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Geld, Gewalt, Glücksspiel11 Fußballer, die schon einmal im Knast saßen

7 min
Uli Hoeneß

Hat den Knast gut überstanden: Uli Hoeneß ist mittlerweile Bayern Münchens Ehrenpräsident. (Archivbild)

Vom gefeierten Profi zum Gefangenen: Diese 11 Kicker mussten ihre Karriere unterbrechen – oder sogar beenden – wegen einer Haftstrafe.

Fußballstars sind Helden auf dem Rasen, doch manche von ihnen machten später Schlagzeilen in den Gerichtssälen. Immer wieder geraten Profis in Konflikt mit dem Gesetz – von Trunkenheit am Steuer über Steuerhinterziehung bis hin zu schweren Delikten wie Betrug, Drogenhandel oder gar Gewaltverbrechen.

Besonders der aktuelle Fall von Ex-Nationaltorwart Eike Immel zeigt, dass auch prominente Karrieren im Gefängnis enden können: Im August 2025 wurde er wegen Betrugs in über hundert Fällen zu mehr als zwei Jahren Haft verurteilt, das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig.

Immel reiht sich damit in eine lange Liste ein, die von Weltmeistern und Bundesliga-Legenden bis zu internationalen Stars reicht. Ihre Geschichten sind so unterschiedlich wie ihre Strafen – und sie verdeutlichen, dass Ruhm und sportlicher Erfolg keinen Schutz vor Fehltritten bieten.

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß saß in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech (Bayern) ein. (Archivbild)

Vom gefeierten Spieler über den erfolgreichen Manager bis hin zum Präsidenten – kaum jemand prägte den FC Bayern und den deutschen Fußball so wie er. Uli Hoeneß schrieb nicht nur Fußball-, sondern auch Justizgeschichte. 2014 erschütterte seine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung die Bundesliga. Drei Jahre und sechs Monate lautete das Urteil, das den einst mächtigsten Mann des Vereins plötzlich in die Justizvollzugsanstalt Landsberg brachte. Neun Monate saß er tatsächlich ein, ehe er vorzeitig entlassen wurde. Der Fall Hoeneß wurde zum Symbol dafür, wie tief der Sturz eines Fußballfunktionärs sein kann – und wie schnell er sich, zurück beim FC Bayern, wieder in den Armen der Fans fand.


Dani Alves

Der brasilianische Nationalspieler und Weltstar des FC Barcelona, Dani Alves, mehrfacher Champions-League-Sieger, geriet 2023 ins Visier der Justiz: Er wurde in Spanien wegen Vergewaltigung angeklagt. Im Januar desselben Jahres kam er in Untersuchungshaft, nachdem eine Frau ihm vorgeworfen hatte, sie in einem Nachtclub in Barcelona sexuell missbraucht zu haben.

Im Februar 2024 wurde er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, konnte aber nach 14 Monaten gegen eine Kaution in Höhe von einer Million Euro freikommen. Im März 2025 kippte das katalanische Berufungsgericht die Verurteilung – aus Sicht der Richter fehlten stichhaltige Beweise und die Zeugenaussagen wiesen Widersprüche auf. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Revision beim Obersten Gerichtshof Spaniens eingelegt, sodass das Verfahren noch nicht endgültig abgeschlossen ist.


Helmut Rahn

Der deutsche Torjäger Helmut Rahn (l) stürmt auf das jugoslawische Tor zu.

Durch seinen Siegtreffer zum 3:2 im WM-Finale 1954 gegen Ungarn wurde Helmut Rahn zur Fußballlegende und machte Deutschland zum Weltmeister. (Archivbild)

Der „Boss“ Helmut Rahn wurde durch sein Siegtor im WM-Finale 1954 zur Legende des deutschen Fußballs. Abseits des Platzes sorgte er jedoch immer wieder für Schlagzeilen. In den 1950er- und 1960er-Jahren fiel er mehrfach durch Alkoholfahrten auf und verlor zeitweise seinen Führerschein. 1957 musste er nach einer Trunkenheitsfahrt sogar eine kurze Haftstrafe antreten. Trotz dieser Eskapaden blieb Rahn sportlich erfolgreich und bestritt insgesamt 40 Länderspiele für Deutschland. Nach seiner Karriere führte er ein weitgehend zurückgezogenes Leben in Essen, wo er 2003 verstarb.


Stig Tøfting

Stig Tøfting

Nach seiner Karriere arbeitet Stig Tøfting bis heute als Kommentator und Experte für das dänische Fernsehen. (Archivbild)

Der Däne Stig Tøfting war für seine kompromisslose Art als Mittelfeldspieler bekannt und stand unter anderem beim HSV und beim MSV Duisburg unter Vertrag. 2002 geriet er in Kopenhagen in eine Auseinandersetzung, bei der er den Besitzer eines Cafés mit einer Kopfnuss verletzte. Ein Gericht verhängte daraufhin eine Haftstrafe von vier Monaten. Teile davon verbüßte er im Gefängnis. Immer wieder geriet Tøfting auch wegen Alkoholexzessen und Prügeleien in die Schlagzeilen, die seinen Ruf als Enfant terrible des dänischen Fußballs festigten.


Thomas Renner

Thomas Renner

Thomas Renner geriet bereits während seiner Zeit als Fußballprofi auf die schiefe Bahn. (Archivbild)

Ein vielversprechender Spieler der 1990er-Jahre geriet in eine Abwärtsspirale, die schließlich im Gefängnis endete: Thomas Renner, der unter anderem für den 1. FC Kaiserslautern, SpVgg Unterhaching und zuletzt SpVgg Bayreuth auflief, verfiel dem Glücksspiel und häufte hohe Schulden an. Um diese zu begleichen, griff er zu drastischen Mitteln und verübte zwei bewaffnete Banküberfälle. 1995 wurde er deshalb zu sechs Jahren Haft verurteilt, verbunden mit einer Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung. Für den damals 28-Jährigen bedeutete dies nicht nur den Verlust seiner Freiheit, sondern auch das Ende seiner vielversprechenden sportlichen Laufbahn.


Robinho

Der brasilianische Stürmerstar Robinho, der für Real Madrid, Manchester City und den AC Mailand spielte, steht inzwischen im Zentrum eines der größten Justizfälle im internationalen Fußball: Er wurde in Italien wegen der Gruppenvergewaltigung einer 22-jährigen Frau im Jahr 2013 verurteilt. Nach jahrelangen Prozessen bestätigte der Oberste Gerichtshof Italiens im Jahr 2022 das Urteil von neun Jahren Haft.

Da Robinho in Brasilien lebt, entging er zunächst der Auslieferung, da die brasilianische Verfassung die Auslieferung eigener Staatsbürger verbietet. Daraufhin beantragte Italien die Vollstreckung der Strafe in Brasilien. Im März 2023 ordnete ein Gericht in São Paulo an, dass Robinho seine Strafe dort antreten muss. Seither sitzt der 41-Jährige in einem brasilianischen Gefängnis ein, wo enge Zellen, mangelhafte Hygiene und die ständige Gefahr von Gewalt seinen Alltag prägen. Von Ruhm und Karriere ist dort nichts geblieben.


Tony Adams

Tony Adams

In seiner Autobiografie „Addicted“ von 1998 beschrieb Tony Adams offen seinen Kampf gegen seine Alkoholsucht. (Archivbild)

Ein englischer Nationalspieler, der eine große Karriere bei Arsenal London hatte, musste ebenfalls eine Zeit hinter Gittern verbringen: Tony Adams, über Jahre Kapitän und Abwehrchef der „Gunners“, kämpfte schon früh mit Alkoholproblemen. 1990 verursachte er betrunken einen Autounfall und wurde zu vier Monaten Haft verurteilt, von denen er zwei tatsächlich absitzen musste. Nach seiner Entlassung bekannte er sich öffentlich zu seiner Sucht, begann eine Therapie und änderte sein Leben grundlegend. Später gründete er sogar eine Stiftung für Suchtkranke.


Breno

Ein brasilianisches Abwehrtalent, das 2008 mit großen Hoffnungen zum FC Bayern wechselte, fand sich nur wenige Jahre später im Gefängnis wieder: Breno Vinícius Rodrigues Borges galt als „neuer Lúcio“, konnte den Erwartungen in München jedoch nie gerecht werden. 2011 setzte er seine gemietete Villa in Grünwald in Brand – ein spektakulärer Fall, der bundesweit für Aufsehen sorgte.

2012 wurde er wegen schwerer Brandstiftung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt und trat die Strafe in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim an. Im Dezember 2014 kam er vorzeitig frei und kehrte in seine Heimat Brasilien zurück, wo er beim FC São Paulo einen Neuanfang wagte. Heute lässt er seine Fans auf Instagram an seinem Privatleben teilhaben.


Willi Kraus

Willi Kraus (FC Schalke 04)

Willi Kraus FC Schalke 04

Schalke-Stürmer Willi Kraus geriet bis zu seinem Tod im Jahr 2008 immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. (Archivbild)

Ein echtes Schalker Eigengewächs, das in den 1960er-Jahren als Stürmer für die „Knappen“ auflief, geriet nach seiner aktiven Karriere auf die schiefe Bahn: Willi Kraus. Ab 1990 wurde er wegen Drogenhandels sowie mehrerer bewaffneter Überfälle auf Banken und Supermärkte zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt. Ganze 15 Jahre verbrachte er hinter Gittern, ehe er sich nach seiner Entlassung ein neues Leben aufbaute. Kraus arbeitete fortan als Elektriker und führte ein weitgehend zurückgezogenes Leben. Kurz vor seinem Tod im Jahr 2008 sollte der 65-Jährige erneut wegen eines Waffendelikts vor Gericht stehen.


Jürgen Sobieray

Jürgen Sobieray

Jürgen Sobieray

Ein Verteidiger, der in den 1970er-Jahren sowohl für Schalke 04 als auch für Borussia Dortmund spielte, machte Jahrzehnte nach seiner aktiven Karriere traurige Schlagzeilen: Jürgen Sobieray. Der gebürtige Dortmunder gehörte 1972 zum Pokalsiegerkader der Königsblauen und war lange eine feste Größe im Ruhrgebiet. Doch 2001 verurteilte ihn das Landgericht Dortmund wegen Anlagebetrugs zu drei Jahren und sechs Monaten Haft. Der angerichtete Schaden belief sich auf rund 2,2 Millionen D-Mark. Sobieray verbüßte seine Strafe im Gefängnis und lebte nach seiner Entlassung zurückgezogen. Im März 2021 starb er im Alter von 70 Jahren.


Ronaldinho

Ein Weltmeister und gefeierter Ballkünstler fand sich im Jahr 2020 plötzlich hinter Gittern wieder: Ronaldinho reiste gemeinsam mit seinem Bruder und unter Verwendung gefälschter Pässe nach Paraguay ein und wurde dort festgenommen. Ihm war zuvor der brasilianische Reisepass entzogen worden, da er ein Bußgeld nicht bezahlt hatte. Er kam zunächst in ein Hochsicherheitsgefängnis nahe Asunción. 

Nach einigen Wochen wurde die Haft in ein Luxushotel verlegt, das als offener Arrest diente. Insgesamt dauerte seine Zeit in Gefangenschaft rund fünf Monate. Erst gegen Zahlung einer hohen Geldstrafe durfte er das Land verlassen und in seine Heimat zurückkehren.

Später berichtete Ronaldinho in Interviews über die Zeit hinter Gittern. Er sprach von einem harten Schlag, den er nie für möglich gehalten hätte, und davon, wie schwer es sei, plötzlich die Freiheit zu verlieren. Zugleich schilderte er, dass ihn die Anteilnahme von Mitgefangenen und Fans getragen habe. Im Gefängnis wurde er beinahe wie ein Held gefeiert: Er kickte bei kleinen Turnieren mit, erzielte Tore, schrieb Autogramme und stellte sich für Fotos auf – fast so, als wäre er trotz der Haft noch immer der große Entertainer auf dem Platz.