Kölner Jazz-SzeneWas Jazzfans im März nicht verpassen dürfen

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Simin Tander

Köln – Der März beschert ein unschönes „Jubiläum“: Vor genau zwei Jahren wurde der Corona-Ausbruch als Pandemie eingestuft. Auch für die Kölner Jazz-Szene begann eine Zeit der Extreme, vor allem der lange Lockdown Anfang 2021 zog sich gefühlt ewig hin.

Nun veröffentlicht die Kölner Jazzkonferenz einen akribischen Kassensturz – und zieht trotz allem ein optimistisches Fazit: „Von Resignation und Rückzug keine Spur: Es wurde weitergearbeitet, weiter geplant und veröffentlicht.“ Zwar gibt es immer noch die Sorge um einen neuerlichen Lockdown, dennoch wird kontrolliert und, vor allem, mitreißend musiziert.

Gerade im März gibt es eine außerordentlich hohe Zahl an verheißungsvollen Konzerten, wodurch die Jazzkonferenz bestärkt wird: Jazz ist im städtischen Leben gut verankert, und vieles deutet darauf hin, dass sich die Gelassenheit, die aus allen schlechten Erfahrungen erwuchs, gerade jetzt schöpferisch entlädt.

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Etliche Highlights im King Georg

Trotz des fast fünfmonatigen Lockdowns fanden 2021 in Köln 563 Jazz-Konzerte statt. Die größte Aktivität verzeichnete das King Georg, das sich dem Straight-Ahead-Jazz widmet, aber auch dem avantgardistischen Impakt-Kollektiv ein Forum bietet. Im März gibt es eine weitere „King Georg Session“ unter Leitung des Trompeters Andy Haderer, diesmal unter dem Motto „Horace Silver und Verwandte“ (2.3.).

Weitere Highlights sind das Quintett des brillanten Posaunisten Ed Kröger (22.3.), das New Jazz Quartet „Vertigo“ von Saxofonist Jason Seizer, das er mit Pablo Held, Jonas Westergaard und Fabian Arends hochkarätig besetzt hat (25.3.), sowie das Bart van Lier/Paul Heller Quintett (29.3.).

Mehrere Gitarren-Konzerte stehen auf dem Programm: Im Trio von Bassist David Riter spielen Sven Jungbeck und Christoph Bormann Gypsy Swing (9.3.), Sandra Hempel ist Teil des Matthias Bergmann/Raimund Moritz Quintetts (10.3.), Flötist Daniel Manrique-Smith spielt im Duo mit Johann May (15.3.), der interessante junge Kölner Gitarrist Paul Prassel mit Calvin Klein und Finn Wiest (23.3.).

Gitarren-Virtuosen im Kölner Loft

Gitarren-Virtuosen geben sich auch im Loft die Klinke in die Hand. Ultimatives Highlight ist das Konzert des 1985 in Paris geborenen Paul Jarret, der mit Julien Pontvianne (Saxofon), Jozef Dumoulin (Fender Rhodes) und Jim Black (Schlagzeug) die brodelnde, klangdichte Jazz-Rock-Free-Textur des Albums „Ghost Songs“ präsentiert (4.3.).

Ebenso hörenswert der Berliner Gitarrist Bertram Burkert im klangvollen Quartett Stax des Schlagzeugers Max Stadtfeld (7.3.) sowie der ebenfalls aus Berlin kommende Ronny Graupe, dessen Quartett Off The Records Improvisationen und notierte Kompositionen übergangslos virtuos ineinanderfließen lässt (11.3.).

Philipp Brämswig wiederum spielt im Quartett Soulcrane des Trompeters Matthias Schwengler, diesmal noch stimmungsreicher ergänzt um ein Streicher-Ensemble (17.3.). Kammermusikalisch komplex spielt Gitarrist Frank Wingold im Trio mit Robert Landfermann und Jonas Burgwinkel (19.3.), während Werner Neumann mit Steffen Greisiger (Orgel) und Tom Friedrich (Schlagzeug) als Trio „wenet“ eine mitreißende Fusion-Musik entfesselt.

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Drei Batchelor-Abschlusskonzerte gibt es im März: Während im Loft Saxofonist Fabian Junge (18.3.) und Schlagzeuger Finn Wiest (20.3.) auftreten, legt im artheater mit Johannes Weber ein weiterer Gitarrist komplexes Zeugnis mit Rock- und Pop-Referenzen ab (18.3.).

Wen wundert‘s, dass auch in der artheater-Reihe Jazz-O-Rama Reihe Gitarristen auftreten: Eine besondere Entdeckung ist der gerade mal 23-jährige Tal Arditi, neuer Star der Berliner Szene, der mit Schlagzeuger Nathan Ott als Duo Loxodon_prism virtuos einen komplexen Klangkosmos entfaltet (22.3.). Nicht minder mitreißend das Trio organ utan mit Johannes Sauer (Gitarre), Armin Mey (Keyboards) und Tom Glaser (Schlagzeug) (29.3.).

Das bieten die anderen Spielstätten

Auch in den anderen Spielstätten reihen sich die Attraktionen. Im Stadtgarten sind u.a. Christian Wallumrød mit „Dans les arbres“, das Maik Krahl Quartett, Lucia Cadotsch und Wanja Slavin mit LIUN +The Science Fiction Band sowie das trioPLUS mit Manfred Schoof und Conny Bauer zu hören. Die Sängerin Simin Tander präsentiert mit dem „new quartet“ ihren persönlichen Klang- und Erzählkosmos, der sich undogmatisch beim Kunstlied der deutschen Romantik sowie bei orientalischer Folklore bedient (10.3.).

Im Filmhaus tritt Saxofonistin Theresia Philipp mit einem neuen Quartett auf, u.a. mit Trompeter Bastian Stein (6.3.), gefolgt von Peter Protschka‘s Organic Universe mit energetischen Modern Mainstream und Clemens Orth an der Orgel (27.3.).

Vorfreude auch angesichts zweier sehr entgegengesetzter Konzerte: In der Philharmonie ist der einflussreiche, israelische Bassist Avishai Cohen mit seinem Trio zu hören (4.3.), im beschaulichen Weinlokal bistro verde in der alten Schmiede das außergewöhnliche Jazz-Pop-Song-Ensemble Wir hatten was mit Björn (11.3.), u.a. mit Maika Küster und Caris Hermes.

Wer bei alldem noch Zeit fürs Kino hat: Am 2.3. startet der Film „Vatersland“ von Petra Seeger, zu dem Dietmar Bonnen (im Loft am 13.3.) markante Klangflächen komponierte.

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