Nach Attacken auf PonysAbschuss von Wölfin Gloria wieder möglich

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Wölfin am Niederrhein

Einer Jägerin gelang das womöglich erste scharfe Foto der Wölfin am Niederrhein.

Köln/Düsseldorf/Wesel – Sogar die Umweltministerin schlägt inzwischen Alarm: „Die drei Ponyrisse am 11., 20. und 22. Oktober, sowie ein weiteres verletztes Kleinpferd am 21.Oktober erfüllen uns mit großer Sorge“, schrieb Ursula Heinen-Esser (CDU) in einer Mitteilung nach der Serie von Attacken im Wolfsgebiet Schermbeck im Kreis Wesel.

Ex-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU)

Ex-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU)

Die Sorge kommt daher: „Die bundesweite Schadensstatistik gibt für Weidetiere an, dass Pferde nur zu weniger als 1 Prozent der Fälle von Wolfsübergriffen betroffen sind.“ Dieses Verhältnis stimmt am unteren Niederrhein nicht mehr.

Die Schäfer sind nicht überrascht

Simon Darscheid, Schäfer aus Hennef und Bezirksvorsitzender des Schafzuchtverbands NRW, zeigt sich nicht überrascht: „Die Schafe sind alle weg: Entweder aufgefressen, oder die Herden stehen im Stall oder die Betriebe haben dicht gemacht – und jetzt geht die Wölfin auf die nächst größeren Tiere.“ Ponys eben, Kleinpferde. Das sei genauso zu erwarten gewesen, meint er.

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Die Grauwölfin, von der die Rede ist, ist das beinahe schon berühmte Tier mit der amtlichen Kennung GW954f und dem Spitznamen „Gloria“. Sie beunruhigt die Schäfer im Großraum Wesel seit Jahren – Beobachtungen haben den Schluss nahegelegt, dass sie nicht nur schneller und schlauer ist als der statistische Durchschnittswolf – sie kann höher springen und lernt fortwährend dazu.

Trotz aller aufwendigen Herdenschutzmaßnahmen blieb die Bedrohung für die Weidetiere akut. Und seit Gloria eine Wolfsfamilie gegründet hat, fürchten die Schäfer, dass sie ihre Talente und Kenntnisse in ihrem Rudel an die nächste Generation weitergibt.

Klage im Mai gescheitert

Erst im Mai hatte ein Schäfer mit Blick auf die Sicherheit seiner Herden geklagt, um Gloria entnehmen – das heißt: abschießen – zu lassen. „Man hatte versprochen“, sagt Darscheid, „dass ein Wolf entnommen wird, wenn er auffällig ist.“ Das Urteil meinte es damals gut mit dem Wolf: Es gehe keine besondere Gefährdung von Gloria aus. In der Folge sperrten die Schäfer ihre Herden in den Stall oder gaben ganz auf. Die Bedeutung der Weidetiere als „Landschafts-Ingenieure“ war am Montag bei der Artenschutz-Konferenz im NRW-Umweltministerium noch einmal beschworen worden. Als Argument im Fall Gloria spielte sie keine Rolle.

Schafe3

Schafe sind wichtige Klimaschützer.

Möglicherweise kommt aber jetzt Bewegung in den Fall. „Die drei bzw. vier Übergriffe in diesem Monat erfolgten binnen 14 Tagen in räumlich engem Zusammenhang“, teilte das Ministerium dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit, „sie stellen dann, wenn das Landesamt in allen Fällen Wölfe als Verursacher bestätigt (die Prüfung dauert zurzeit an), eine Häufung dar.“

Abschuss „im Einzelfall“ möglich 

Einerseits werden jetzt die Förderrichtlinien erweitert – die Maßnahmen für Schutz und Prävention gegen Wolfsattacken werden nun auch für die Halter von Kleinpferden gefördert. Andererseits wird über Gloria neu nachgedacht. Wölfe gelten als gefährlich wenn sie den empfohlenen Herdenschutz mehrfach in räumlich und zeitlich engem Abstand überwinden.

„Solche Wölfe können auch nach den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes im begründeten Einzelfall entnommen werden“, erklärt das Ministerium. „Davon sind auch die Wölfe des »Schermbecker Rudels« nicht ausgenommen und somit gilt das auch für GW954f.“

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