so schlug er vor, könne man gemeinsam nach Beuel ziehen und dort Klingelstreiche veranstalten.
Auch die Lärmschutzwand zum Rhein hin thematisierte der Musiker: „Früher konnte man von der Bühne aus noch den Rhein sehen. Jetzt steht da diese beschissene Mauer, und alles nur wegen eines A...lochs, das vielen Leuten den Spaß verdirbt. Alles wegen eines Vogels“.
Diese Wand wurde vor der Saison um 35 Meter verlängert und einen Meter erhöht. Die Kosten für die Schallschutzmaßnahmen an der Bühne beliefen sich auf 30.000 Euro. Insgesamt investiert die KunstRasen GmbH jährlich rund 150.000 Euro in den Lärmschutz.
Zur Einhaltung der Grenzwerte gibt es vier Messpunkte. Laut Stadtverwaltung informiert ein Schalltechniker die Veranstalter bereits während des Konzerts über mögliche Überschreitungen. „Geschieht dies nicht und werden die Lärmwerte dadurch wissentlich überschritten, muss die Stadt das angedrohte Zwangsgeld festsetzen, um künftige Überschreitungen zu verhindern“, teilte die Stadt mit.
Genau ein Dezibel zu viel – OB zeigt Bedauern
Beim Konzert von Lynyrd Skynyrd, das als „normales Ereignis“ mit einer erlaubten Lautstärke von 92,5 Dezibel eingestuft war, wurde an einem Messpunkt ein um ein Dezibel höherer Wert festgestellt. Das Konzert selbst endete bereits um 21.49 Uhr und damit pünktlich.
Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte: „Ich bedaure es sehr, dass die Verwaltung gezwungen ist, so restriktiv zu handeln und Zwangsgelder festzusetzen. Zumal ich der Meinung bin, dass Kulturveranstaltungen auch einmal laut sein dürfen.“ Sie appellierte an die Veranstalter, die Vorgaben einzuhalten, um weitere Konzerte zu ermöglichen.
100.000 Tickets für KunstRasen verkauft
Die Veranstalter des KunstRasens gaben an, sich zum laufenden Verfahren vorerst nicht öffentlich äußern zu wollen. Es ist jedoch bekannt, dass sie Widerspruch gegen das Zwangsgeld einlegen werden.
Das Publikum am Donnerstagabend zeigte sich von der Stimmung begeistert und bejubelte die kritischen Anmerkungen des Sängers. Trotz hoher Temperaturen schaffte es Delay, sein Konzert mit dem Song „St. Pauli“ pünktlich um 22 Uhr zu beenden.
Bei den 24 Veranstaltungen der laufenden Saison wurden rund 100.000 Tickets verkauft. Mit den Auftritten von BAP, Fontaines D.C. (19. August) und Kasalla (23. August) endet die Saison. Für das kommende Jahr ist der erste Termin bereits bekannt: Wincent Weiss wird am 17. Juli 2026 auf dem KunstRasen auftreten. (red)