Nachdem der Sagrada Família in Barcelona ein Kreuzturm aufgesetzt wurde, hat das Ulmer Münster seinen Status als höchster Kirchturm der Welt verloren.
Sagrada FamíliaArmes Ulm, nimm dir ein Beispiel an Köln


Blick auf die Basilika Sagrada Família, die am Donnerstag nach der Anbringung des ersten Kreuzsegments auf dem Turm Jesu Christi den höchsten Kirchturm der Welt hat.
Copyright: Emilio Morenatti/AP/dpa
Ulm ist in Aufruhr – in, um und um herum. Warum? Wegen 1,41 Meter. Um die überragt Barcelonas berühmte Basilika Sagrada Família das Ulmer Münster, seit dem Gaudí-Bau am vergangenen Donnerstag ein Kreuzsegment auf dessen sogenannten Turm Jesu Christi aufgesetzt wurde.
„Mit dem unteren Kreuzarm erreicht der zentrale Turm nun eine Höhe von 162,91 Metern und überragt damit nun erstmals das Ulmer Münster – den bisher höchsten vollendeten Kirchturm der Welt“, teilte die Sagrada Família mit. Hören wir da Häme?
Wer einmal das schöne Ulm besucht hat, weiß: Dort steht wirklich an jeder Ecke zu lesen, dass sein gotisches Münster den höchsten Kirchturm der Welt hat. 135 Jahre hielt der Rekord. Jetzt müssen all diese Schilder neu gedruckt werden. Kostet sicher ein Vermögen. Oder man pappt einfach ein „zweit-“ vor „höchsten“.
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Das katalanische Kreuz kommt ausgerechnet aus Bayern
Um der Sakaralschmach noch eins draufzusetzen: Das begehbare Kreuz aus fast 100 Tonnen Stahl und Glas – das Stück, das Ulm jetzt zum Glück fehlt – wurde nur 30 Kilometer und ein Bundesland weiter, im bayerischen Gundelfingen an der Donau, hergestellt. Ein klein wenig schmerze das schon, räumte Oberbürgermeister Martin Ansbacher gegenüber der „Neu-Ulmer Zeitung“ ein. Aber: „Unser Münster ist viel mehr als ein Höhenrekord, es geht nicht um einen Wettbewerb.“ So sprechen Verlierer.
Aber es hilft ja nichts. 513 Jahre haben die Ulmer an ihrem Münster Unserer Lieben Frau gebaut, zur Grundsteinlegung der Sagrada Família war man in der schwäbischen Metropole beinahe fertig. Barcelona will in zehn Jahren die fertige Basilika einweihen, rund 150 Jahre bis zur Vollendung des modernistischen Traums von Antoni Gaudí, das ist vergleichsweise ein Klacks.
Bis dahin soll der Jesus-Turm die baden-württembergische Konkurrenz sogar um knapp elf Meter überragen. Uneinholbar? In Ulm diskutiert man bereits eine mögliche Verlängerung des Kirchturms, auch wenn der Münster-Dekan das für eine „absurde Idee“ hält.
Glückliches Köln! Am Rhein hat man sich längst mit der Zweitklassigkeit arrangiert, da kann sich Ulm ein Beispiel nehmen. 157,22 Meter hoch ist der Kölner Dom, hoffnungslos abgeschlagen auf der Rekordjagd, aber immer noch nah genug an Gott.

