Leserbriefe zum Stillstand Kölns„Es gäbe so viel zu tun“

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In der Bildmitte befindet sich OB Henriette Reker; sie spricht mit Mikrofon in der Hand. Rechts neben ihr steht ihr Sprecher, Alexander Vogel, links von ihr zwei Dezernenten.

Kritiker werfen Oberbürgermeisterin Henriette Reker Führungsschwäche vor.

Große Bauprojekte der Stadt Köln stagnieren, die Verwaltungsreform stockt. Leser berichten, wie sie die Arbeit von Stadtspitze und Stadtrat beurteilen und welche Versäumnisse sie wahrnehmen.

Köln muss raus aus der Selbstblockade – Leitartikel von Carsten Fiedler (19.11.)

Köln: Es fehlt jemand, der mit der Faust auf den Tisch haut

Für den Leitartikel über die Missstände in der Kölner Verwaltung danke ich Carsten Fiedler. Besser und ausführlicher habe ich das bisher noch nicht gelesen. Der Artikel umfasst das gesamte Netz der Planungen, der Entscheidungen und der Ausführungen samt der Kostenentwicklung von städtebaulichen Maßnahmen. 

Man hat den Eindruck, dass Entscheidungen von Zuständigkeit zu Zuständigkeit hin und her geschoben werden und niemand da ist, der mal mit der Faust auf den Tisch haut und sagt: „So machen wir das jetzt“ und der den Fortschritt und die Kostenentwicklung überwacht, die beide nicht so weit auseinanderdriften dürfen, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Die Oberbürgermeisterin wäre dazu in der Lage.  Dietrich Keller Köln

Alles zum Thema Henriette Reker

Stadt Köln: Defizite und Versagen

Der Artikel zur Situation von Politik und Verwaltung in Köln hat mir aus dem Herzen gesprochen. „Checks und Balances“ bedeutet vor allem, Defizite und Versagen aufzuzeigen, die dafür Verantwortlichen ins Licht zu stellen und Lösungen zu suchen. Das sollte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ öfter leisten. Nur so kann es besser werden. Norbert Esser Pulheim

Köln entwickelt sich nicht weiter

Der Leitartikel zum Zustand der Kölner Stadtverwaltung sowie der kommunalen politischen Vertretung könnte treffender nicht sein. Entscheidungen zur Fortentwicklung Kölns werden mit schöner Regelmäßigkeit vertagt. Beschlüsse nicht oder zumindest nicht zeitnah umgesetzt. Reformen der Verwaltung nicht konsequent vorangetrieben. Controlling und Zeitplan: Fehlanzeige.

Hierin offenbart sich eine nicht zu überbietende Gleichgültigkeit hinsichtlich der Gestaltung unserer Stadt, die Köln und seine Bürger nicht verdient haben. Mir graut es schon vor den nächsten Kommunalwahlen. Denn eine politische Alternative zum Besseren gibt es leider nicht.  Detlef Mundt-Domke Köln

Keiner übernimmt in Köln Verantwortung für Fehler

Grundsätzlich: Wenn in einem gut geführten Unternehmen Beschäftigten solche Fehler, Versäumnisse und Verzögerungen vorzuwerfen wären wie bei Projekten der Stadt Köln, dann wären sie längst ihrer Aufgaben entbunden und entlassen und andere Mitarbeiter neu mit dem Projekt betraut worden. Nicht so geschehen beim Schulbau und auch nicht bei der Verzögerung des Baus für die Corboud-Sammlung. 

Darüber hinaus habe ich den Eindruck, dass – bedingt durch den großen Einfluss der Grünen in Köln – die Gestaltung von Tempo-30-Zonen und die Schaffung breiterer Fahrradwege Vorrang hat und darüber andere wichtige Aufgaben in unserer Millionenstadt vernachlässigt werden, wie Geschäfte, Begegnungsstätten, touristische und ökonomische Projekte zu schaffen.  Michael Nolte Köln

Es mangelt Köln an Tatkraft

Danke für diesen Kommentar, ich bin ganz Ihrer Meinung. Vermutlich wird allerdings nichts passieren, Frau Reker wird nicht plötzlich zu einer Vorreiterin für tatkräftige Politik. Ob die Wahl letztendlich hilft, wird sich zeigen. Die Mehrheitsverhältnisse in Köln sprechen nicht dafür. Zumal es auch an Führungspersönlichkeiten in allen Parteien mangelt.  Peter Buchbinder Köln

Stadt Köln: Permanente Pannen

Ich habe nicht den Eindruck, dass wir in Köln in wichtigen Politik- und Verwaltungsfeldern auch nur einen Zentimeter vorankommen. Die Stadt wirkt wie gelähmt. Wenn die Stadt den Dom nicht hätte, würde sie in der Bedeutungslosigkeit versinken. Das Schlimme ist: Niemand, der Verantwortung in dieser Stadt trägt, schämt sich für die permanenten Pannen und Fehleinschätzungen, die in peinlicher Regelmäßigkeit passieren. Inkompetenz und mangelnder Gestaltungswille scheinen immun zu machen für Selbstkritik.

Ich will Düsseldorf wirklich nicht als leuchtendes Beispiel einer verantwortungsvoll gemanagten Stadt darstellen. Auch dort passieren sicherlich Fehler. Aber man hat sich dort zumindest bemüht, die Stadt in nahezu allen Bereichen nach vorne zu bringen. Insbesondere, was das Stadtbild angeht. In Köln habe ich eher von Monat zu Monat den Eindruck, dass man kein Fettnäpfchen auslässt, um die Stadt noch weiter zu verunstalten.

Danke für Ihren Leitartikel, Herr Fiedler. Bitte lassen Sie nicht darin nach, die Dinge auch mit harten Worten anzusprechen. Die für das Desaster Verantwortlichen verstehen keine andere Sprache, was auch daran zu erkennen ist, dass zurückhaltend vorgetragene Kritik des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in der Vergangenheit keine Verhaltensänderung bewirkt hat. Peter Hülzer Köln

Das Kölner Operngebäude wird zum Teil von einem blauen Metall-Bauzaun verdeckt, vor dem Baumaterialien lagern. Davor steht ein Schild, auf dem die an der Baumaßnahme beteiligten Firmen aufgeführt sind.

Die Renovierung der Kölner Oper zieht sich seit Jahren hin, die Kosten sind explodiert und eine Wiedereröffnung ist noch nicht in Sicht.

Dank für schonungslose Kritik

Herzlichen Dank für diese schonungslos Kritik. Davon wünsche ich mit mehr, vor allem schonungslose Eigenkritik der verantwortlichen Politiker und Politikerinnen im Kölner Stadtrat. Aber man scheint dort vor sich hinzudämmern. Die Stadt gibt nicht nur in Bezug auf das Zülpicher Viertel ein armseliges Bild ab. Im Artikel werden die Kölner Großbaustellen konkret benannt. Ich und wahrscheinlich viele andere Kölner und Kölnerinnen könnten noch diverse hinzufügen. Spontan fällt mir die Bastei ein. Eine Fast-Ruine, jetzt gestützt, um weitere Beschädigungen zu vermeiden. Es ist einfach nur beschämend.  Peter Schnieders Brauweiler

Kölner Stadtspitze überfordert

Der Artikel schließt an Fiedlers Anmerkungen zur letzten Kommunalwahl an. Auch da hatte er zahlreiche Missstände in Köln angesprochen. Damals befürwortete er noch, Frau Reker eine zweite Chance für die neue Legislaturperiode einzuräumen. Diese hat sie nun zu unser aller Bedauern nicht nutzen können.

Dass die Verantwortung tragenden Ratsparteien die in sie gesetzten Erwartungen der Wähler auch nicht erfüllen, trägt umso mehr zu den beschriebenen Zuständen bei. Wie es aussieht, werden maßgebliche Verbesserungen wohl erst nach der nächsten Kommunalwahl in Angriff genommen werden können, weil Überforderte auf ihren Posten verharren, statt Konsequenzen zu ziehen und ihre Ämter vorzeitig niederzulegen. Jörg Hennig Köln

Köln: Hoffen auf eine Initialzündung

Der Artikel „Lähmung und Stillstand“ spricht mir dermaßen aus der Seele, dass ich Ihnen einfach danken muss. Köln verkommt nach meiner täglichen Beobachtung am Neumarkt ganz wörtlich in Urin und Müll. Man kann welches Amt auch immer, in welcher Sache auch immer anschreiben, es passiert NICHTS. Die Bürgerinitiative „Zukunft Neumarkt“ bemüht sich seit Jahren, das Junkie-Problem in der City einzudämmen beziehungsweise überhaupt anzugehen.

Es wird nahezu täglich grauenhafter. Man kann sich der Vielzahl an verdreckten, völlig heruntergekommenen Gestalten kaum noch entziehen; sie lagern einfach überall. Die Kot-Haufen von dieser Klientel sind im Umfeld Neumarkt, Volkshochschule und Zentralbibliothek allgegenwärtig. Die Beseitigungspflicht von Hundekot durch den Halter ist angesichts der Gesamtsituation eigentlich inzwischen obsolet. 

Der Gipfel des bitteren Kölner Gesamtbefundes und der Groteske schien mir erreicht, als im Herbst das Dreigestirn des Kölner Karnevals auf einem riesengroßen Prunkwagen auf dem Neumarkt vorgestellt wurde. Drei Stunden später fuhr auf eben diesem Neumarkt ein Bollerwagen vor, der Suppe und Brötchen für die Obdachlosen brachte. „Panem et circenses“ nannten die Römer diesen Führungsstil. Brot und Spiele, das ist es, was die Kölner Führung und Verwaltung ausmacht.

Ich wünsche Ihnen und mir und ganz Köln eine Initialzündung. Allein –mir fehlt die Aussicht oder nur die Ahnung, dass eine solche naht. Sabine Zottl Köln

Kölner Verwaltungsreform stockt

Selten habe ich einen Leitartikel gelesen, der in allen Sätzen meine volle Zustimmung findet. Das geht auch meinen Bekannten so. Immer, wenn es in unseren Gesprächen um die Politik in Köln, aber besonders um die Stadtverwaltung geht, erhitzen sich die Gemüter. Und das ist schon seit vielen Jahren der Fall. 

Dass in Köln nichts mehr funktioniert oder zumindest nicht mehr viel, wird ja auch seit langem von externen Beobachtern wahrgenommen, siehe den Ranking-Bericht über Großstädte in Deutschland im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es ist schlimm zu sehen, wie die Steuergelder seit Jahrzehnten aus dem Fenster geschmissen werden und für die Schulen – um nur ein Beispiel zu nennen – nicht genügend finanzielle Mittel übrig bleiben. Das war auch unter der SPD-Ratsmehrheit schon so.

Frau Reker hat bei ihrem Amtsantritt versprochen, die Verwaltung zu reformieren. Getan hat sie in dieser Angelegenheit – gefühlt – nichts. Am meisten nimmt man sie bei repräsentativen Aufgaben oder bei Auftritten im Karneval wahr. Fiedlers Fazit, dass es bis 2025 beim politischen Stillstand bleiben wird, ist für uns Bürger eine unerträgliche Erkenntnis. Dabei gäbe es so viel zu tun.  Klaus Dahl Köln

Ratsmitglieder applaudieren im Stadtrat.

Kritiker bemängeln, dass sich die Parteien im Rat der Stadt Köln gegenseitig blockieren.

Köln: Verschlimmerungen anstelle von Verbesserungen

Chefredakteur und „Köln-Liebhaber und -Kritiker“ Carsten Fiedler schreibt endlich einen lesenswerten und zutreffend kritischen Bericht über die unhaltbar schlechten Leistungen der Stadtführung. Die von Herrn Fiedler festgestellte Situationsbeschreibung kann ich nur im vollen Umfang bestätigen und möchte aus eigener Anschauung und Erleben einige Ergänzungen anbringen:

Wann immer ich geschäftlich Gäste – und insbesondere Auslandsgäste – zu Besuch hatte, fühlte ich mich oft beschämt, was ich denn außer Dom oder Schokoladenmuseum überhaupt an Schönheiten zeigen konnte. Der unglaublich marode Zustand der Straßen oder der Gipfel der Unfähigkeit der Stadt in der jahrelang dauernden Sanierung der Rheinpromenade machen fassungslos.

Leider hat Köln, neben Berlin, im Reigen der Millionenstädte die schlechteste Stadtverwaltung und daran hat Frau Reker bis heute nichts geändert und wird dies auch bis zu ihrem Ausscheiden Ende Oktober 2025 nicht mehr schaffen. Die von Herrn Fiedler genannten Großbaustellen Neumarkt, Oper und Sauberkeit im Stadtbild wären es wirklich, von der Stadtführung systematisch und zielorientiert angegangen zu werden.

Bei Spaziergängen durch die Innenstadt stelle ich eine ständige Verschlimmerung fest. Ohne danach zu suchen, geht man regelmäßig an Drogensüchtigen vorbei, die sich hemmungslos in der Öffentlichkeit ihren Schuss setzen, und der Anblick des Mülls von Obdachlosen oder verwahrlosten Personen ist kaum noch erträglich.

Das Thema Oper ärgert mich schon, seitdem durch den Stadtrat 2010 der vorher beschlossene Abriss dieses hässlichen Gebäudes rückgängig gemacht wurde. Seitdem berichtet der ehemalige Baudezernent und jetzige Chefsanierer in schöner Regelmäßigkeit von steigenden Kosten und die Schätzungen belaufen sich einschließlich Zinsen auf derzeit eine Milliarde Euro. Das hat am Ende auch die Elbphilharmonie in Hamburg gekostet. Nur ist die Elbphilharmonie schön und ein Wahrzeichen, und die Oper in Köln soll was sein?

Wegen der Elbphilharmonie fahren Besucher aus der ganzen Welt nach Hamburg. Glaubt Frau Reker wirklich, dass wegen der Kölner Oper Besucher in unsere Stadt kommen? Frau Rekers erklärtes Ziel ist es, dass die Oper von ihr eingeweiht werden wird. In Anbetracht der immensen Kosten wünsche ich das zu ihrem Abschied inzwischen auch.

Köln ist eine reiche Stadt mit Kultur, Kunst, Musik und erfolgreichen Wirtschaftsunternehmen. Die Kölner haben es nicht verdient, so schlecht regiert zu werden. Schließlich möchte ich dazu auffordern, mit der deutlichen Kritik nicht nachzulassen. Es ist wünschenswert, dass der „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Unzufriedenheit der Bürger dieser Stadt regelmäßig mit Forderungen nach konsequenten Verbesserungen artikuliert. Heiner Eickhoff Köln

Verwaltungsreform gelingt nicht

Frau Reker ist mit der Reform der Verwaltung offenbar völlig überfordert. Vor allem hat sie viel Zeit und Energie verwendet, um die kolossal wichtigen neuen Sprachregelungen – Gendern mit und ohne Sternchen – innerhalb der Verwaltung und in der Kommunikation mit den Bürgern umzusetzen. Dr. Karin Heider Odenthal

Köln: Große und kleine Versäumnisse

Der Artikel von Carsten Fiedler spricht mir aus der Seele. Endlich nennt er die Dinge beim Namen und prangert sie an. Zu meiner Studentenzeit in den Jahren 1960 bis 1963 bin ich regelmäßig in Schauspielaufführungen im Kölner Opernhaus gewesen, das damals das neue Gebäude mit der Oper geteilt hat. Es prägte das kulturelle Leben der Stadt und war weithin bekannt. Heute, mit meinen inzwischen 84 Jahren, warte ich vergebens auf die Wiedereröffnung. Ein kleineres Ärgernis, das aber den Mangel an Interesse offenlegt, sind die mittlerweile in fast allen größeren Straßen stehenden Parksäulen, an denen man Parktickets ziehen muss. Diese sind ein Ärgernis! In ganz Lindenthal muss man mit Münzen bezahlen, obwohl das Einstecken einer Girokarte vorgesehen ist. Versucht man letzteres, erscheint die Antwort „Karte ist ungültig“ auf dem Display. Das ist nicht nur falsch, sondern auch rundweg gelogen. Man spart sich die Umprogrammierung der Parksäulen! Ich musste mir schon zweimal bei der Bank 100 Euro in Münzen umtauschen lassen, denn so viele 1- und 2-Euro-Münzen hat kaum einer im Portemonnaie. Reinhard Illert Köln

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